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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Versuche über die Kolbenreibung.
von der Waagschale wieder so lange Gewichte abgenommen, bis der Kolben durch den
Druck der Wassersäule in eine gleichförmige Bewegung nach aufwärts versetzt wurde.

Das Wasser wurde sodann aus dem Kolbenrohre abgelassen, während das Steigrohr
durch den Hahn abgesperrt blieb, und versucht, durch welches Gewicht der leere Kolben
herabging. Endlich wurde an die Kolbenstange ein Seil befestigt, dieses über eine feste
Rolle gezogen und am andern Ende des Seiles so lange Gewichte angehängt, bis der
leere Kolben gleichförmig in die Höhe gehoben wurde.

I. Versuch am 23. Juni 1830. Die Höhe der Wassersäule im Steigrohre war 19 Fuss;
wird hievon die halbe Höhe des Zylinders mit 1,25 Fuss abgeschlagen, so war die mit-
lere Höhe der drückenden Wassersäule 17,75 Fuss, demnach betrug das Gewicht der-
selben 56,4 · [Formel 1] · 17,75 = 76,8 Lb. Der Kolben sammt Kolbenstange und aufgelegter
Waagschale wog 7,5 Lb, und es mussten 84 Lb zugelegt werden, um den Kolben herabzu-
treiben. Da hiebei die drückende Wassersäule und die Reibung überwältigt wurde, so
ergibt sich die Reibung allein bei dem Niedergange des Kolbens = 7,5 + 84 -- 76,8 = 14,7 Lb.
Wie der Kolben auf seinem untersten Stande war, wurden die Gewichte auf der Waag-
schale vermindert, und man fand, dass die Wassersäule von 76,8 Lb Druck den 7,5 Lb
schweren Kolben sammt 64 Lb, die aufgelegt waren, zu heben vermochte; die Reibung
war daher bei dem Steigen des Kolbens = 76,8 -- 7,5 -- 64 = 5,3 Lb. Hieraus sieht man, dass
die Liederung des Kolbens während seinem Herabgehen an die inneren Stiefelwände weit
mehr, als bei seinem Hinaufgehen angedrückt wurde, indem die Reibung im ersten
Falle 14,7 Lb, im zweiten nur 5,3 Lb betrug.

Wie das Wasser aus dem Kolbenrohre abgelassen, und der Hahn geschlossen war,
wurde der leere 7,5 Lb schwere Kolben mittelst eines Gewichtes von 17 Lb in die Höhe
gezogen, das am andern Ende des Seiles über die feste Rolle angehängt wurde; es war
also die Reibung allein = 17 -- 7,5 = 9,5 Lb. Hinab ging endlich der leere Kolben mit
einer gleichförmigen Bewegung durch sein eigenes Gewicht von 7,5 Lb, welches also hier
die Reibung ist.

Nehmen wir aus den vier Zahlen 14,7, 5,3, 9,5 und 7,5 das Mittel, so ergibt sich die
Reibung mit 9,25 Lb. Hiernach folgt der Koeffizient m aus der Gleichung
9,25 = 56,4 [Formel 2] ; woraus m = 0,038.

II. Versuch am 24. Juni. Die Höhe oder Dicke des Kolbens war = 1 Zoll; der
Kolben sammt Kolbenstange und Waagschale wog 8 Lb. Die Wassersäule war 35 Fuss
hoch, und wenn die halbe Höhe des Zylinders mit 1,25 Fuss abgezogen wird, so ergibt
sich die mittlere Wasserdruckhöhe = 33,75 Fuss, und ein Druck auf den Kolben von
56,4 · [Formel 3] · 33,75 = 146,1 Lb. Ging der Kolben durch den Druck der Wassersäule auf-
wärts, so lagen 107 Lb auf der Waagschale, folglich war die Kolbenreibung
= 146,1 -- 107 -- 8 = 31,1 Lb. Das Wasser wurde dann abgelassen und der Kolben ging bei
einer Auflage von 25 Lb in dem leeren Zylinder herab; es war also die Kolbenreibung
= 25 + 8 = 33 Lb. Das Gewicht über der Rolle, welches zum Aufziehen des Kolbens
erforderlich war, betrug 42 Lb, demnach war die Kolbenreibung = 42 -- 8 = 34 Lb. Die

Versuche über die Kolbenreibung.
von der Waagschale wieder so lange Gewichte abgenommen, bis der Kolben durch den
Druck der Wassersäule in eine gleichförmige Bewegung nach aufwärts versetzt wurde.

