Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Widerstand konischer Räder.
vorausschieben, und der innere Punkt des Radreifens muss um etwas zurückge-
schoben
werden. Hieraus entsteht nun eine Reibung, die mit keiner wälzenden Be-Fig.
10.
Tab.
29.

wegung verbunden ist, und wobei sich ein Körper auf einem andern nämlich der Rad-
reifen auf der Strasse fortschleift; diese Reibung muss von der Zugkraft überwältigt
werden, und sonach ergibt sich, dass konische Räder einen besondern Wider-
stand verursachen
.

Der äussere Punkt des Radreifens hat den Halbmesser A + e, wo unter e die
Grösse verstanden wird, um welche der äussere Durchmesser grösser, und daher auch
der innere Durchmesser kleiner als der mittiere A ist; demnach beschreibt der äussere
Punkt den Raum p. 2 (A + e) = 2 p. A + 2 p. e. und der innere Punkt beschreibt
den Raum = 2 p (A -- e) = 2 p. A -- 2 p. e; sonach wird der äussere Punkt um den Raum
2 p. e vorwärts und der innere Punkt um 2 p. e zurück geschoben. Da diese Bewegung unten
an der Strasse vorgeht, so entsteht daraus eine Reibung, welche sowohl das Rad, als auch
die Strasse abnützt. Der Widerstand ist im Punkte D am grössten, im Punkte A aber = 0;
wir können also zwischen beiden Räumen das Mittel [Formel 1] nehmen. Nennen wir
nun den Druck der Ladung auf ein Rad und das eigene Gewicht des Rades = Q, so
drückt die halbe Breite des Rades A D auf die Strasse mit [Formel 2] , und wenn wir den Rei-
bungscoeffizienten M nennen, so entsteht zwischen der Radfläche A D und der Strasse
eine Reibung = [Formel 3] und der Raum, welchen dieser Widerstand bei einer Umdrehung
des Rades beschreibt, ist [Formel 4] , folglich das Produkt beider = [Formel 5] . p. e.

Der Punkt B bleibt, wie wir oben bemerkten, um die Grösse 2 p. e bei einer Um-
drehung des Rades gegen die mittlere Geschwindigkeit desselben zurück; also gibt
wieder, da der Punkt A um nichts zurückbleibt, die Grösse [Formel 6] = p. e den Raum
an, um welchen die halbe Breite des Rades A B bei einer Umdrehung zurückbleibt;
die Reibung ist wieder [Formel 7] und sonach das Produkt beider = [Formel 8] . p. e. Wenn wir
nun diese beiden Widerstände für die zwei halben Breiten des Rades summiren, so
sind selbe = [Formel 9] . p. e = M. Q. p. e. Dieser Widerstand muss von der
Zugkraft während eines Radumlaufes überwältigt werden; setzen wir die hiezu nöthige
Zugkraft = '''', so müssen die Produkte dieser Kräfte in ihre Räume gleich seyn, oder
'''' x 2 p. A = M. Q x p. e woraus die Zugkraft [Formel 10] , folgt; dieselbe wird
daher desto grösser, je mehr die Reibung des Rades an der Strasse oder M beträgt,
je grösser die Last Q ist, je grösser e oder je grösser der Unterschied der Durch-
messer des konischen Rades ist, endlich je kleiner der mittlere Durchmesser des Rades
2 A ist. Hohe Räder sind daher abermal vortheilhafter, als niedrige.

Widerstand konischer Räder.
vorausschieben, und der innere Punkt des Radreifens muss um etwas zurückge-
schoben
werden. Hieraus entsteht nun eine Reibung, die mit keiner wälzenden Be-Fig.
10.
Tab.
29.

wegung verbunden ist, und wobei sich ein Körper auf einem andern nämlich der Rad-
reifen auf der Strasse fortschleift; diese Reibung muss von der Zugkraft überwältigt
werden, und sonach ergibt sich, dass konische Räder einen besondern Wider-
stand verursachen
.

Der äussere Punkt des Radreifens hat den Halbmesser A + e, wo unter e die
Grösse verstanden wird, um welche der äussere Durchmesser grösser, und daher auch
der innere Durchmesser kleiner als der mittiere A ist; demnach beschreibt der äussere
Punkt den Raum π. 2 (A + e) = 2 π. A + 2 π. e. und der innere Punkt beschreibt
den Raum = 2 π (A — e) = 2 π. A — 2 π. e; sonach wird der äussere Punkt um den Raum
2 π. e vorwärts und der innere Punkt um 2 π. e zurück geschoben. Da diese Bewegung unten
an der Strasse vorgeht, so entsteht daraus eine Reibung, welche sowohl das Rad, als auch
die Strasse abnützt. Der Widerstand ist im Punkte D am grössten, im Punkte A aber = 0;
wir können also zwischen beiden Räumen das Mittel [Formel 1] nehmen. Nennen wir
nun den Druck der Ladung auf ein Rad und das eigene Gewicht des Rades = Q, so
drückt die halbe Breite des Rades A D auf die Strasse mit [Formel 2] , und wenn wir den Rei-
bungscoeffizienten M nennen, so entsteht zwischen der Radfläche A D und der Strasse
eine Reibung = [Formel 3] und der Raum, welchen dieser Widerstand bei einer Umdrehung
des Rades beschreibt, ist [Formel 4] , folglich das Produkt beider = [Formel 5] . π. e.

