Der Ausfluss des Wassers in durchaus offenen Seitenöffnungen oder Wandeinschnitten eines Behälters, worin eine unveränderte Druckhöhe des Wassers Statt findet, wird auf folgende Art berechnet:
Fig. 14. Tab. 46.
Es sey m n = H die gegebene Druckhöhe des Wassers, so ist die Geschwindigkeit, womit dasselbe am Boden ausfliesst c = 2 sqrt g . H = n o; auf der halben Höhe in p ist c' = 2 sqrt g ·
[Formel 1]
= p q, auf dem vierten Theile der Höhe in r ist c'' = 2 sqrt g ·
[Formel 2]
= r s, .... dem- nach verhält sich c : c' : c'' .... =
[Formel 3]
... oder die Geschwindigkeiten des Wassers sind den Quadratwurzeln aus den Druckhöhen proporzional. Nimmt man nun die Druckhöhen m r, m p, m n ..... als Abscissen an, trägt hierauf die Geschwindigkeiten r s p q, n o .... als die Ordinaten auf, und verbindet die Endpunkte dieser Ordinaten, so er- hält man die parabolische Linie m s q o und die Fläche der Parabel m s q o n m. Es ist nun offenbar, dass die aus der Seitenöffnung in einer Sekunde ausfliessende Wassermenge einem Wasserprisma gleich sey, welches diese Fläche der Parabel zur Grundfläche, und die Breite b der Oeffnung zur Höhe oder Tiefe hat. Nach §. 77 des I. Bandes ist die Fläche der Parabel = 2/3 . m n . n o = 2/3 H . 2 sqrt g . H; demnach wäre die ausfliessende Wassermenge in 1 Sekunde = 2/3 b . H . 2 sqrt g . H; da jedoch eine Zusammenziehung des Wassers bei dieser Oeffnung ebenfalls Statt findet, so muss diese Grösse noch mit einem Koeffizienten, den wir inzwischen m nennen wollen, multiplizirt werden. Wir erhalten auf diese Art die Wasser- menge, welche durch eine von oben bis unten offene Seitenöffnung eines Gefässes in t Sekunden ausfliesst, M = m . 2/3 b . H . t . 2 sqrt g . H.
§. 112.
Hiernach lässt sich nunmehr die Ausflussmenge für eine Seitenöffnung berechnen, welche nicht durchaus bis an den Wasserspiegel offen, sondern wovon der obere Theil geschlossen ist, wie es z. B. bei Schützen der Fall ist.
Fig. 15.
Wäre diese Oeffnung bis an den Wasserspiegel offen, so würde die eben berechnete Wassermenge M = m . 2/3 b . H . t . 2 sqrt g . H in der Zeit t ausfliessen. Denkt man sich nun die untere Oeffnung p n verschlossen und nur die obere offen, so würde auf dieselbe Art die ausfliessende Wassermenge in gleicher Zeit = m . 2/3 b . h . t . 2 sqrt g . h seyn. Zieht man diese Wassermenge von der erstern ab, so erhält man offenbar jene, welche durch die untere Oeffnung p n ausfliesst oder M' = m . 2/3 b . t . {H sqrt H -- h sqrt h} 2 sqrt g. (I.)
Bei dem Ausflusse durch kleine Oeffnungen haben wir gefunden, dass man die Fläche der Oeffnung mit der Geschwindigkeit, welche dem Mittelpunkte derselben zukommt, multipliziren müsse, um die Ausflussmenge zu erhalten. Wird dieselbe Me- thode auch hier angewendet, und bemerkt, dass die Höhe der Oeffnung = H -- h und die Druckhöhe bis auf die Mitte derselben = h +
[Formel 4]
ist, so erhalten wir M'' = m . b . t (H -- h) 2 sqrt g
[Formel 5]
(II.) In der Ausübung ist es oft bequemer, diese 2te Formel zu gebrauchen, und die unter dem Texte angeführte Berechnung zeigt, dass
Ausfluss aus Seitenöffnungen der Gefässe.
§. 111.
