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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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Buchbinder.
druckte, geschriebene, oder auch reine Bogen Pap-
pier, so ferne es nöthig ist, planirt, d. i. durch Leim
Wasser ziehet, und, wenn sie wieder trocken worden
sind, mit dem Faltzbein faltzet, oder in das gehörige
Format zusammen leget, auf dem Schlagstein mit
dem Hammer schläget, auf der Heftlade heftet mit
dem Werckmesser, oder Hobel, beschneidet, und eine
mit Pappe, oder Bretlein gesteifte Decke von Pap-
pier, Pergament, oder Leder darum schlägt, welche
zuweilen mit Clausuren versehen und verguldet wird,
und diesen Bogen also eine vollkommene Form ei-
nes Buches giebt. Diese Kunst ist vermuthlich so
alt, als die Wissenschaft Schriften zu verfertigen
selbst. Nach dem Unterscheid der Zeiten ist auch
diese Kunst sehr unterschiedlich gewesen. Denn als
man noch auf Baumrinden geschrieben, so hatte der
Buchbinder weiter nichts dabey zu thun, als das
Ende solcher beschriebenen Rinden an einem runden
Stäblein fest zu machen, und die Rinde selbst dar-
auf zu rollen. Ein dergleichen verfertigtes Buch
hiesen die Lateiner vom rollen Volumen. Die
Spitzen dieser Stäblein wurden mit Gold, oder ei-
ner andern Farbe bestrichen, und die also aufge-
wundene Rolle, in einem Futteral von cedern, oder
andern dauerhaften, Holtz verwahret. Da man
aber angefangen auf Tafeln von Wachß zu schrei-
ben; So wurden diese Tafeln nur schlechterdings
zusammen gelegt und mit einer Schnur fest gebun-
den. Hierauf fieng man an auf Pergament zu
schreiben. Diese auf Pergament geschriebene
Blätter wurden zusammen geheft, hinten mit Leder
besetzt und zu den Deckeln auf der Seite blose höl-
tzerne Bretter genommen, die man öfters mit star-

cken

Buchbinder.
druckte, geſchriebene, oder auch reine Bogen Pap-
pier, ſo ferne es noͤthig iſt, planirt, d. i. durch Leim
Waſſer ziehet, und, wenn ſie wieder trocken worden
ſind, mit dem Faltzbein faltzet, oder in das gehoͤrige
Format zuſammen leget, auf dem Schlagſtein mit
dem Hammer ſchlaͤget, auf der Heftlade heftet mit
dem Werckmeſſer, oder Hobel, beſchneidet, und eine
mit Pappe, oder Bretlein geſteifte Decke von Pap-
pier, Pergament, oder Leder darum ſchlaͤgt, welche
zuweilen mit Clauſuren verſehen und verguldet wird,
und dieſen Bogen alſo eine vollkommene Form ei-
nes Buches giebt. Dieſe Kunſt iſt vermuthlich ſo
alt, als die Wiſſenſchaft Schriften zu verfertigen
ſelbſt. Nach dem Unterſcheid der Zeiten iſt auch
dieſe Kunſt ſehr unterſchiedlich geweſen. Denn als
man noch auf Baumrinden geſchrieben, ſo hatte der
Buchbinder weiter nichts dabey zu thun, als das
Ende ſolcher beſchriebenen Rinden an einem runden
Staͤblein feſt zu machen, und die Rinde ſelbſt dar-
auf zu rollen. Ein dergleichen verfertigtes Buch
hieſen die Lateiner vom rollen Volumen. Die
Spitzen dieſer Staͤblein wurden mit Gold, oder ei-
ner andern Farbe beſtrichen, und die alſo aufge-
wundene Rolle, in einem Futteral von cedern, oder
andern dauerhaften, Holtz verwahret. Da man
aber angefangen auf Tafeln von Wachß zu ſchrei-
ben; So wurden dieſe Tafeln nur ſchlechterdings
zuſammen gelegt und mit einer Schnur feſt gebun-
den. Hierauf fieng man an auf Pergament zu
ſchreiben. Dieſe auf Pergament geſchriebene
Blaͤtter wurden zuſammen geheft, hinten mit Leder
beſetzt und zu den Deckeln auf der Seite bloſe hoͤl-
tzerne Bretter genommen, die man oͤfters mit ſtar-

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[170/0422] Buchbinder. druckte, geſchriebene, oder auch reine Bogen Pap- pier, ſo ferne es noͤthig iſt, planirt, d. i. durch Leim Waſſer ziehet, und, wenn ſie wieder trocken worden ſind, mit dem Faltzbein faltzet, oder in das gehoͤrige Format zuſammen leget, auf dem Schlagſtein mit dem Hammer ſchlaͤget, auf der Heftlade heftet mit dem Werckmeſſer, oder Hobel, beſchneidet, und eine mit Pappe, oder Bretlein geſteifte Decke von Pap- pier, Pergament, oder Leder darum ſchlaͤgt, welche zuweilen mit Clauſuren verſehen und verguldet wird, und dieſen Bogen alſo eine vollkommene Form ei- nes Buches giebt. Dieſe Kunſt iſt vermuthlich ſo alt, als die Wiſſenſchaft Schriften zu verfertigen ſelbſt. Nach dem Unterſcheid der Zeiten iſt auch dieſe Kunſt ſehr unterſchiedlich geweſen. Denn als man noch auf Baumrinden geſchrieben, ſo hatte der Buchbinder weiter nichts dabey zu thun, als das Ende ſolcher beſchriebenen Rinden an einem runden Staͤblein feſt zu machen, und die Rinde ſelbſt dar- auf zu rollen. Ein dergleichen verfertigtes Buch hieſen die Lateiner vom rollen Volumen. Die Spitzen dieſer Staͤblein wurden mit Gold, oder ei- ner andern Farbe beſtrichen, und die alſo aufge- wundene Rolle, in einem Futteral von cedern, oder andern dauerhaften, Holtz verwahret. Da man aber angefangen auf Tafeln von Wachß zu ſchrei- ben; So wurden dieſe Tafeln nur ſchlechterdings zuſammen gelegt und mit einer Schnur feſt gebun- den. Hierauf fieng man an auf Pergament zu ſchreiben. Dieſe auf Pergament geſchriebene Blaͤtter wurden zuſammen geheft, hinten mit Leder beſetzt und zu den Deckeln auf der Seite bloſe hoͤl- tzerne Bretter genommen, die man oͤfters mit ſtar- cken

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/422>, abgerufen am 22.11.2024.