Der Punkt B bleibt, wie wir oben bemerkten, um die Grösse 2 π. e bei einer Um-
drehung des Rades gegen die mittlere Geschwindigkeit desselben zurück; also gibt
wieder, da der Punkt A um nichts zurückbleibt, die Grösse [Formel 6] = π. e den Raum
an, um welchen die halbe Breite des Rades A B bei einer Umdrehung zurückbleibt;
die Reibung ist wieder [Formel 7] und sonach das Produkt beider = [Formel 8] . π. e. Wenn wir
nun diese beiden Widerstände für die zwei halben Breiten des Rades summiren, so
sind selbe = [Formel 9] . π. e = M. Q. π. e. Dieser Widerstand muss von der
Zugkraft während eines Radumlaufes überwältigt werden; setzen wir die hiezu nöthige
Zugkraft = 𝔎'''', so müssen die Produkte dieser Kräfte in ihre Räume gleich seyn, oder
𝔎'''' × 2 π. A = M. Q × π. e woraus die Zugkraft [Formel 10] , folgt; dieselbe wird
daher desto grösser, je mehr die Reibung des Rades an der Strasse oder M beträgt,
je grösser die Last Q ist, je grösser e oder je grösser der Unterschied der Durch-
messer des konischen Rades ist, endlich je kleiner der mittlere Durchmesser des Rades
2 A ist. Hohe Räder sind daher abermal vortheilhafter, als niedrige.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0621" n="589"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Widerstand konischer Räder</hi>.</fw><lb/><hi rendition="#g">vorausschieben</hi>, und der innere Punkt des Radreifens muss um etwas <hi rendition="#g">zurückge-<lb/>
schoben</hi> werden. Hieraus entsteht nun eine Reibung, die mit keiner wälzenden Be-<note place="right">Fig.<lb/>
10.<lb/>
Tab.<lb/>
29.</note><lb/>
wegung verbunden ist, und wobei sich ein Körper auf einem andern nämlich der Rad-<lb/>
reifen auf der Strasse fortschleift; diese Reibung muss von der Zugkraft überwältigt<lb/>
werden, und sonach ergibt sich, dass konische Räder einen <hi rendition="#g">besondern Wider-<lb/>
stand verursachen</hi>.</p><lb/>
            <p>Der äussere Punkt des Radreifens hat den Halbmesser A + e, wo unter e die<lb/>
Grösse verstanden wird, um welche der äussere Durchmesser grösser, und daher auch<lb/>
der innere Durchmesser kleiner als der mittiere A ist; demnach beschreibt der äussere<lb/>
Punkt den Raum &#x03C0;. 2 (A + e) = 2 &#x03C0;. A + 2 &#x03C0;. e. und der innere Punkt beschreibt<lb/>
den Raum = 2 &#x03C0; (A &#x2014; e) = 2 &#x03C0;. A &#x2014; 2 &#x03C0;. e; sonach wird der äussere Punkt um den Raum<lb/>
2 &#x03C0;. e vorwärts und der innere Punkt um 2 &#x03C0;. e zurück geschoben. Da diese Bewegung unten<lb/>
an der Strasse vorgeht, so entsteht daraus eine Reibung, welche sowohl das Rad, als auch<lb/>
die Strasse abnützt. Der Widerstand ist im Punkte D am grössten, im Punkte A aber = 0;<lb/>
wir können also zwischen beiden Räumen das Mittel <formula/> nehmen. Nennen wir<lb/>
nun den Druck der Ladung auf ein Rad und das eigene Gewicht des Rades = Q, so<lb/>
drückt die halbe Breite des Rades A D auf die Strasse mit <formula/>, und wenn wir den Rei-<lb/>
bungscoeffizienten M nennen, so entsteht zwischen der Radfläche A D und der Strasse<lb/>
eine Reibung = <formula/> und der Raum, welchen dieser Widerstand bei einer Umdrehung<lb/>
des Rades beschreibt, ist <formula/>, folglich das Produkt beider = <formula/>. &#x03C0;. e.</p><lb/>
            <p>Der Punkt B bleibt, wie wir oben bemerkten, um die Grösse 2 &#x03C0;. e bei einer Um-<lb/>
drehung des Rades gegen die mittlere Geschwindigkeit desselben zurück; also gibt<lb/>
wieder, da der Punkt A um nichts zurückbleibt, die Grösse <formula/> = &#x03C0;. e den Raum<lb/>
an, um welchen die halbe Breite des Rades A B bei einer Umdrehung zurückbleibt;<lb/>
die Reibung ist wieder <formula/> und sonach das Produkt beider = <formula/>. &#x03C0;. e. Wenn wir<lb/>
nun diese beiden Widerstände für die zwei halben Breiten des Rades summiren, so<lb/>
