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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Wasserschrauben-Windmühle.
§. 170.

Die Wasserschraube besteht, wie wir bereits erinnerten, aus einer Schnecke
ohne daran befestigten Mantel; der letztere liegt nämlich auf dem Boden fest, und reicht nur
etwas über die Achse der Spindel hervor. Der obere Theil einer solchen Wasserschraube
ist daher offen, und wenn er auch mit einem Mantel bedeckt ist, so bleibt doch zwi-
schen demselben und den Schraubengewinden ein hinlänglicher Raum zum Zutritte der Luft
übrig. Man sieht von selbst, dass die Wassermenge, welche eine solche Schraube lie-
fert, einerlei sey, es mögen nun bloss ein, oder mehrere Gewinde unter dem Wasserspiegel
eingetaucht seyn. Aus dieser Ursache wird die Wasserschraube gewöhnlich dort ange-
wendet, wo der Wasserspiegel veränderlich ist, und die Wasserschöpfung eine längere
Zeit dauert.

In Holland, in den Gegenden der Niederelbe und an andern Orten wird die Wasser-
schraube zum Ausschöpfen des Regenwassers verwendet, welches sich in den eingedämm-
ten Ländereien ansammelt, oftmals wird dieses Wasser in einen höhern Kanal gehoben und
dient dann wieder zur Bewässerung anderer Grundstücke. Die Betreibung dieser Maschine
erfolgt gewöhnlich durch die Kraft des Windes.

Herr von Wittmann gibt in dem Seite 201 erwähnten Werke die Beschreibung und
Zeichnung einer grossen Wasserschrauben-Windmühle, welche er auf seinen Rei-
sen in Holland und in der Gegend von Hamburg kennen lernte. Diese Windmühle be-
treibt zwei Getreidemahlgänge und nebstbei eine Wasserschraube, womit das Wasser acht
Fuss hoch über einen Damm gehoben wird. Auf der Windwelle befindet sich ein Kamm-
rad von 72 Kämmen mit 51/2 zölliger Theilung; diess greift in eine lange vertikale Welle
mittelst des an ihrem obern Ende befestigten Drehlinges mit 30 Stöcken ein. Tiefer
unten an der Welle befindet sich ein Stirnrad mit 102 Kämmen und 31/2 zölliger Thei-
lung, welches zu jeder Seite ein Getriebe mit 34 Stöcken bewegt. An der eisernen
Welle dieser Getriebe sind die Mühlsteine von 5 1/3 Fuss im Durchmesser angebracht. An
dem untersten Theile der vertikalen Welle ist ein Kammrad mit 80 Kämmen und 41/2 zöl-
liger Theilung befestigt, dieses greift in ein Rad mit 52 Stöcken am obern Theile der
Welle der Wasserschraube ein. Diese Schraube war 24 Fuss lang, hatte 3 Gänge zu 2 Fuss
im Lichten, und einen Durchmesser von 6 Fuss.

Aus diesen Angaben ergibt sich, dass für eine Umdrehung der Windwelle die Was-
serschraube [Formel 1] = 33/4mal herumging; wurden aber die zwei Mahlgänge in Betrieb ge-
setzt, so liefen die Mühlsteine [Formel 2] = 7 1/5 mal während einer Umdrehung der Wind-
welle herum. Ist der Wind hinlänglich stark, so wird das Wasser über den 8 Fuss hohen
Damm gehoben, und zugleich auch auf beiden Gängen gemahlen, welches allerdings
eine vorzügliche Einrichtung ist.

§. 171.

Herr Eytelwein hat mit einem kleinen, aber sehr genau gearbeiteten Modelle einer
Wasserschraube Versuche angestellt, welche wir wieder mit der vorgetragenen Theo-
rie vergleichen können. Diese Wasserschraube hatte 3 Gänge und war mit einem Vor-
gelege versehen, wobei 3 Umläufe der Schraube auf 2 Kurbelumdrehungen kamen.