Der Ausfluss des Wassers in durchaus offenen Seitenöffnungen oder Wandeinschnitten eines Behälters, worin eine unveränderte Druckhöhe des Wassers Statt findet, wird auf folgende Art berechnet:
Fig. 14. Tab. 46.
Es sey m n = H die gegebene Druckhöhe des Wassers, so ist die Geschwindigkeit, womit dasselbe am Boden ausfliesst c = 2 √ g . H = n o; auf der halben Höhe in p ist c' = 2 √ g ·
[Formel 1]
= p q, auf dem vierten Theile der Höhe in r ist c'' = 2 √ g ·
[Formel 2]
= r s, .... dem- nach verhält sich c : c' : c'' .... =
[Formel 3]
… oder die Geschwindigkeiten des Wassers sind den Quadratwurzeln aus den Druckhöhen proporzional. Nimmt man nun die Druckhöhen m r, m p, m n ..... als Abscissen an, trägt hierauf die Geschwindigkeiten r s p q, n o .... als die Ordinaten auf, und verbindet die Endpunkte dieser Ordinaten, so er- hält man die parabolische Linie m s q o und die Fläche der Parabel m s q o n m. Es ist nun offenbar, dass die aus der Seitenöffnung in einer Sekunde ausfliessende Wassermenge einem Wasserprisma gleich sey, welches diese Fläche der Parabel zur Grundfläche, und die Breite b der Oeffnung zur Höhe oder Tiefe hat. Nach §. 77 des I. Bandes ist die Fläche der Parabel = ⅔ . m n . n o = ⅔ H . 2 √ g . H; demnach wäre die ausfliessende Wassermenge in 1 Sekunde = ⅔ b . H . 2 √ g . H; da jedoch eine Zusammenziehung des Wassers bei dieser Oeffnung ebenfalls Statt findet, so muss diese Grösse noch mit einem Koeffizienten, den wir inzwischen m nennen wollen, multiplizirt werden. Wir erhalten auf diese Art die Wasser- menge, welche durch eine von oben bis unten offene Seitenöffnung eines Gefässes in t Sekunden ausfliesst, M = m . ⅔ b . H . t . 2 √ g . H.
§. 112.
Hiernach lässt sich nunmehr die Ausflussmenge für eine Seitenöffnung berechnen, welche nicht durchaus bis an den Wasserspiegel offen, sondern wovon der obere Theil geschlossen ist, wie es z. B. bei Schützen der Fall ist.
Fig. 15.
Wäre diese Oeffnung bis an den Wasserspiegel offen, so würde die eben berechnete Wassermenge M = m . ⅔ b . H . t . 2 √ g . H in der Zeit t ausfliessen. Denkt man sich nun die untere Oeffnung p n verschlossen und nur die obere offen, so würde auf dieselbe Art die ausfliessende Wassermenge in gleicher Zeit = m . ⅔ b . h . t . 2 √ g . h seyn. Zieht man diese Wassermenge von der erstern ab, so erhält man offenbar jene, welche durch die untere Oeffnung p n ausfliesst oder M' = m . ⅔ b . t . {H √ H — h √ h} 2 √ g. (I.)