Das Wasser wurde sodann aus dem Kolbenrohre abgelassen, während das Steigrohr
durch den Hahn abgesperrt blieb, und versucht, durch welches Gewicht der leere Kolben
herabging. Endlich wurde an die Kolbenstange ein Seil befestigt, dieses über eine feste
Rolle gezogen und am andern Ende des Seiles so lange Gewichte angehängt, bis der
leere Kolben gleichförmig in die Höhe gehoben wurde.

I. Versuch am 23. Juni 1830. Die Höhe der Wassersäule im Steigrohre war 19 Fuss;
wird hievon die halbe Höhe des Zylinders mit 1,25 Fuss abgeschlagen, so war die mit-
lere Höhe der drückenden Wassersäule 17,75 Fuss, demnach betrug das Gewicht der-
selben 56,4 · [Formel 1] · 17,75 = 76,8 ℔. Der Kolben sammt Kolbenstange und aufgelegter
Waagschale wog 7,5 ℔, und es mussten 84 ℔ zugelegt werden, um den Kolben herabzu-
treiben. Da hiebei die drückende Wassersäule und die Reibung überwältigt wurde, so
ergibt sich die Reibung allein bei dem Niedergange des Kolbens = 7,5 + 84 — 76,8 = 14,7 ℔.
Wie der Kolben auf seinem untersten Stande war, wurden die Gewichte auf der Waag-
schale vermindert, und man fand, dass die Wassersäule von 76,8 ℔ Druck den 7,5
schweren Kolben sammt 64 ℔, die aufgelegt waren, zu heben vermochte; die Reibung
war daher bei dem Steigen des Kolbens = 76,8 — 7,5 — 64 = 5,3 ℔. Hieraus sieht man, dass
die Liederung des Kolbens während seinem Herabgehen an die inneren Stiefelwände weit
mehr, als bei seinem Hinaufgehen angedrückt wurde, indem die Reibung im ersten
Falle 14,7 ℔, im zweiten nur 5,3 ℔ betrug.

Wie das Wasser aus dem Kolbenrohre abgelassen, und der Hahn geschlossen war,
wurde der leere 7,5 ℔ schwere Kolben mittelst eines Gewichtes von 17 ℔ in die Höhe
gezogen, das am andern Ende des Seiles über die feste Rolle angehängt wurde; es war
also die Reibung allein = 17 — 7,5 = 9,5 ℔. Hinab ging endlich der leere Kolben mit
einer gleichförmigen Bewegung durch sein eigenes Gewicht von 7,5 ℔, welches also hier
die Reibung ist.

Nehmen wir aus den vier Zahlen 14,7, 5,3, 9,5 und 7,5 das Mittel, so ergibt sich die
Reibung mit 9,25 ℔. Hiernach folgt der Koeffizient μ aus der Gleichung
9,25 = 56,4 [Formel 2] ; woraus μ = 0,038.

II. Versuch am 24. Juni. Die Höhe oder Dicke des Kolbens war = 1 Zoll; der
Kolben sammt Kolbenstange und Waagschale wog 8 ℔. Die Wassersäule war 35 Fuss
hoch, und wenn die halbe Höhe des Zylinders mit 1,25 Fuss abgezogen wird, so ergibt
sich die mittlere Wasserdruckhöhe = 33,75 Fuss, und ein Druck auf den Kolben von
56,4 · [Formel 3] · 33,75 = 146,1 ℔. Ging der Kolben durch den Druck der Wassersäule auf-
wärts, so lagen 107 ℔ auf der Waagschale, folglich war die Kolbenreibung
= 146,1 — 107 — 8 = 31,1 ℔. Das Wasser wurde dann abgelassen und der Kolben ging bei
einer Auflage von 25 ℔ in dem leeren Zylinder herab; es war also die Kolbenreibung
= 25 + 8 = 33 ℔. Das Gewicht über der Rolle, welches zum Aufziehen des Kolbens
erforderlich war, betrug 42 ℔, demnach war die Kolbenreibung = 42 — 8 = 34 ℔. Die

