Gessert, Ferdinand: Ueber den Begriff und die Wichtigkeit der Schulzucht besonders für die Volksschulen. Münster, 1826.was ihn von den andern ausschließt, oder was sie was ihn von den andern ausſchließt, oder was ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="24"/> was ihn von den andern ausſchließt, oder was ſie<lb/> ſtoͤrt, außerdem voͤllige Freiheit behalten muß. Er<lb/> beweiſet durch jenes genug ſeinen guten Willen fuͤr<lb/> die Erhaltung und das Gedeihen der Vereinigung,<lb/> und es kommt auf ſeine eigenthuͤmliche Kraft an,<lb/> ob er fuͤr ſie mehr zu thun vermag. Er kann ſogar<lb/> aus Schwachheit das Ganze noch ſehr hindern; doch<lb/> darf dies ihm nicht angerechnet, ſondern muß gedul-<lb/> det werden. Ob alſo auch jene Regeln beſtimmend<lb/> lauten, ſo hat doch nicht die Erfuͤllung derſelben fuͤr<lb/> die Geſinnung beſtimmenden Werth. Denn wenn<lb/> das Gebot: Du ſollſt ſtets zur rechten Zeit in der<lb/> Schule ſein! von einem Kinde in aͤngſtlichen oder<lb/> ſelbſtiſchem Gemuͤth nun ſo befolgt wuͤrde, daß es<lb/> immer eine halbe Stunde fruͤher kaͤme als die andern<lb/> und in der Erholungszeit kaum wagte das Zimmer<lb/> zu verlaſſen: ſoll es dann der Lehrer darum loben?<lb/> Oder ſo von der Vorſchrift der Reinlichkeit in der<lb/> Kleidung ein Eiteler Anlaß naͤhme ſich zu putzen:<lb/> wie thoͤricht wuͤrde der Lehrer handeln, welcher ihm<lb/> ſeinen Beifall daruͤber zu erkennen gaͤbe! Und wer<lb/> aus natuͤrlicher Traͤgheit und Feigheit nicht beleidigt,<lb/> nicht ſich raͤcht, ſoll der Lehrer den als Muſter auf-<lb/> ſtellen eines ſittſamen Betragens? Er wuͤrde in die-<lb/> ſen Faͤllen das Gewiſſen verderben; nicht allein weil<lb/> er es auf Aeußerlichkeiten gruͤndete; ſondern auch weil<lb/> er es richtete auf die Vergleichung ſeiner ſelbſt mit<lb/> andern in Hinſicht der angenehmen Art ſich darzu-<lb/> ſtellen, welche aͤſthetiſche Vergleichung alle Gemein-<lb/> ſamkeit von Grund aus zerſtoͤrt. Darum ſei es noch<lb/> einmal geſagt: was hier verlangt wird an Ordnung,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0032]
was ihn von den andern ausſchließt, oder was ſie
ſtoͤrt, außerdem voͤllige Freiheit behalten muß. Er
beweiſet durch jenes genug ſeinen guten Willen fuͤr
die Erhaltung und das Gedeihen der Vereinigung,
und es kommt auf ſeine eigenthuͤmliche Kraft an,
ob er fuͤr ſie mehr zu thun vermag. Er kann ſogar
aus Schwachheit das Ganze noch ſehr hindern; doch
darf dies ihm nicht angerechnet, ſondern muß gedul-
det werden. Ob alſo auch jene Regeln beſtimmend
lauten, ſo hat doch nicht die Erfuͤllung derſelben fuͤr
die Geſinnung beſtimmenden Werth. Denn wenn
das Gebot: Du ſollſt ſtets zur rechten Zeit in der
Schule ſein! von einem Kinde in aͤngſtlichen oder
ſelbſtiſchem Gemuͤth nun ſo befolgt wuͤrde, daß es
immer eine halbe Stunde fruͤher kaͤme als die andern
und in der Erholungszeit kaum wagte das Zimmer
zu verlaſſen: ſoll es dann der Lehrer darum loben?
Oder ſo von der Vorſchrift der Reinlichkeit in der
Kleidung ein Eiteler Anlaß naͤhme ſich zu putzen:
wie thoͤricht wuͤrde der Lehrer handeln, welcher ihm
ſeinen Beifall daruͤber zu erkennen gaͤbe! Und wer
aus natuͤrlicher Traͤgheit und Feigheit nicht beleidigt,
nicht ſich raͤcht, ſoll der Lehrer den als Muſter auf-
ſtellen eines ſittſamen Betragens? Er wuͤrde in die-
ſen Faͤllen das Gewiſſen verderben; nicht allein weil
er es auf Aeußerlichkeiten gruͤndete; ſondern auch weil
er es richtete auf die Vergleichung ſeiner ſelbſt mit
andern in Hinſicht der angenehmen Art ſich darzu-
ſtellen, welche aͤſthetiſche Vergleichung alle Gemein-
ſamkeit von Grund aus zerſtoͤrt. Darum ſei es noch
einmal geſagt: was hier verlangt wird an Ordnung,
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