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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Aräometer oder Dichtigkeitsmesser.

Da es auf die Gestalt des untern Theiles c e der Röhre gar nicht ankommt, indemFig.
9.
Tab.
42.

derselbe in jedem Falle in der Flüssigkeit versenkt bleibt, so braucht er auch nicht gleich
dick wie der obere zu seyn, und man kann ihm eine willkührliche Gestalt geben. Solche
Röhren gehen unten gewöhnlich in einen grössern hohlen Zylinder oder in eine Kugel
über, an welche eine zweite kleinere Kugel angeschmolzen wird, die man mit Quecksilber
oder Bleischrott füllt; hierdurch wird der vertikale Stand des Instrumentes in jeder Flüs-
sigkeit erhalten. Man nennt diese Instrumente, welche zur Bestimmung der spezifischen
Schwere oder auch des Gewichtes von 1 Kub. Fuss verschiedener Flüssigkeiten dienen,
Aräometer oder Dichtigkeitsmesser; sie werden auch Salzwagen, Soolwagen, Gradirwagen,
auch Laugenmesser, oder Brandweinwagen, Brandweinspindeln, Alkoholometer genannt, je
nachdem sie zur Bestimmung des Gehaltes einer Salzsoole, einer Lauge, oder des Antheiles
reinen Weingeistes (Alkohol), welcher im Brandwein enthalten ist, gebraucht werden.

Alle bisher bekannten Aräometer lassen sich in zwei Hauptklassen eintheilen: 1tens.
Aräometer mit Skalen, welche ohne ein besonderes Gewicht aufzulegen in die Flüssigkeiten
versenkt werden, und wo an der, längst der Röhre fortlaufenden Skale jener Punkt, bis
zu welchem sie einsinken, sogleich das spezifische Gewicht anzeigt. Diese Aräometer
sinken daher in leichtern Flüssigkeiten tiefer als in schwerern ein, und verdrängen
demnach ungleiche Kubikinhalte der zu prüfenden Flüssigkeit. 2tens. Aräometer mit Ge-
wichten
, welche durch aufgelegte Gewichte in jeder Flüssigkeit bis zu einem fixen Punkte
eingetaucht und wobei aus dem aufgelegten Gewichte die spezifische Schwere der Flüssig-
keit bemessen wird. Bei diesen Instrumenten wird daher immer ein gleiches Volumen
von Flüssigkeit verdrängt.

Da die Aräometer mit Skalen am meisten im Gebrauche sind, so wird auch vor-
züglich von ihrer Konstrukzion so weit ihre Skale durch Rechnung bestimmt wird, hier
gehandelt. Gewöhnlich werden diese Instrumente entweder für Flüssigkeiten, die
spezifisch leichter sind als Wasser oder auch für solche, die spezifisch schwerer sind,
konstruirt. Wir haben daher von beiden Gattungen Aräometer zu handeln.

§. 38.

Es sey die Skale eines Aräometers für spezifisch leichtere Flüssigkei-
ten als Wasser
zu bestimmen, um sowohl die spezifische Schwere als auch
das Gewicht eines Kubikfusses anzuzeigen.

Man wiegt das Instrument auf einer guten Wage in der Luft; sein absolutes Ge-
wicht sey = Q. Senkt man es nun in reines Wasser ein, so bleibe es bei a b stehen.Fig.
10.

Nennen wir den kub. Inhalt des eingesunkenen Theiles = K, so muss dieser Inhalt des
verdrängten Wassers eben so viel als das Gewicht des Instrumentes in der Luft wiegen;
wir haben daher Q = 56,4 K (I), woraus K = [Formel 1] . Durch diese Gleichung berechnet man
den kub. Inhalt des eingesenkten irregulären Theiles eben so genau, als man Q bestimmt
hat, und diess Instrument kommt offenbar mit einem andern von gleichem Querschnitte
f genau überein, dessen Länge aus der Gleichung K = f . l = [Formel 2] , mithin

Gerstner's Mechanik. Band II. 5
Aräometer oder Dichtigkeitsmesser.