Wasserschrauben-Windmühle.
§. 170.

Die Wasserschraube besteht, wie wir bereits erinnerten, aus einer Schnecke
ohne daran befestigten Mantel; der letztere liegt nämlich auf dem Boden fest, und reicht nur
etwas über die Achse der Spindel hervor. Der obere Theil einer solchen Wasserschraube
ist daher offen, und wenn er auch mit einem Mantel bedeckt ist, so bleibt doch zwi-
schen demselben und den Schraubengewinden ein hinlänglicher Raum zum Zutritte der Luft
übrig. Man sieht von selbst, dass die Wassermenge, welche eine solche Schraube lie-
fert, einerlei sey, es mögen nun bloss ein, oder mehrere Gewinde unter dem Wasserspiegel
eingetaucht seyn. Aus dieser Ursache wird die Wasserschraube gewöhnlich dort ange-
wendet, wo der Wasserspiegel veränderlich ist, und die Wasserschöpfung eine längere
Zeit dauert.

In Holland, in den Gegenden der Niederelbe und an andern Orten wird die Wasser-
schraube zum Ausschöpfen des Regenwassers verwendet, welches sich in den eingedämm-
ten Ländereien ansammelt, oftmals wird dieses Wasser in einen höhern Kanal gehoben und
dient dann wieder zur Bewässerung anderer Grundstücke. Die Betreibung dieser Maschine
erfolgt gewöhnlich durch die Kraft des Windes.

Herr von Wittmann gibt in dem Seite 201 erwähnten Werke die Beschreibung und
Zeichnung einer grossen Wasserschrauben-Windmühle, welche er auf seinen Rei-
sen in Holland und in der Gegend von Hamburg kennen lernte. Diese Windmühle be-
treibt zwei Getreidemahlgänge und nebstbei eine Wasserschraube, womit das Wasser acht
Fuss hoch über einen Damm gehoben wird. Auf der Windwelle befindet sich ein Kamm-
rad von 72 Kämmen mit 5½ zölliger Theilung; diess greift in eine lange vertikale Welle
mittelst des an ihrem obern Ende befestigten Drehlinges mit 30 Stöcken ein. Tiefer
unten an der Welle befindet sich ein Stirnrad mit 102 Kämmen und 3½ zölliger Thei-
lung, welches zu jeder Seite ein Getriebe mit 34 Stöcken bewegt. An der eisernen
Welle dieser Getriebe sind die Mühlsteine von 5⅓ Fuss im Durchmesser angebracht. An
dem untersten Theile der vertikalen Welle ist ein Kammrad mit 80 Kämmen und 4½ zöl-
liger Theilung befestigt, dieses greift in ein Rad mit 52 Stöcken am obern Theile der
Welle der Wasserschraube ein. Diese Schraube war 24 Fuss lang, hatte 3 Gänge zu 2 Fuss
im Lichten, und einen Durchmesser von 6 Fuss.

Aus diesen Angaben ergibt sich, dass für eine Umdrehung der Windwelle die Was-
serschraube [Formel 1] = 3¾mal herumging; wurden aber die zwei Mahlgänge in Betrieb ge-
setzt, so liefen die Mühlsteine [Formel 2] = 7⅕mal während einer Umdrehung der Wind-
welle herum. Ist der Wind hinlänglich stark, so wird das Wasser über den 8 Fuss hohen
Damm gehoben, und zugleich auch auf beiden Gängen gemahlen, welches allerdings
eine vorzügliche Einrichtung ist.

§. 171.

Herr Eytelwein hat mit einem kleinen, aber sehr genau gearbeiteten Modelle einer
Wasserschraube Versuche angestellt, welche wir wieder mit der vorgetragenen Theo-
rie vergleichen können. Diese Wasserschraube hatte 3 Gänge und war mit einem Vor-
gelege versehen, wobei 3 Umläufe der Schraube auf 2 Kurbelumdrehungen kamen.

