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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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I. Kapitel.
Bau der Räderwerke und einfache Verbindungen
mechanischer Kräfte.

§. 3.

Zu den Wellen der Räder wird am zweckmässigsten Eichenholz gewählt, weil
bei diesem Holze die Jahresringe, welche bei den Tannen, Fichten und Kiefern
durch weichere Holztheile (Splint) getrennt erscheinen, noch eigends unter sich ver-
wachsen sind, demnach das Eichenholz die grösste Festigkeit und Dauer besitzt. Die
Wellen sollen aus solchen Eichenstämmen gehauen werden, die in geschlossenen
Waldungen gewachsen sind und einen langen, geraden Schaft ohne viele oder grosse
Aeste haben. Kann man keine, für Wellen brauchbare Eichenstämme auffinden, so
wählt man sie von Kiefernholz, jedoch nur von gesunden, gerade gewachsenen Stäm-
men. Bei dem Mangel dieser Holzgattungen wählt man auch Wellen von Tannen- oder
Fichtenholz, welche aber bei weitem nicht dieselbe Dauer wie die eichenen haben.

Jede Welle wird vor ihrem Gebrauche vom Splinte befreit und so abgearbeitet,
damit sie einen konzentrischen Gang um ihre Achse annimmt. Der Stamm, wovonFig.
1.
Tab.
69.

Fig. 1 ein Stück in der vordern Ansicht darstellt, wird zuerst an beiden Enden win-
kelrecht abgeschnitten, an seiner ganzen Länge untersucht, die schadhaften Stellen
hierbei bemerkt, und der Mittelpunkt der künftigen Welle an jedem Ende so bestimmt,
damit bei der nachfolgenden Behauung des Stammes die schadhaften, hervorragenden
oder einwärts gebogenen Theile an der Welle nicht mehr ersichtlich seyen. Man be-
schreibt dann aus dem Mittelpunkte an jeder Seite einen Kreis, in der Art, dass der-
selbe möglichst gross ausfällt und die schadhaften Stellen vermieden werden, worauf
der vertikale Durchmesser der zwei beschriebenen Kreise mittelst des Senkbleies be-
zeichnet wird. Von dem obern oder dem untern Durchschnittspunkte des Durchmes-
sers mit der Peripherie werden beide verzeichnete Kreise in eine willkührliche An-
zahl Theile eingetheilt, z. B. bei schwächern Wellen in 6 oder 12, bei stärkern in
18 oder 24 Theile, damit das durch diese Punkte bestimmte Polygon Schenkel von
etwa 3 Zoll Länge erhalte. Man wendet jetzt die Welle so lange, bis zwei Theilungs-
punkte an beiden Seiten in die Richtung des Senkbleies fallen, wozu immer jene Theile
der Peripherie gewählt werden, die am meisten schadhaft sind, wo daher die grösste
Abzimmerung erfordert wird. Es seyen diess die Punkte 2 und 3, so werden die Linien
a b und c d mittelst des Senkels an den Stammenden bezeichnet, durch a und c eine

I. Kapitel.
Bau der Räderwerke und einfache Verbindungen
mechanischer Kräfte.

§. 3.

Zu den Wellen der Räder wird am zweckmässigsten Eichenholz gewählt, weil
bei diesem Holze die Jahresringe, welche bei den Tannen, Fichten und Kiefern
durch weichere Holztheile (Splint) getrennt erscheinen, noch eigends unter sich ver-
wachsen sind, demnach das Eichenholz die grösste Festigkeit und Dauer besitzt. Die
Wellen sollen aus solchen Eichenstämmen gehauen werden, die in geschlossenen
Waldungen gewachsen sind und einen langen, geraden Schaft ohne viele oder grosse
Aeste haben. Kann man keine, für Wellen brauchbare Eichenstämme auffinden, so
wählt man sie von Kiefernholz, jedoch nur von gesunden, gerade gewachsenen Stäm-
men. Bei dem Mangel dieser Holzgattungen wählt man auch Wellen von Tannen- oder
Fichtenholz, welche aber bei weitem nicht dieselbe Dauer wie die eichenen haben.

Jede Welle wird vor ihrem Gebrauche vom Splinte befreit und so abgearbeitet,
damit sie einen konzentrischen Gang um ihre Achse annimmt. Der Stamm, wovonFig.
1.
Tab.
69.