sind selbe = <formula/>. &#x03C0;. e = M. Q. &#x03C0;. e. Dieser Widerstand muss von der<lb/>
Zugkraft während eines Radumlaufes überwältigt werden; setzen wir die hiezu nöthige<lb/>
Zugkraft = &#x1D50E;'''', so müssen die Produkte dieser Kräfte in ihre Räume gleich seyn, oder<lb/>
&#x1D50E;'''' × 2 &#x03C0;. A = M. Q × &#x03C0;. e woraus die Zugkraft <formula/>, folgt; dieselbe wird<lb/>
daher desto grösser, je mehr die Reibung des Rades an der Strasse oder M beträgt,<lb/>
je grösser die Last Q ist, je grösser e oder je grösser der Unterschied der Durch-<lb/>
messer des konischen Rades ist, endlich je kleiner der mittlere Durchmesser des Rades<lb/>
2 A ist. Hohe Räder sind daher abermal vortheilhafter, als niedrige.</p>
          </div><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[589/0621] Widerstand konischer Räder. vorausschieben, und der innere Punkt des Radreifens muss um etwas zurückge- schoben werden. Hieraus entsteht nun eine Reibung, die mit keiner wälzenden Be- wegung verbunden ist, und wobei sich ein Körper auf einem andern nämlich der Rad- reifen auf der Strasse fortschleift; diese Reibung muss von der Zugkraft überwältigt werden, und sonach ergibt sich, dass konische Räder einen besondern Wider- stand verursachen. Fig. 10. Tab. 29. Der äussere Punkt des Radreifens hat den Halbmesser A + e, wo unter e die Grösse verstanden wird, um welche der äussere Durchmesser grösser, und daher auch der innere Durchmesser kleiner als der mittiere A ist; demnach beschreibt der äussere Punkt den Raum π. 2 (A + e) = 2 π. A + 2 π. e. und der innere Punkt beschreibt den Raum = 2 π (A — e) = 2 π. A — 2 π. e; sonach wird der äussere Punkt um den Raum 2 π. e vorwärts und der innere Punkt um 2 π. e zurück geschoben. Da diese Bewegung unten an der Strasse vorgeht, so entsteht daraus eine Reibung, welche sowohl das Rad, als auch die Strasse abnützt. Der Widerstand ist im Punkte D am grössten, im Punkte A aber = 0; wir können also zwischen beiden Räumen das Mittel [FORMEL] nehmen. Nennen wir nun den Druck der Ladung auf ein Rad und das eigene Gewicht des Rades = Q, so drückt die halbe Breite des Rades A D auf die Strasse mit [FORMEL], und wenn wir den Rei- bungscoeffizienten M nennen, so entsteht zwischen der Radfläche A D und der Strasse eine Reibung = [FORMEL] und der Raum, welchen dieser Widerstand bei einer Umdrehung des Rades beschreibt, ist [FORMEL], folglich das Produkt beider = [FORMEL]. π. e. Der Punkt B bleibt, wie wir oben bemerkten, um die Grösse 2 π. e bei einer Um- drehung des Rades gegen die mittlere Geschwindigkeit desselben zurück; also gibt wieder, da der Punkt A um nichts zurückbleibt, die Grösse [FORMEL] = π. e den Raum an, um welchen die halbe Breite des Rades A B bei einer Umdrehung zurückbleibt; die Reibung ist wieder [FORMEL] und sonach das Produkt beider = [FORMEL]. π. e. Wenn wir nun diese beiden Widerstände für die zwei halben Breiten des Rades summiren, so sind selbe = [FORMEL]. π. e = M. Q. π. e. Dieser Widerstand muss von der Zugkraft während eines Radumlaufes überwältigt werden; setzen wir die hiezu nöthige Zugkraft = 𝔎'''', so müssen die Produkte dieser Kräfte in ihre Räume gleich seyn, oder 𝔎'''' × 2 π. A = M. Q × π. e woraus die Zugkraft [FORMEL], folgt; dieselbe wird daher desto grösser, je mehr die Reibung des Rades an der Strasse oder M beträgt, je grösser die Last Q ist, je grösser e oder je grösser der Unterschied der Durch- messer des konischen Rades ist, endlich je kleiner der mittlere Durchmesser des Rades 2 A ist. Hohe Räder sind daher abermal vortheilhafter, als niedrige.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/621
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/621>, abgerufen am 22.11.2024.