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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Arbeiten ohne Maschinen.

Nach diesen Formeln ist man nunmehr im Stande, für jedes thierische Wesen, des-
sen mittlere Kraft, Arbeitszeit und Geschwindigkeit bekannt ist, die Kraft bei einer
jeden andern Geschwindigkeit und Arbeitszeit zu berechnen.

§. 34.

Da es für die Menschen und Thiere einerlei ist, eine grosse Last mit einer kleinen
Geschwindigkeit oder im Gegentheile eine kleinere Last mit einer grössern Geschwindig-
keit zu tragen, so wird die vorzüglichste Aufgabe der Dynamik darin bestehen, die vor-
theilhafteste Kraft
, d. h. die Kraft, wodurch die grösste Wirkung, der
grösste Effekt hervorgebracht wird
, für jeden Fall zu bestimmen. Man ver-
steht aber hier unter Effekt die verrichtete Arbeit, d. h. die Menge oder das
Quantum einer gewissen Sache, welches in einer gegebenen Zeit z. B. in einem Tage von
einem Orte zum andern getragen, aufgezogen, geführt oder sonst wie immer durch die
vorhandene Kraft hingeschafft wird. Es frägt sich daher, wie viel soll ein Arbeiter in
einem jeden Falle tragen oder führen, das Pferd ziehen u. s. w., mit welcher Ge-
schwindigkeit
und wie lange soll gearbeitet werden, damit in jedem Falle der
grösste Effekt durch die vorhandene Kraft hervorgebracht, oder damit der beabsichtigte
Effekt mit dem geringsten Kostenaufwande bewirkt werde. -- Wir werden diese interes-
sante Frage in den folgenden Paragraphen behandeln, und zu diesem Behufe die Ausein-
andersetzung der leichtesten Fälle vorangehen lassen.

§. 35.

Unter die einfachsten Arbeiten, wozu die Kräfte der Menschen oder Thiere verwen-
det werden, gehört das Tragen einer Last von einem Orte zum andern. Es
sind hier mehrere Fälle zu unterscheiden, von denen wir nur die vorzüglichsten in Be-
trachtung ziehen wollen. Der erste Fall ist folgender:

Ein Arbeiter habe eine theilbare Last, z. B. Getreide, Holz, Obst
etc. auf eine unbestimmte Entfernung zu tragen und zwar so, dass
er ununterbrochen im Gange ist und durch keine Nebenumstände,
als Aufladen, Abladen, leer Zurückgehen etc. Zeit verliert
. Diess
könnte sich ereignen, wenn die Entfernung, auf welche die Last getragen werden soll,
so gross ist, dass sie von einem Menschen erst in mehreren Tagen zurückgelegt wird,
oder wenn ein Arbeiter an einen Ort eine Last hinträgt, und gleich nach seinem Eintref-
fen alsbald wieder eine Rückladung erhält. Es frägt sich nun in diesem Falle:

I. Wie ist die Arbeit einzurichten, damit die Tragungskosten bei einem bereits
bestehenden Taglohne am kleinsten werden? oder
II. Wenn der Preis des Tragens für einen Zentner gegeben ist, wie soll der Taglöhner
seine Arbeit einrichten, um auf einen möglichst hohen Taglohn zu
kommen
oder sich bei der Arbeit möglichst viel zu verdienen?

Bevor zur Auflösung dieser Aufgabe geschritten wird, bemerken wir, dass die Tra-
gungs- oder auch die Frachtkosten hierlandes gewöhnlich für einen Wiener Zentner und
eine österr. Meile, in Frankreich für den Kilometer (527 Nied. Oesterr. Klafter) und 1000
Kilogramme (1786 Nied. Oesterr. Pfunde), in England für die Tonne (1814 Nied. Oesterr.
Pfunde) und die engl. Meile (848 Nied. Oesterr. Klafter) u. s. w., in jedem Lande also nach

Arbeiten ohne Maschinen.

Nach diesen Formeln ist man nunmehr im Stande, für jedes thierische Wesen, des-
sen mittlere Kraft, Arbeitszeit und Geschwindigkeit bekannt ist, die Kraft bei einer
jeden andern Geschwindigkeit und Arbeitszeit zu berechnen.

§. 34.

Da es für die Menschen und Thiere einerlei ist, eine grosse Last mit einer kleinen
Geschwindigkeit oder im Gegentheile eine kleinere Last mit einer grössern Geschwindig-
keit zu tragen, so wird die vorzüglichste Aufgabe der Dynamik darin bestehen, die vor-
theilhafteste Kraft
, d. h. die Kraft, wodurch die grösste Wirkung, der
grösste Effekt hervorgebracht wird
, für jeden Fall zu bestimmen. Man ver-
steht aber hier unter Effekt die verrichtete Arbeit, d. h. die Menge oder das
Quantum einer gewissen Sache, welches in einer gegebenen Zeit z. B. in einem Tage von
einem Orte zum andern getragen, aufgezogen, geführt oder sonst wie immer durch die
vorhandene Kraft hingeschafft wird. Es frägt sich daher, wie viel soll ein Arbeiter in
einem jeden Falle tragen oder führen, das Pferd ziehen u. s. w., mit welcher Ge-
schwindigkeit
und wie lange soll gearbeitet werden, damit in jedem Falle der
grösste Effekt durch die vorhandene Kraft hervorgebracht, oder damit der beabsichtigte
Effekt mit dem geringsten Kostenaufwande bewirkt werde. — Wir werden diese interes-
sante Frage in den folgenden Paragraphen behandeln, und zu diesem Behufe die Ausein-
andersetzung der leichtesten Fälle vorangehen lassen.

§. 35.