Da es auf die Gestalt des untern Theiles c e der Röhre gar nicht ankommt, indemFig.
9.
Tab.
42.

derselbe in jedem Falle in der Flüssigkeit versenkt bleibt, so braucht er auch nicht gleich
dick wie der obere zu seyn, und man kann ihm eine willkührliche Gestalt geben. Solche
Röhren gehen unten gewöhnlich in einen grössern hohlen Zylinder oder in eine Kugel
über, an welche eine zweite kleinere Kugel angeschmolzen wird, die man mit Quecksilber
oder Bleischrott füllt; hierdurch wird der vertikale Stand des Instrumentes in jeder Flüs-
sigkeit erhalten. Man nennt diese Instrumente, welche zur Bestimmung der spezifischen
Schwere oder auch des Gewichtes von 1 Kub. Fuss verschiedener Flüssigkeiten dienen,
Aräometer oder Dichtigkeitsmesser; sie werden auch Salzwagen, Soolwagen, Gradirwagen,
auch Laugenmesser, oder Brandweinwagen, Brandweinspindeln, Alkoholometer genannt, je
nachdem sie zur Bestimmung des Gehaltes einer Salzsoole, einer Lauge, oder des Antheiles
reinen Weingeistes (Alkohol), welcher im Brandwein enthalten ist, gebraucht werden.

Alle bisher bekannten Aräometer lassen sich in zwei Hauptklassen eintheilen: 1tens.
Aräometer mit Skalen, welche ohne ein besonderes Gewicht aufzulegen in die Flüssigkeiten
versenkt werden, und wo an der, längst der Röhre fortlaufenden Skale jener Punkt, bis
zu welchem sie einsinken, sogleich das spezifische Gewicht anzeigt. Diese Aräometer
sinken daher in leichtern Flüssigkeiten tiefer als in schwerern ein, und verdrängen
demnach ungleiche Kubikinhalte der zu prüfenden Flüssigkeit. 2tens. Aräometer mit Ge-
wichten
, welche durch aufgelegte Gewichte in jeder Flüssigkeit bis zu einem fixen Punkte
eingetaucht und wobei aus dem aufgelegten Gewichte die spezifische Schwere der Flüssig-
keit bemessen wird. Bei diesen Instrumenten wird daher immer ein gleiches Volumen
von Flüssigkeit verdrängt.

Da die Aräometer mit Skalen am meisten im Gebrauche sind, so wird auch vor-
züglich von ihrer Konstrukzion so weit ihre Skale durch Rechnung bestimmt wird, hier
gehandelt. Gewöhnlich werden diese Instrumente entweder für Flüssigkeiten, die
spezifisch leichter sind als Wasser oder auch für solche, die spezifisch schwerer sind,
konstruirt. Wir haben daher von beiden Gattungen Aräometer zu handeln.

§. 38.

Es sey die Skale eines Aräometers für spezifisch leichtere Flüssigkei-
ten als Wasser
zu bestimmen, um sowohl die spezifische Schwere als auch
das Gewicht eines Kubikfusses anzuzeigen.

Man wiegt das Instrument auf einer guten Wage in der Luft; sein absolutes Ge-
wicht sey = Q. Senkt man es nun in reines Wasser ein, so bleibe es bei a b stehen.Fig.
10.

Nennen wir den kub. Inhalt des eingesunkenen Theiles = K, so muss dieser Inhalt des
verdrängten Wassers eben so viel als das Gewicht des Instrumentes in der Luft wiegen;
wir haben daher Q = 56,4 K (I), woraus K = [Formel 1] . Durch diese Gleichung berechnet man
den kub. Inhalt des eingesenkten irregulären Theiles eben so genau, als man Q bestimmt
hat, und diess Instrument kommt offenbar mit einem andern von gleichem Querschnitte
f genau überein, dessen Länge aus der Gleichung K = f . l = [Formel 2] , mithin