Bei dem Ausflusse durch kleine Oeffnungen haben wir gefunden, dass man die Fläche der Oeffnung mit der Geschwindigkeit, welche dem Mittelpunkte derselben zukommt, multipliziren müsse, um die Ausflussmenge zu erhalten. Wird dieselbe Me- thode auch hier angewendet, und bemerkt, dass die Höhe der Oeffnung = H — h und die Druckhöhe bis auf die Mitte derselben = h +
[Formel 4]
ist, so erhalten wir M'' = m . b . t (H — h) 2 √ g
[Formel 5]
(II.) In der Ausübung ist es oft bequemer, diese 2te Formel zu gebrauchen, und die unter dem Texte angeführte Berechnung zeigt, dass
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0170"n="152"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#i">Ausfluss aus Seitenöffnungen der Gefässe.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 111.</head><lb/><p>Der <hirendition="#g">Ausfluss des Wassers in durchaus offenen Seitenöffnungen<lb/>
oder Wandeinschnitten eines Behälters, worin eine unveränderte<lb/>
Druckhöhe des Wassers Statt findet</hi>, wird auf folgende Art berechnet:</p><lb/><noteplace="left">Fig.<lb/>
14.<lb/>
Tab.<lb/>
46.</note><p>Es sey m n = H die gegebene Druckhöhe des Wassers, so ist die Geschwindigkeit,<lb/>
womit dasselbe am Boden ausfliesst c = 2 √ g . H = n o; auf der halben Höhe in p ist<lb/>
c' = 2 √ g · <formula/> = p q, auf dem vierten Theile der Höhe in r ist c'' = 2 √ g · <formula/> = r s, .... dem-<lb/>
nach verhält sich c : c' : c'' .... = <formula/>… oder die Geschwindigkeiten des<lb/>
Wassers sind den Quadratwurzeln aus den Druckhöhen proporzional. Nimmt man nun die<lb/>
Druckhöhen m r, m p, m n ..... als Abscissen an, trägt hierauf die Geschwindigkeiten r s<lb/>
p q, n o .... als die Ordinaten auf, und verbindet die Endpunkte dieser Ordinaten, so er-<lb/>
hält man die parabolische Linie m s q o und die Fläche der Parabel m s q o n m. Es ist nun<lb/>
offenbar, dass die aus der Seitenöffnung in einer Sekunde ausfliessende Wassermenge einem<lb/>
Wasserprisma gleich sey, welches diese Fläche der Parabel zur Grundfläche, und die<lb/>
Breite b der Oeffnung zur Höhe oder Tiefe hat. Nach §. 77 des I. Bandes ist die Fläche<lb/>
der Parabel = ⅔ . m n . n o = ⅔ H . 2 √ g . H; demnach wäre die ausfliessende Wassermenge<lb/>
in 1 Sekunde = ⅔ b . H . 2 √ g . H; da jedoch eine Zusammenziehung des Wassers bei dieser<lb/>
Oeffnung ebenfalls Statt findet, so muss diese Grösse noch mit einem Koeffizienten, den wir<lb/>
inzwischen m nennen wollen, multiplizirt werden. Wir erhalten auf diese Art die Wasser-<lb/>
menge, welche durch eine von oben bis unten offene Seitenöffnung eines Gefässes in t<lb/>
Sekunden ausfliesst, M = m . ⅔ b . H . t . 2 √ g . H.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 112.</head><lb/><p>Hiernach lässt sich nunmehr die Ausflussmenge für eine Seitenöffnung berechnen,<lb/>
welche nicht durchaus bis an den Wasserspiegel offen, sondern wovon der obere Theil<lb/>
geschlossen ist, wie es z. B. bei Schützen der Fall ist.</p><lb/><noteplace="left">Fig.<lb/>
15.</note><p>Wäre diese Oeffnung bis an den Wasserspiegel offen, so würde die eben berechnete<lb/>
Wassermenge M = m . ⅔ b . H . t . 2 √ g . H in der Zeit t ausfliessen. Denkt man sich nun<lb/>
die untere Oeffnung p n verschlossen und nur die obere offen, so würde auf dieselbe<lb/>
Art die ausfliessende Wassermenge in gleicher Zeit = m . ⅔ b . h . t . 2 √ g . h seyn. Zieht<lb/>
man diese Wassermenge von der erstern ab, so erhält man offenbar jene, welche durch<lb/>
die untere Oeffnung p n ausfliesst oder M' = m . ⅔ b . t . {H √ H — h √ h} 2 √ g. (I.)</p><lb/><p>Bei dem Ausflusse durch kleine Oeffnungen haben wir gefunden, dass man die<lb/>
Fläche der Oeffnung mit der Geschwindigkeit, welche dem Mittelpunkte derselben<lb/>
zukommt, multipliziren müsse, um die Ausflussmenge zu erhalten. Wird dieselbe Me-<lb/>
thode auch hier angewendet, und bemerkt, dass die Höhe der Oeffnung = H — h und die<lb/>
Druckhöhe bis auf die Mitte derselben = h + <formula/> ist, so erhalten wir<lb/>
M'' = m . b . t (H — h) 2 √ g <formula/> (II.) In der Ausübung ist es oft bequemer, diese<lb/>
2<hirendition="#sup">te</hi> Formel zu gebrauchen, und die unter dem Texte angeführte Berechnung zeigt, dass<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[152/0170]
Ausfluss aus Seitenöffnungen der Gefässe.