Unter die einfachsten Arbeiten, wozu die Kräfte der Menschen oder Thiere verwen-
det werden, gehört das Tragen einer Last von einem Orte zum andern. Es
sind hier mehrere Fälle zu unterscheiden, von denen wir nur die vorzüglichsten in Be-
trachtung ziehen wollen. Der erste Fall ist folgender:

Ein Arbeiter habe eine theilbare Last, z. B. Getreide, Holz, Obst
etc. auf eine unbestimmte Entfernung zu tragen und zwar so, dass
er ununterbrochen im Gange ist und durch keine Nebenumstände,
als Aufladen, Abladen, leer Zurückgehen etc. Zeit verliert
. Diess
könnte sich ereignen, wenn die Entfernung, auf welche die Last getragen werden soll,
so gross ist, dass sie von einem Menschen erst in mehreren Tagen zurückgelegt wird,
oder wenn ein Arbeiter an einen Ort eine Last hinträgt, und gleich nach seinem Eintref-
fen alsbald wieder eine Rückladung erhält. Es frägt sich nun in diesem Falle:

I. Wie ist die Arbeit einzurichten, damit die Tragungskosten bei einem bereits
bestehenden Taglohne am kleinsten werden? oder
II. Wenn der Preis des Tragens für einen Zentner gegeben ist, wie soll der Taglöhner
seine Arbeit einrichten, um auf einen möglichst hohen Taglohn zu
kommen
oder sich bei der Arbeit möglichst viel zu verdienen?

Bevor zur Auflösung dieser Aufgabe geschritten wird, bemerken wir, dass die Tra-
gungs- oder auch die Frachtkosten hierlandes gewöhnlich für einen Wiener Zentner und
eine österr. Meile, in Frankreich für den Kilometer (527 Nied. Oesterr. Klafter) und 1000
Kilogramme (1786 Nied. Oesterr. Pfunde), in England für die Tonne (1814 Nied. Oesterr.
Pfunde) und die engl. Meile (848 Nied. Oesterr. Klafter) u. s. w., in jedem Lande also nach

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[40/0070] Arbeiten ohne Maschinen. Nach diesen Formeln ist man nunmehr im Stande, für jedes thierische Wesen, des- sen mittlere Kraft, Arbeitszeit und Geschwindigkeit bekannt ist, die Kraft bei einer jeden andern Geschwindigkeit und Arbeitszeit zu berechnen. §. 34. Da es für die Menschen und Thiere einerlei ist, eine grosse Last mit einer kleinen Geschwindigkeit oder im Gegentheile eine kleinere Last mit einer grössern Geschwindig- keit zu tragen, so wird die vorzüglichste Aufgabe der Dynamik darin bestehen, die vor- theilhafteste Kraft, d. h. die Kraft, wodurch die grösste Wirkung, der grösste Effekt hervorgebracht wird, für jeden Fall zu bestimmen. Man ver- steht aber hier unter Effekt die verrichtete Arbeit, d. h. die Menge oder das Quantum einer gewissen Sache, welches in einer gegebenen Zeit z. B. in einem Tage von einem Orte zum andern getragen, aufgezogen, geführt oder sonst wie immer durch die vorhandene Kraft hingeschafft wird. Es frägt sich daher, wie viel soll ein Arbeiter in einem jeden Falle tragen oder führen, das Pferd ziehen u. s. w., mit welcher Ge- schwindigkeit und wie lange soll gearbeitet werden, damit in jedem Falle der grösste Effekt durch die vorhandene Kraft hervorgebracht, oder damit der beabsichtigte Effekt mit dem geringsten Kostenaufwande bewirkt werde. — Wir werden diese interes- sante Frage in den folgenden Paragraphen behandeln, und zu diesem Behufe die Ausein- andersetzung der leichtesten Fälle vorangehen lassen. §. 35. Unter die einfachsten Arbeiten, wozu die Kräfte der Menschen oder Thiere verwen- det werden, gehört das Tragen einer Last von einem Orte zum andern. Es sind hier mehrere Fälle zu unterscheiden, von denen wir nur die vorzüglichsten in Be- trachtung ziehen wollen. Der erste Fall ist folgender: Ein Arbeiter habe eine theilbare Last, z. B. Getreide, Holz, Obst etc. auf eine unbestimmte Entfernung zu tragen und zwar so, dass er ununterbrochen im Gange ist und durch keine Nebenumstände, als Aufladen, Abladen, leer Zurückgehen etc. Zeit verliert. Diess könnte sich ereignen, wenn die Entfernung, auf welche die Last getragen werden soll, so gross ist, dass sie von einem Menschen erst in mehreren Tagen zurückgelegt wird, oder wenn ein Arbeiter an einen Ort eine Last hinträgt, und gleich nach seinem Eintref- fen alsbald wieder eine Rückladung erhält. Es frägt sich nun in diesem Falle: I. Wie ist die Arbeit einzurichten, damit die Tragungskosten bei einem bereits bestehenden Taglohne am kleinsten werden? oder II. Wenn der Preis des Tragens für einen Zentner gegeben ist, wie soll der Taglöhner seine Arbeit einrichten, um auf einen möglichst hohen Taglohn zu kommen oder sich bei der Arbeit möglichst viel zu verdienen? Bevor zur Auflösung dieser Aufgabe geschritten wird, bemerken wir, dass die Tra- gungs- oder auch die Frachtkosten hierlandes gewöhnlich für einen Wiener Zentner und eine österr. Meile, in Frankreich für den Kilometer (527 Nied. Oesterr. Klafter) und 1000 Kilogramme (1786 Nied. Oesterr. Pfunde), in England für die Tonne (1814 Nied. Oesterr. Pfunde) und die engl. Meile (848 Nied. Oesterr. Klafter) u. s. w., in jedem Lande also nach

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/70>, abgerufen am 21.11.2024.