Gerstner’s Mechanik. Band II. 5
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[33/0051] Aräometer oder Dichtigkeitsmesser. Da es auf die Gestalt des untern Theiles c e der Röhre gar nicht ankommt, indem derselbe in jedem Falle in der Flüssigkeit versenkt bleibt, so braucht er auch nicht gleich dick wie der obere zu seyn, und man kann ihm eine willkührliche Gestalt geben. Solche Röhren gehen unten gewöhnlich in einen grössern hohlen Zylinder oder in eine Kugel über, an welche eine zweite kleinere Kugel angeschmolzen wird, die man mit Quecksilber oder Bleischrott füllt; hierdurch wird der vertikale Stand des Instrumentes in jeder Flüs- sigkeit erhalten. Man nennt diese Instrumente, welche zur Bestimmung der spezifischen Schwere oder auch des Gewichtes von 1 Kub. Fuss verschiedener Flüssigkeiten dienen, Aräometer oder Dichtigkeitsmesser; sie werden auch Salzwagen, Soolwagen, Gradirwagen, auch Laugenmesser, oder Brandweinwagen, Brandweinspindeln, Alkoholometer genannt, je nachdem sie zur Bestimmung des Gehaltes einer Salzsoole, einer Lauge, oder des Antheiles reinen Weingeistes (Alkohol), welcher im Brandwein enthalten ist, gebraucht werden. Fig. 9. Tab. 42. Alle bisher bekannten Aräometer lassen sich in zwei Hauptklassen eintheilen: 1tens. Aräometer mit Skalen, welche ohne ein besonderes Gewicht aufzulegen in die Flüssigkeiten versenkt werden, und wo an der, längst der Röhre fortlaufenden Skale jener Punkt, bis zu welchem sie einsinken, sogleich das spezifische Gewicht anzeigt. Diese Aräometer sinken daher in leichtern Flüssigkeiten tiefer als in schwerern ein, und verdrängen demnach ungleiche Kubikinhalte der zu prüfenden Flüssigkeit. 2tens. Aräometer mit Ge- wichten, welche durch aufgelegte Gewichte in jeder Flüssigkeit bis zu einem fixen Punkte eingetaucht und wobei aus dem aufgelegten Gewichte die spezifische Schwere der Flüssig- keit bemessen wird. Bei diesen Instrumenten wird daher immer ein gleiches Volumen von Flüssigkeit verdrängt. Da die Aräometer mit Skalen am meisten im Gebrauche sind, so wird auch vor- züglich von ihrer Konstrukzion so weit ihre Skale durch Rechnung bestimmt wird, hier gehandelt. Gewöhnlich werden diese Instrumente entweder für Flüssigkeiten, die spezifisch leichter sind als Wasser oder auch für solche, die spezifisch schwerer sind, konstruirt. Wir haben daher von beiden Gattungen Aräometer zu handeln. §. 38. Es sey die Skale eines Aräometers für spezifisch leichtere Flüssigkei- ten als Wasser zu bestimmen, um sowohl die spezifische Schwere als auch das Gewicht eines Kubikfusses anzuzeigen. Man wiegt das Instrument auf einer guten Wage in der Luft; sein absolutes Ge- wicht sey = Q. Senkt man es nun in reines Wasser ein, so bleibe es bei a b stehen. Nennen wir den kub. Inhalt des eingesunkenen Theiles = K, so muss dieser Inhalt des verdrängten Wassers eben so viel als das Gewicht des Instrumentes in der Luft wiegen; wir haben daher Q = 56,4 K (I), woraus K = [FORMEL]. Durch diese Gleichung berechnet man den kub. Inhalt des eingesenkten irregulären Theiles eben so genau, als man Q bestimmt hat, und diess Instrument kommt offenbar mit einem andern von gleichem Querschnitte f genau überein, dessen Länge aus der Gleichung K = f . l = [FORMEL], mithin Fig. 10. Gerstner’s Mechanik. Band II. 5

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/51>, abgerufen am 21.11.2024.