Die Schmelzung und Verarbeitung der Metalle erfordert gewöhnlich einen höhern Hitzegrad, als derselbe bei einem offenen Feuer unter Zutritt der äussern atmosphäri- schen Luft Statt finden kann. Es muss sonach die Zuströmung der Luft entweder durch einen künstlichen Luftzug belebt, oder auch die Luft in besondern Behältern aufgefan- gen, zusammengedrückt und durch eine Röhrenleitung an jenen Ort geführt werden, wo man sie zur schnellern und lebhaftern Verbrennung des Brennmateriales benöthigt. Auf der Beförderung des Luftzuges beruht das Schmelzen in Flammöfen und andere in der Hüttenkunde eingeführte Operazionen. Weit häufiger werden aber eigene Gebläse ge- braucht. Man versteht hierunter Maschinen, mittelst welcher die Luft aufgefangen, zu- sammengedrückt und durch eine längere oder kürzere Röhre, die Windleitung, in die Form des Heerdes oder Ofens geführt wird. Jene Oeffnung, welche in einem Schmelz- raume oder Ofen zum Behufe der Einströmung des Windes angebracht wird, nennt man die Form, und es sind solcher Oeffnungen oder Formen zuweilen mehrere bei einem Schmelzofen vorhanden. Die Röhre, wodurch die zusammengepresste Luft aus dem Ge- bläse ausströmt, und durch die Form dem Ofen zugeführt wird, nennt man die Düse oder Deute; die Oeffnung am Ende dieser Röhre wird aber das Düsenmaul oder die Düsenöffnung genannt.
Wir sehen hieraus, dass alle Gebläse eigentlich Pumpen sind, welche die Luft an- saugen, sodann zusammenpressen und durch eine kleine Oeffnung wieder herausdrücken; die ausströmende Luft wird also je nach dem Grade ihrer Kompression auch mit einer mehr oder minder grossen Geschwindigkeit aus der Düsenöffnung herausfliessen. Der Ge- brauch der Metalle, welcher schon den ältesten Zeiten angehört, setzt es ausser Zweifel, dass man sich schon in den frühesten Jahrhunderten der Gebläse bediente. Ohne Zwei- fel bestanden dieselben ursprünglich aus zusammengenähten Thierhäuten, welche ausge- dehnt, dann zusammengedrückt und die in ihnen enthaltene Luft durch eine kleine Oef- nung ausgepresst wurde. Nach und nach wurden diese Gebläse verbessert und es ent- standen die ledernen Spitzbälge, deren man sich gegenwärtig noch in Schmidten, seltener bei Verschmelzungen bedient. Sie bestehen aus zwei spitzig gegen einander zu- laufenden hölzernen Scheiben oder Deckeln, in deren untern ein Luftsaugventil ange- bracht, die drei Seitenwände aber mit einem ledernen Balge luftdicht verschlossen wer-
Gerstner's Mechanik. Band III 54
XII. Kapitel. Gebläse.
§. 303.
Die Schmelzung und Verarbeitung der Metalle erfordert gewöhnlich einen höhern Hitzegrad, als derselbe bei einem offenen Feuer unter Zutritt der äussern atmosphäri- schen Luft Statt finden kann. Es muss sonach die Zuströmung der Luft entweder durch einen künstlichen Luftzug belebt, oder auch die Luft in besondern Behältern aufgefan- gen, zusammengedrückt und durch eine Röhrenleitung an jenen Ort geführt werden, wo man sie zur schnellern und lebhaftern Verbrennung des Brennmateriales benöthigt. Auf der Beförderung des Luftzuges beruht das Schmelzen in Flammöfen und andere in der Hüttenkunde eingeführte Operazionen. Weit häufiger werden aber eigene Gebläse ge- braucht. Man versteht hierunter Maschinen, mittelst welcher die Luft aufgefangen, zu- sammengedrückt und durch eine längere oder kürzere Röhre, die Windleitung, in die Form des Heerdes oder Ofens geführt wird. Jene Oeffnung, welche in einem Schmelz- raume oder Ofen zum Behufe der Einströmung des Windes angebracht wird, nennt man die Form, und es sind solcher Oeffnungen oder Formen zuweilen mehrere bei einem Schmelzofen vorhanden. Die Röhre, wodurch die zusammengepresste Luft aus dem Ge- bläse ausströmt, und durch die Form dem Ofen zugeführt wird, nennt man die Düse oder Deute; die Oeffnung am Ende dieser Röhre wird aber das Düsenmaul oder die Düsenöffnung genannt.