Fig. 1 ein Stück in der vordern Ansicht darstellt, wird zuerst an beiden Enden win-
kelrecht abgeschnitten, an seiner ganzen Länge untersucht, die schadhaften Stellen
hierbei bemerkt, und der Mittelpunkt der künftigen Welle an jedem Ende so bestimmt,
damit bei der nachfolgenden Behauung des Stammes die schadhaften, hervorragenden
oder einwärts gebogenen Theile an der Welle nicht mehr ersichtlich seyen. Man be-
schreibt dann aus dem Mittelpunkte an jeder Seite einen Kreis, in der Art, dass der-
selbe möglichst gross ausfällt und die schadhaften Stellen vermieden werden, worauf
der vertikale Durchmesser der zwei beschriebenen Kreise mittelst des Senkbleies be-
zeichnet wird. Von dem obern oder dem untern Durchschnittspunkte des Durchmes-
sers mit der Peripherie werden beide verzeichnete Kreise in eine willkührliche An-
zahl Theile eingetheilt, z. B. bei schwächern Wellen in 6 oder 12, bei stärkern in
18 oder 24 Theile, damit das durch diese Punkte bestimmte Polygon Schenkel von
etwa 3 Zoll Länge erhalte. Man wendet jetzt die Welle so lange, bis zwei Theilungs-
punkte an beiden Seiten in die Richtung des Senkbleies fallen, wozu immer jene Theile
der Peripherie gewählt werden, die am meisten schadhaft sind, wo daher die grösste
Abzimmerung erfordert wird. Es seyen diess die Punkte 2 und 3, so werden die Linien
a b und c d mittelst des Senkels an den Stammenden bezeichnet, durch a und c eine

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[5/0041] I. Kapitel. Bau der Räderwerke und einfache Verbindungen mechanischer Kräfte. §. 3. Zu den Wellen der Räder wird am zweckmässigsten Eichenholz gewählt, weil bei diesem Holze die Jahresringe, welche bei den Tannen, Fichten und Kiefern durch weichere Holztheile (Splint) getrennt erscheinen, noch eigends unter sich ver- wachsen sind, demnach das Eichenholz die grösste Festigkeit und Dauer besitzt. Die Wellen sollen aus solchen Eichenstämmen gehauen werden, die in geschlossenen Waldungen gewachsen sind und einen langen, geraden Schaft ohne viele oder grosse Aeste haben. Kann man keine, für Wellen brauchbare Eichenstämme auffinden, so wählt man sie von Kiefernholz, jedoch nur von gesunden, gerade gewachsenen Stäm- men. Bei dem Mangel dieser Holzgattungen wählt man auch Wellen von Tannen- oder Fichtenholz, welche aber bei weitem nicht dieselbe Dauer wie die eichenen haben. Jede Welle wird vor ihrem Gebrauche vom Splinte befreit und so abgearbeitet, damit sie einen konzentrischen Gang um ihre Achse annimmt. Der Stamm, wovon Fig. 1 ein Stück in der vordern Ansicht darstellt, wird zuerst an beiden Enden win- kelrecht abgeschnitten, an seiner ganzen Länge untersucht, die schadhaften Stellen hierbei bemerkt, und der Mittelpunkt der künftigen Welle an jedem Ende so bestimmt, damit bei der nachfolgenden Behauung des Stammes die schadhaften, hervorragenden oder einwärts gebogenen Theile an der Welle nicht mehr ersichtlich seyen. Man be- schreibt dann aus dem Mittelpunkte an jeder Seite einen Kreis, in der Art, dass der- selbe möglichst gross ausfällt und die schadhaften Stellen vermieden werden, worauf der vertikale Durchmesser der zwei beschriebenen Kreise mittelst des Senkbleies be- zeichnet wird. Von dem obern oder dem untern Durchschnittspunkte des Durchmes- sers mit der Peripherie werden beide verzeichnete Kreise in eine willkührliche An- zahl Theile eingetheilt, z. B. bei schwächern Wellen in 6 oder 12, bei stärkern in 18 oder 24 Theile, damit das durch diese Punkte bestimmte Polygon Schenkel von etwa 3 Zoll Länge erhalte. Man wendet jetzt die Welle so lange, bis zwei Theilungs- punkte an beiden Seiten in die Richtung des Senkbleies fallen, wozu immer jene Theile der Peripherie gewählt werden, die am meisten schadhaft sind, wo daher die grösste Abzimmerung erfordert wird. Es seyen diess die Punkte 2 und 3, so werden die Linien a b und c d mittelst des Senkels an den Stammenden bezeichnet, durch a und c eine Fig. 1. Tab. 69.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/41>, abgerufen am 24.11.2024.