Gessert, Ferdinand: Ueber den Begriff und die Wichtigkeit der Schulzucht besonders für die Volksschulen. Münster, 1826.auf den Nutzen, der erworben werden soll, während auf den Nutzen, der erworben werden ſoll, waͤhrend <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="44"/> auf den Nutzen, der erworben werden ſoll, waͤhrend<lb/> die Treue in der Pflicht ausdauert; er gibt aber<lb/> darum keine Sicherheit uͤber die Geſinnung des<lb/> Menſchen, und wenn wir nicht die Treue in ihr<lb/> faͤnden, ſo muͤßten wir ſie unlauter nennen. Zwei-<lb/> tens geht der fleißige Wille auch nur ſo weit, als<lb/> der Vortheil des zu erlangenden Guts erkannt wird;<lb/> oder ob dieſer klar iſt, ſo hoͤrt jener doch auf in<lb/> dem angefangenen Werke, wenn die Klugheit ihm<lb/> abraͤth wegen obwaltender Schwierigkeit; ſo iſt er<lb/> zwar wieder verſchieden von der Treue, aber eben<lb/> darin auch zu verwerfen. Und richtet er ſich nicht<lb/> bloß auf einzelnes Gut, da die Treue nach der<lb/> Ordnung und Erhebung des geſamten Lebens ſtrebt,<lb/> aus dem ganzen Menſchen hervor und hin auf den<lb/> ganzen Beruf? Hat er fuͤr ſich eine andere Beſon-<lb/> nenheit als das Begehren des zukuͤnftigen Erwerbs,<lb/> eine andere Ruhe als die Freude an der Arbeit; da<lb/> die Treue auch den gewonnenen Schatz huͤtet, an<lb/> den anvertrauten Gaben ſich erquickt? Man frage<lb/> ſich, ob man einen fleißigen Diener haben will<lb/> oder einen getreuen? und wenn man jenen hat, ob<lb/> man nicht eines Theils wuͤnſcht, daß er mehr waͤre,<lb/> anderes Theils, daß er weniger thaͤte? Jſt dem<lb/> alſo, ſo duͤrfen wir auch hier gewiß nicht die<lb/> Bedingung des Fleißes beſonders aufſtellen, ſondern<lb/> was wir davon brauchen koͤnnen und haben muͤſ-<lb/> ſen, das liegt in dem Begriffe der Treue. — Die<lb/> Vergleichung des Fleißes mit der Liebe kann nicht<lb/> guͤnſtiger ausfallen. Er iſt zwar auch Trieb wie<lb/> ſie, aber leiſtet in ſich nicht Gewaͤhr, daß er gewiß<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [44/0052]
auf den Nutzen, der erworben werden ſoll, waͤhrend
die Treue in der Pflicht ausdauert; er gibt aber
darum keine Sicherheit uͤber die Geſinnung des
Menſchen, und wenn wir nicht die Treue in ihr
faͤnden, ſo muͤßten wir ſie unlauter nennen. Zwei-
tens geht der fleißige Wille auch nur ſo weit, als
der Vortheil des zu erlangenden Guts erkannt wird;
oder ob dieſer klar iſt, ſo hoͤrt jener doch auf in
dem angefangenen Werke, wenn die Klugheit ihm
abraͤth wegen obwaltender Schwierigkeit; ſo iſt er
zwar wieder verſchieden von der Treue, aber eben
darin auch zu verwerfen. Und richtet er ſich nicht
bloß auf einzelnes Gut, da die Treue nach der
Ordnung und Erhebung des geſamten Lebens ſtrebt,
aus dem ganzen Menſchen hervor und hin auf den
ganzen Beruf? Hat er fuͤr ſich eine andere Beſon-
nenheit als das Begehren des zukuͤnftigen Erwerbs,
eine andere Ruhe als die Freude an der Arbeit; da
die Treue auch den gewonnenen Schatz huͤtet, an
den anvertrauten Gaben ſich erquickt? Man frage
ſich, ob man einen fleißigen Diener haben will
oder einen getreuen? und wenn man jenen hat, ob
man nicht eines Theils wuͤnſcht, daß er mehr waͤre,
anderes Theils, daß er weniger thaͤte? Jſt dem
alſo, ſo duͤrfen wir auch hier gewiß nicht die
Bedingung des Fleißes beſonders aufſtellen, ſondern
was wir davon brauchen koͤnnen und haben muͤſ-
ſen, das liegt in dem Begriffe der Treue. — Die
Vergleichung des Fleißes mit der Liebe kann nicht
guͤnſtiger ausfallen. Er iſt zwar auch Trieb wie
ſie, aber leiſtet in ſich nicht Gewaͤhr, daß er gewiß
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