Wir sehen hieraus, dass alle Gebläse eigentlich Pumpen sind, welche die Luft an- saugen, sodann zusammenpressen und durch eine kleine Oeffnung wieder herausdrücken; die ausströmende Luft wird also je nach dem Grade ihrer Kompression auch mit einer mehr oder minder grossen Geschwindigkeit aus der Düsenöffnung herausfliessen. Der Ge- brauch der Metalle, welcher schon den ältesten Zeiten angehört, setzt es ausser Zweifel, dass man sich schon in den frühesten Jahrhunderten der Gebläse bediente. Ohne Zwei- fel bestanden dieselben ursprünglich aus zusammengenähten Thierhäuten, welche ausge- dehnt, dann zusammengedrückt und die in ihnen enthaltene Luft durch eine kleine Oef- nung ausgepresst wurde. Nach und nach wurden diese Gebläse verbessert und es ent- standen die ledernen Spitzbälge, deren man sich gegenwärtig noch in Schmidten, seltener bei Verschmelzungen bedient. Sie bestehen aus zwei spitzig gegen einander zu- laufenden hölzernen Scheiben oder Deckeln, in deren untern ein Luftsaugventil ange- bracht, die drei Seitenwände aber mit einem ledernen Balge luftdicht verschlossen wer-
Gerstner’s Mechanik. Band III 54
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XII. Kapitel.
Gebläse.
§. 303.
Die Schmelzung und Verarbeitung der Metalle erfordert gewöhnlich einen höhern
Hitzegrad, als derselbe bei einem offenen Feuer unter Zutritt der äussern atmosphäri-
schen Luft Statt finden kann. Es muss sonach die Zuströmung der Luft entweder durch
einen künstlichen Luftzug belebt, oder auch die Luft in besondern Behältern aufgefan-
gen, zusammengedrückt und durch eine Röhrenleitung an jenen Ort geführt werden, wo
man sie zur schnellern und lebhaftern Verbrennung des Brennmateriales benöthigt. Auf
der Beförderung des Luftzuges beruht das Schmelzen in Flammöfen und andere in der
Hüttenkunde eingeführte Operazionen. Weit häufiger werden aber eigene Gebläse ge-
braucht. Man versteht hierunter Maschinen, mittelst welcher die Luft aufgefangen, zu-
sammengedrückt und durch eine längere oder kürzere Röhre, die Windleitung, in die
Form des Heerdes oder Ofens geführt wird. Jene Oeffnung, welche in einem Schmelz-
raume oder Ofen zum Behufe der Einströmung des Windes angebracht wird, nennt man
die Form, und es sind solcher Oeffnungen oder Formen zuweilen mehrere bei einem
Schmelzofen vorhanden. Die Röhre, wodurch die zusammengepresste Luft aus dem Ge-
bläse ausströmt, und durch die Form dem Ofen zugeführt wird, nennt man die Düse
oder Deute; die Oeffnung am Ende dieser Röhre wird aber das Düsenmaul oder die
Düsenöffnung genannt.
Wir sehen hieraus, dass alle Gebläse eigentlich Pumpen sind, welche die Luft an-
saugen, sodann zusammenpressen und durch eine kleine Oeffnung wieder herausdrücken;
die ausströmende Luft wird also je nach dem Grade ihrer Kompression auch mit einer
mehr oder minder grossen Geschwindigkeit aus der Düsenöffnung herausfliessen. Der Ge-
brauch der Metalle, welcher schon den ältesten Zeiten angehört, setzt es ausser Zweifel,
dass man sich schon in den frühesten Jahrhunderten der Gebläse bediente. Ohne Zwei-
fel bestanden dieselben ursprünglich aus zusammengenähten Thierhäuten, welche ausge-
dehnt, dann zusammengedrückt und die in ihnen enthaltene Luft durch eine kleine Oef-
nung ausgepresst wurde. Nach und nach wurden diese Gebläse verbessert und es ent-
standen die ledernen Spitzbälge, deren man sich gegenwärtig noch in Schmidten,
seltener bei Verschmelzungen bedient. Sie bestehen aus zwei spitzig gegen einander zu-
laufenden hölzernen Scheiben oder Deckeln, in deren untern ein Luftsaugventil ange-
bracht, die drei Seitenwände aber mit einem ledernen Balge luftdicht verschlossen wer-
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/461>, abgerufen am 22.11.2024.
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