§. 111.
Der Ausfluss des Wassers in durchaus offenen Seitenöffnungen
oder Wandeinschnitten eines Behälters, worin eine unveränderte
Druckhöhe des Wassers Statt findet, wird auf folgende Art berechnet:
Es sey m n = H die gegebene Druckhöhe des Wassers, so ist die Geschwindigkeit,
womit dasselbe am Boden ausfliesst c = 2 √ g . H = n o; auf der halben Höhe in p ist
c' = 2 √ g · [FORMEL] = p q, auf dem vierten Theile der Höhe in r ist c'' = 2 √ g · [FORMEL] = r s, .... dem-
nach verhält sich c : c' : c'' .... = [FORMEL] … oder die Geschwindigkeiten des
Wassers sind den Quadratwurzeln aus den Druckhöhen proporzional. Nimmt man nun die
Druckhöhen m r, m p, m n ..... als Abscissen an, trägt hierauf die Geschwindigkeiten r s
p q, n o .... als die Ordinaten auf, und verbindet die Endpunkte dieser Ordinaten, so er-
hält man die parabolische Linie m s q o und die Fläche der Parabel m s q o n m. Es ist nun
offenbar, dass die aus der Seitenöffnung in einer Sekunde ausfliessende Wassermenge einem
Wasserprisma gleich sey, welches diese Fläche der Parabel zur Grundfläche, und die
Breite b der Oeffnung zur Höhe oder Tiefe hat. Nach §. 77 des I. Bandes ist die Fläche
der Parabel = ⅔ . m n . n o = ⅔ H . 2 √ g . H; demnach wäre die ausfliessende Wassermenge
in 1 Sekunde = ⅔ b . H . 2 √ g . H; da jedoch eine Zusammenziehung des Wassers bei dieser
Oeffnung ebenfalls Statt findet, so muss diese Grösse noch mit einem Koeffizienten, den wir
inzwischen m nennen wollen, multiplizirt werden. Wir erhalten auf diese Art die Wasser-
menge, welche durch eine von oben bis unten offene Seitenöffnung eines Gefässes in t
Sekunden ausfliesst, M = m . ⅔ b . H . t . 2 √ g . H.
§. 112.
Hiernach lässt sich nunmehr die Ausflussmenge für eine Seitenöffnung berechnen,
welche nicht durchaus bis an den Wasserspiegel offen, sondern wovon der obere Theil
geschlossen ist, wie es z. B. bei Schützen der Fall ist.
Wäre diese Oeffnung bis an den Wasserspiegel offen, so würde die eben berechnete
Wassermenge M = m . ⅔ b . H . t . 2 √ g . H in der Zeit t ausfliessen. Denkt man sich nun
die untere Oeffnung p n verschlossen und nur die obere offen, so würde auf dieselbe
Art die ausfliessende Wassermenge in gleicher Zeit = m . ⅔ b . h . t . 2 √ g . h seyn. Zieht
man diese Wassermenge von der erstern ab, so erhält man offenbar jene, welche durch
die untere Oeffnung p n ausfliesst oder M' = m . ⅔ b . t . {H √ H — h √ h} 2 √ g. (I.)
Bei dem Ausflusse durch kleine Oeffnungen haben wir gefunden, dass man die
Fläche der Oeffnung mit der Geschwindigkeit, welche dem Mittelpunkte derselben
zukommt, multipliziren müsse, um die Ausflussmenge zu erhalten. Wird dieselbe Me-
thode auch hier angewendet, und bemerkt, dass die Höhe der Oeffnung = H — h und die
Druckhöhe bis auf die Mitte derselben = h + [FORMEL] ist, so erhalten wir
M'' = m . b . t (H — h) 2 √ g [FORMEL] (II.) In der Ausübung ist es oft bequemer, diese
2te Formel zu gebrauchen, und die unter dem Texte angeführte Berechnung zeigt, dass
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/170>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.