[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.Kurtzer Entwurf die corrigirten Bogen an die Ecken der Strassen aus-gehänget, und demjenigen eine Belohnung versprochen haben soll, welcher ihm einen Fehler anzeigen würde. Ums Jahr 1539. wurde er König Frantzens I. Buch- drucker der hebräischen und lateinischen Sprache. Weil man ihm aber Schuld gegeben, daß er bey seiner Entweichung aus Paris nach Genf etliche Schriften aus der Königlichen Druckerey entwendet hätte, und sonsten die Theologische Facultät sehr übel auf ihn zu- sprechen war, wegen seiner Anmerckungen die er zu sei- ner hebräisch gedruckten Bibel gesetzet hatte; So soll man ihn in seiner Abwesenheit verbrannt haben. Un- terdessen setzte er zu Genf die Druckerey bis an sein End 1559. unermüdet fort, und lieferte der gelehrten Welt viel schöne und nützliche Bücher, die er zum Theil selbsten verfertiget hat. Er hinterließ Heinrich und Ro- berten, welche sich ebenfalls wegen ihrer Gelehrsam- keit und correct gedruckten Bücher viel Ruhm erwor- ben haben. Heinrich muste, wie sein Vater, aus Paris flüchtig werden, weil er seine Feder gar zu sehr wider die Geistlichen gespitzet hat. Dahero sein Bildniß in Paris verbrannt worden seyn soll. Unterdessen habe er von sich hören lassen: es habe ihm niemals mehr gefrohren, als zu der Zeit, da er in Paris verbrannt worden sey. Wie wohl dieses einige von Robert Stephano sagen wollen. Mich. Maittaire aber macht dieses Vorge- ben gar zu einer Fabel. Zu Lyon ist er endlich im Spi- tal 1598. gestorben. Das Jnsigne der Stephano- rum war ein fruchtbarer Oelbaum, von welchem einige Zweige fallen, andere aber dagegen eingepfropfet sind. Unter demselben stehet ein Mann, welchen einige vor den Apostel Paulum halten. Die Beyschrift ist: Noli altum sapere, oder: Noli altum sapere, sed time, wel- che
Kurtzer Entwurf die corrigirten Bogen an die Ecken der Straſſen aus-gehaͤnget, und demjenigen eine Belohnung verſprochen haben ſoll, welcher ihm einen Fehler anzeigen wuͤrde. Ums Jahr 1539. wurde er Koͤnig Frantzens I. Buch- drucker der hebraͤiſchen und lateiniſchen Sprache. Weil man ihm aber Schuld gegeben, daß er bey ſeiner Entweichung aus Paris nach Genf etliche Schriften aus der Koͤniglichen Druckerey entwendet haͤtte, und ſonſten die Theologiſche Facultaͤt ſehr uͤbel auf ihn zu- ſprechen war, wegen ſeiner Anmerckungen die er zu ſei- ner hebraͤiſch gedruckten Bibel geſetzet hatte; So ſoll man ihn in ſeiner Abweſenheit verbrannt haben. Un- terdeſſen ſetzte er zu Genf die Druckerey bis an ſein End 1559. unermuͤdet fort, und lieferte der gelehrten Welt viel ſchoͤne und nuͤtzliche Buͤcher, die er zum Theil ſelbſten verfertiget hat. Er hinterließ Heinrich und Ro- berten, welche ſich ebenfalls wegen ihrer Gelehrſam- keit und correct gedruckten Buͤcher viel Ruhm erwor- ben haben. Heinrich muſte, wie ſein Vater, aus Paris fluͤchtig werden, weil er ſeine Feder gar zu ſehr wider die Geiſtlichen geſpitzet hat. Dahero ſein Bildniß in Paris verbrannt worden ſeyn ſoll. Unterdeſſen habe er von ſich hoͤren laſſen: es habe ihm niemals mehr gefrohren, als zu der Zeit, da er in Paris verbrannt worden ſey. Wie wohl dieſes einige von Robert Stephano ſagen wollen. Mich. Maittaire aber macht dieſes Vorge- ben gar zu einer Fabel. Zu Lyon iſt er endlich im Spi- tal 1598. geſtorben. Das Jnſigne der Stephano- rum war ein fruchtbarer Oelbaum, von welchem einige Zweige fallen, andere aber dagegen eingepfropfet ſind. Unter demſelben ſtehet ein Mann, welchen einige vor den Apoſtel Paulum halten. Die Beyſchrift iſt: Noli altum ſapere, oder: Noli altum ſapere, ſed time, wel- che
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Kurtzer Entwurf
die corrigirten Bogen an die Ecken der Straſſen aus-
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haben ſoll, welcher ihm einen Fehler anzeigen wuͤrde.
Ums Jahr 1539. wurde er Koͤnig Frantzens I. Buch-
drucker der hebraͤiſchen und lateiniſchen Sprache.
Weil man ihm aber Schuld gegeben, daß er bey ſeiner
Entweichung aus Paris nach Genf etliche Schriften
aus der Koͤniglichen Druckerey entwendet haͤtte, und
ſonſten die Theologiſche Facultaͤt ſehr uͤbel auf ihn zu-
ſprechen war, wegen ſeiner Anmerckungen die er zu ſei-
ner hebraͤiſch gedruckten Bibel geſetzet hatte; So ſoll
man ihn in ſeiner Abweſenheit verbrannt haben. Un-
terdeſſen ſetzte er zu Genf die Druckerey bis an ſein
End 1559. unermuͤdet fort, und lieferte der gelehrten
Welt viel ſchoͤne und nuͤtzliche Buͤcher, die er zum Theil
ſelbſten verfertiget hat. Er hinterließ Heinrich und Ro-
berten, welche ſich ebenfalls wegen ihrer Gelehrſam-
keit und correct gedruckten Buͤcher viel Ruhm erwor-
ben haben. Heinrich muſte, wie ſein Vater, aus Paris
fluͤchtig werden, weil er ſeine Feder gar zu ſehr wider die
Geiſtlichen geſpitzet hat. Dahero ſein Bildniß in Paris
verbrannt worden ſeyn ſoll. Unterdeſſen habe er von
ſich hoͤren laſſen: es habe ihm niemals mehr gefrohren,
als zu der Zeit, da er in Paris verbrannt worden ſey.
Wie wohl dieſes einige von Robert Stephano ſagen
wollen. Mich. Maittaire aber macht dieſes Vorge-
ben gar zu einer Fabel. Zu Lyon iſt er endlich im Spi-
tal 1598. geſtorben. Das Jnſigne der Stephano-
rum war ein fruchtbarer Oelbaum, von welchem einige
Zweige fallen, andere aber dagegen eingepfropfet ſind.
Unter demſelben ſtehet ein Mann, welchen einige vor den
Apoſtel Paulum halten. Die Beyſchrift iſt: Noli
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