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[239/0275] Wasserschrauben-Windmühle. §. 170. Die Wasserschraube besteht, wie wir bereits erinnerten, aus einer Schnecke ohne daran befestigten Mantel; der letztere liegt nämlich auf dem Boden fest, und reicht nur etwas über die Achse der Spindel hervor. Der obere Theil einer solchen Wasserschraube ist daher offen, und wenn er auch mit einem Mantel bedeckt ist, so bleibt doch zwi- schen demselben und den Schraubengewinden ein hinlänglicher Raum zum Zutritte der Luft übrig. Man sieht von selbst, dass die Wassermenge, welche eine solche Schraube lie- fert, einerlei sey, es mögen nun bloss ein, oder mehrere Gewinde unter dem Wasserspiegel eingetaucht seyn. Aus dieser Ursache wird die Wasserschraube gewöhnlich dort ange- wendet, wo der Wasserspiegel veränderlich ist, und die Wasserschöpfung eine längere Zeit dauert. In Holland, in den Gegenden der Niederelbe und an andern Orten wird die Wasser- schraube zum Ausschöpfen des Regenwassers verwendet, welches sich in den eingedämm- ten Ländereien ansammelt, oftmals wird dieses Wasser in einen höhern Kanal gehoben und dient dann wieder zur Bewässerung anderer Grundstücke. Die Betreibung dieser Maschine erfolgt gewöhnlich durch die Kraft des Windes. Herr von Wittmann gibt in dem Seite 201 erwähnten Werke die Beschreibung und Zeichnung einer grossen Wasserschrauben-Windmühle, welche er auf seinen Rei- sen in Holland und in der Gegend von Hamburg kennen lernte. Diese Windmühle be- treibt zwei Getreidemahlgänge und nebstbei eine Wasserschraube, womit das Wasser acht Fuss hoch über einen Damm gehoben wird. Auf der Windwelle befindet sich ein Kamm- rad von 72 Kämmen mit 5½ zölliger Theilung; diess greift in eine lange vertikale Welle mittelst des an ihrem obern Ende befestigten Drehlinges mit 30 Stöcken ein. Tiefer unten an der Welle befindet sich ein Stirnrad mit 102 Kämmen und 3½ zölliger Thei- lung, welches zu jeder Seite ein Getriebe mit 34 Stöcken bewegt. An der eisernen Welle dieser Getriebe sind die Mühlsteine von 5⅓ Fuss im Durchmesser angebracht. An dem untersten Theile der vertikalen Welle ist ein Kammrad mit 80 Kämmen und 4½ zöl- liger Theilung befestigt, dieses greift in ein Rad mit 52 Stöcken am obern Theile der Welle der Wasserschraube ein. Diese Schraube war 24 Fuss lang, hatte 3 Gänge zu 2 Fuss im Lichten, und einen Durchmesser von 6 Fuss. Aus diesen Angaben ergibt sich, dass für eine Umdrehung der Windwelle die Was- serschraube [FORMEL] = 3¾mal herumging; wurden aber die zwei Mahlgänge in Betrieb ge- setzt, so liefen die Mühlsteine [FORMEL] = 7⅕mal während einer Umdrehung der Wind- welle herum. Ist der Wind hinlänglich stark, so wird das Wasser über den 8 Fuss hohen Damm gehoben, und zugleich auch auf beiden Gängen gemahlen, welches allerdings eine vorzügliche Einrichtung ist. §. 171. Herr Eytelwein hat mit einem kleinen, aber sehr genau gearbeiteten Modelle einer Wasserschraube Versuche angestellt, welche wir wieder mit der vorgetragenen Theo- rie vergleichen können. Diese Wasserschraube hatte 3 Gänge und war mit einem Vor- gelege versehen, wobei 3 Umläufe der Schraube auf 2 Kurbelumdrehungen kamen.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/275>, abgerufen am 24.11.2024.