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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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von Erfindung der edlen Buchdruckerkunst.
scripten heut zu Tag bey nahe gleich geschätzet wer-
den. Maittaire (d) hat selbige mit allem Fleiß
aufgesuchet und nach den Jahren beschrieben.
Man gehet aber zu weit, wenn man ihm die allerersten
griechisch gedruckten Bücher zuschreibet, weil man
schon 18. Jahr vor ihm zu Mayland dergleichen Bü-
cher gedruckt hatte. So viel ist gewiß, daß die Künste
und Wissenschaften ihm ungemein viel zu dancken ha-
ben, weil er die vortreflichsten Manuscripta nicht nur
aufgesucht, sondern auch mit genauer Sorgfalt accurat
gedruckt hat. Eben deßwegen wissen ihn die gelehrten
nicht hoch genug zu erheben. Jch würde mehr als ei-
nen Bogen von seinen Lobserhebungen anfüllen kön-
nen, wenn ich selbige hieher zu setzen vor nöthig hielte. (e)
Endlich ist er im 70. Jahr seines Alters gestorben. Er
lebte aber gleichsam in seinem Sohn, Paulo Manu-
tio,
wieder auf, welcher 1512. gebohren war, und 1574.
wieder gestorben ist. Denn dieser trat in die löblichen
Fußstapfen seines Vaters und brachte sich durch seine
Ausgaben vieler nützlichen Bücher und ausnehmende
Gelehrsamkeit einen immerwährenden Ruhm zuwege:
Dessen Sohn Aldus aber ist so verarmet, daß er nicht

ein-
(d) S. dessen Annales Typogr. T. I. p. 73. sqq.
(e) Maittaire hat die meisten schon l. c. angeführet. Georg
Schelhorn
hat seinen Amoenitat. Litt. T. II, p. 337. T. IV,
p.
555. auch noch einige einverleibet; Ein eintziges will
ich hieher einrücken:
Quod si credere fas Dii poetis,
Vitam reddere quod queant sublatam:
Quanto est iustius, aequiusque quaeso,
ALDVM MANVTIVM Deum voeare?
lpsis quod potuit suo labore.
Vitam reddere mortuis poetis.

von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
ſcripten heut zu Tag bey nahe gleich geſchaͤtzet wer-
den. Maittaire (d) hat ſelbige mit allem Fleiß
aufgeſuchet und nach den Jahren beſchrieben.
Man gehet aber zu weit, wenn man ihm die allererſten
griechiſch gedruckten Buͤcher zuſchreibet, weil man
ſchon 18. Jahr vor ihm zu Mayland dergleichen Buͤ-
cher gedruckt hatte. So viel iſt gewiß, daß die Kuͤnſte
und Wiſſenſchaften ihm ungemein viel zu dancken ha-
ben, weil er die vortreflichſten Manuſcripta nicht nur
aufgeſucht, ſondern auch mit genauer Sorgfalt accurat
gedruckt hat. Eben deßwegen wiſſen ihn die gelehrten
nicht hoch genug zu erheben. Jch wuͤrde mehr als ei-
nen Bogen von ſeinen Lobserhebungen anfuͤllen koͤn-
nen, wenn ich ſelbige hieher zu ſetzen vor noͤthig hielte. (e)
Endlich iſt er im 70. Jahr ſeines Alters geſtorben. Er
lebte aber gleichſam in ſeinem Sohn, Paulo Manu-
tio,
wieder auf, welcher 1512. gebohren war, und 1574.
wieder geſtorben iſt. Denn dieſer trat in die loͤblichen
Fußſtapfen ſeines Vaters und brachte ſich durch ſeine
Ausgaben vieler nuͤtzlichen Buͤcher und ausnehmende
Gelehrſamkeit einen immerwaͤhrenden Ruhm zuwege:
Deſſen Sohn Aldus aber iſt ſo verarmet, daß er nicht

ein-
(d) S. deſſen Annales Typogr. T. I. p. 73. ſqq.
(e) Maittaire hat die meiſten ſchon l. c. angefuͤhret. Georg
Schelhorn
hat ſeinen Amœnitat. Litt. T. II, p. 337. T. IV,
p.
555. auch noch einige einverleibet; Ein eintziges will
ich hieher einruͤcken:
Quod ſi credere fas Dii poetis,
Vitam reddere quod queant ſublatam:
Quanto eſt iuſtius, æquiusque quæſo,
ALDVM MANVTIVM Deum voeare?
lpſis quod potuit ſuo labore.
Vitam reddere mortuis poetis.
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[63/0103] von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt. ſcripten heut zu Tag bey nahe gleich geſchaͤtzet wer- den. Maittaire (d) hat ſelbige mit allem Fleiß aufgeſuchet und nach den Jahren beſchrieben. Man gehet aber zu weit, wenn man ihm die allererſten griechiſch gedruckten Buͤcher zuſchreibet, weil man ſchon 18. Jahr vor ihm zu Mayland dergleichen Buͤ- cher gedruckt hatte. So viel iſt gewiß, daß die Kuͤnſte und Wiſſenſchaften ihm ungemein viel zu dancken ha- ben, weil er die vortreflichſten Manuſcripta nicht nur aufgeſucht, ſondern auch mit genauer Sorgfalt accurat gedruckt hat. Eben deßwegen wiſſen ihn die gelehrten nicht hoch genug zu erheben. Jch wuͤrde mehr als ei- nen Bogen von ſeinen Lobserhebungen anfuͤllen koͤn- nen, wenn ich ſelbige hieher zu ſetzen vor noͤthig hielte. (e) Endlich iſt er im 70. Jahr ſeines Alters geſtorben. Er lebte aber gleichſam in ſeinem Sohn, Paulo Manu- tio, wieder auf, welcher 1512. gebohren war, und 1574. wieder geſtorben iſt. Denn dieſer trat in die loͤblichen Fußſtapfen ſeines Vaters und brachte ſich durch ſeine Ausgaben vieler nuͤtzlichen Buͤcher und ausnehmende Gelehrſamkeit einen immerwaͤhrenden Ruhm zuwege: Deſſen Sohn Aldus aber iſt ſo verarmet, daß er nicht ein- (d) S. deſſen Annales Typogr. T. I. p. 73. ſqq. (e) Maittaire hat die meiſten ſchon l. c. angefuͤhret. Georg Schelhorn hat ſeinen Amœnitat. Litt. T. II, p. 337. T. IV, p. 555. auch noch einige einverleibet; Ein eintziges will ich hieher einruͤcken: Quod ſi credere fas Dii poetis, Vitam reddere quod queant ſublatam: Quanto eſt iuſtius, æquiusque quæſo, ALDVM MANVTIVM Deum voeare? lpſis quod potuit ſuo labore. Vitam reddere mortuis poetis.

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/103>, abgerufen am 22.11.2024.