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[276/0312] Versuche über die Kolbenreibung. von der Waagschale wieder so lange Gewichte abgenommen, bis der Kolben durch den Druck der Wassersäule in eine gleichförmige Bewegung nach aufwärts versetzt wurde. Das Wasser wurde sodann aus dem Kolbenrohre abgelassen, während das Steigrohr durch den Hahn abgesperrt blieb, und versucht, durch welches Gewicht der leere Kolben herabging. Endlich wurde an die Kolbenstange ein Seil befestigt, dieses über eine feste Rolle gezogen und am andern Ende des Seiles so lange Gewichte angehängt, bis der leere Kolben gleichförmig in die Höhe gehoben wurde. I. Versuch am 23. Juni 1830. Die Höhe der Wassersäule im Steigrohre war 19 Fuss; wird hievon die halbe Höhe des Zylinders mit 1,25 Fuss abgeschlagen, so war die mit- lere Höhe der drückenden Wassersäule 17,75 Fuss, demnach betrug das Gewicht der- selben 56,4 · [FORMEL] · 17,75 = 76,8 ℔. Der Kolben sammt Kolbenstange und aufgelegter Waagschale wog 7,5 ℔, und es mussten 84 ℔ zugelegt werden, um den Kolben herabzu- treiben. Da hiebei die drückende Wassersäule und die Reibung überwältigt wurde, so ergibt sich die Reibung allein bei dem Niedergange des Kolbens = 7,5 + 84 — 76,8 = 14,7 ℔. Wie der Kolben auf seinem untersten Stande war, wurden die Gewichte auf der Waag- schale vermindert, und man fand, dass die Wassersäule von 76,8 ℔ Druck den 7,5 ℔ schweren Kolben sammt 64 ℔, die aufgelegt waren, zu heben vermochte; die Reibung war daher bei dem Steigen des Kolbens = 76,8 — 7,5 — 64 = 5,3 ℔. Hieraus sieht man, dass die Liederung des Kolbens während seinem Herabgehen an die inneren Stiefelwände weit mehr, als bei seinem Hinaufgehen angedrückt wurde, indem die Reibung im ersten Falle 14,7 ℔, im zweiten nur 5,3 ℔ betrug. Wie das Wasser aus dem Kolbenrohre abgelassen, und der Hahn geschlossen war, wurde der leere 7,5 ℔ schwere Kolben mittelst eines Gewichtes von 17 ℔ in die Höhe gezogen, das am andern Ende des Seiles über die feste Rolle angehängt wurde; es war also die Reibung allein = 17 — 7,5 = 9,5 ℔. Hinab ging endlich der leere Kolben mit einer gleichförmigen Bewegung durch sein eigenes Gewicht von 7,5 ℔, welches also hier die Reibung ist. Nehmen wir aus den vier Zahlen 14,7, 5,3, 9,5 und 7,5 das Mittel, so ergibt sich die Reibung mit 9,25 ℔. Hiernach folgt der Koeffizient μ aus der Gleichung 9,25 = 56,4 [FORMEL]; woraus μ = 0,038. II. Versuch am 24. Juni. Die Höhe oder Dicke des Kolbens war = 1 Zoll; der Kolben sammt Kolbenstange und Waagschale wog 8 ℔. Die Wassersäule war 35 Fuss hoch, und wenn die halbe Höhe des Zylinders mit 1,25 Fuss abgezogen wird, so ergibt sich die mittlere Wasserdruckhöhe = 33,75 Fuss, und ein Druck auf den Kolben von 56,4 · [FORMEL] · 33,75 = 146,1 ℔. Ging der Kolben durch den Druck der Wassersäule auf- wärts, so lagen 107 ℔ auf der Waagschale, folglich war die Kolbenreibung = 146,1 — 107 — 8 = 31,1 ℔. Das Wasser wurde dann abgelassen und der Kolben ging bei einer Auflage von 25 ℔ in dem leeren Zylinder herab; es war also die Kolbenreibung = 25 + 8 = 33 ℔. Das Gewicht über der Rolle, welches zum Aufziehen des Kolbens erforderlich war, betrug 42 ℔, demnach war die Kolbenreibung = 42 — 8 = 34 ℔. Die

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/312>, abgerufen am 22.11.2024.