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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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Von der Sinesischen Sprache.

Ob gleich die Sprache reich an Characteurs, so
leider sie dennoch grossen Mangel an Wörtern.
Z. E. Deus hat kein Nomen proprium, sondern wird
periphrastice (umschrieben) exprimiret, Tieu
chui, i. e. Coeli Dominus
oder Tachu, magnus Do-
minus.
Denn die Sprache hat kaum 1500. Vo-
cabula,
und dieselben sind Monosyllaba (ob gleich
zwey oder dreysylbigte Wörter zu seyn scheinen, so
sind selbige doch zusammen gesetzt) und endigen sich
in einem Vocalem oder in m und n (manchmahl
auch ng) niemahls aber anders. Daher denn die
Homonymia (vielfältige Bedeutung der Wörter)
in der Sprache sehr starck vorhanden, dergestalt daß
manchmahl ein Wort wohl 20 bis 30 diverse Signi-
ficationes
in sich enthält und andeutet, welche manch-
mahl durch die Characteurs und Aussprache distin-
gui
ret werden. Denn die Sineser erheben bald die
Stimme im Reden, bald aber lassen sie solche wie-
der fallen, und scheinet gleichsam als wenn sie singen.
Weil nun sothane Pronunciation denen Redenden
nöthig ist, so hat P. Jacobus Pautoja 5. Merckmahle,
so in der Music bekannt sind, ut, re, mi, fa, sol,
erdacht, welche er Sinesische Accente nennet, mit
welchem er die Stimme, und wie der Klang gege-
ben werden müsse anzeigt, welches Kircherus Chin.
Illustr. p. 236. refer
iret. Ubrigens kan kein sonder-
licher Nutzen von dieser Sprache erlangt werden,
wenn man nicht den Umgang dasiges Ortes mit ih-
nen hat.

Anmer-
Von der Sineſiſchen Sprache.

Ob gleich die Sprache reich an Characteurs, ſo
leider ſie dennoch groſſen Mangel an Woͤrtern.
Z. E. Deus hat kein Nomen proprium, ſondern wird
periphraſtice (umſchrieben) exprimiret, Tieú
chuí, i. e. Cœli Dominus
oder Tàchù, magnus Do-
minus.
Denn die Sprache hat kaum 1500. Vo-
cabula,
und dieſelben ſind Monoſyllaba (ob gleich
zwey oder dreyſylbigte Woͤrter zu ſeyn ſcheinen, ſo
ſind ſelbige doch zuſammen geſetzt) und endigen ſich
in einem Vocalem oder in m und n (manchmahl
auch ng) niemahls aber anders. Daher denn die
Homonymia (vielfaͤltige Bedeutung der Woͤrter)
in der Sprache ſehr ſtarck vorhanden, dergeſtalt daß
manchmahl ein Wort wohl 20 bis 30 diverſe Signi-
ficationes
in ſich enthaͤlt und andeutet, welche manch-
mahl durch die Characteurs und Ausſprache diſtin-
gui
ret werden. Denn die Sineſer erheben bald die
Stimme im Reden, bald aber laſſen ſie ſolche wie-
der fallen, und ſcheinet gleichſam als wenn ſie ſingen.
Weil nun ſothane Pronunciation denen Redenden
noͤthig iſt, ſo hat P. Jacobus Pautoja 5. Merckmahle,
ſo in der Muſic bekannt ſind, ut, re, mi, fa, ſol,
erdacht, welche er Sineſiſche Accente nennet, mit
welchem er die Stimme, und wie der Klang gege-
ben werden muͤſſe anzeigt, welches Kircherus Chin.
Illuſtr. p. 236. refer
iret. Ubrigens kan kein ſonder-
licher Nutzen von dieſer Sprache erlangt werden,
wenn man nicht den Umgang daſiges Ortes mit ih-
nen hat.

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[52/0277] Von der Sineſiſchen Sprache. Ob gleich die Sprache reich an Characteurs, ſo leider ſie dennoch groſſen Mangel an Woͤrtern. Z. E. Deus hat kein Nomen proprium, ſondern wird periphraſtice (umſchrieben) exprimiret, Tieú chuí, i. e. Cœli Dominus oder Tàchù, magnus Do- minus. Denn die Sprache hat kaum 1500. Vo- cabula, und dieſelben ſind Monoſyllaba (ob gleich zwey oder dreyſylbigte Woͤrter zu ſeyn ſcheinen, ſo ſind ſelbige doch zuſammen geſetzt) und endigen ſich in einem Vocalem oder in m und n (manchmahl auch ng) niemahls aber anders. Daher denn die Homonymia (vielfaͤltige Bedeutung der Woͤrter) in der Sprache ſehr ſtarck vorhanden, dergeſtalt daß manchmahl ein Wort wohl 20 bis 30 diverſe Signi- ficationes in ſich enthaͤlt und andeutet, welche manch- mahl durch die Characteurs und Ausſprache diſtin- guiret werden. Denn die Sineſer erheben bald die Stimme im Reden, bald aber laſſen ſie ſolche wie- der fallen, und ſcheinet gleichſam als wenn ſie ſingen. Weil nun ſothane Pronunciation denen Redenden noͤthig iſt, ſo hat P. Jacobus Pautoja 5. Merckmahle, ſo in der Muſic bekannt ſind, ut, re, mi, fa, ſol, erdacht, welche er Sineſiſche Accente nennet, mit welchem er die Stimme, und wie der Klang gege- ben werden muͤſſe anzeigt, welches Kircherus Chin. Illuſtr. p. 236. referiret. Ubrigens kan kein ſonder- licher Nutzen von dieſer Sprache erlangt werden, wenn man nicht den Umgang daſiges Ortes mit ih- nen hat. Anmer-

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/277>, abgerufen am 22.11.2024.