[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.Kurtzer Entwurf &q;ckerey in Teutschland angerichtet." Panziroll giebtzwar Teutschland die gebührende Ehre: Alleine er bringt doch diese Fabel, ohne ein Wort darwider zu sagen, an, und versichert uns am Ende seiner Erzehlung, er hätte dergleichen in China gedruckte Blätter gesehen. Jch wer- de diese Erzehlung nicht unbillig eine Fabel genennet ha- ben. Denn wer war denn dieser einer, und wenn ist dieses geschehen? Wo hat dieser einer eine solche Dru- ckerey angelegt, und wer hat diese Meynung zuerst auf- gebracht? Auf diese Weise pflegt man bey uns die er- dichteten Fabeln zu erzehlen, mit dem unüberwindli- chen Beweis: es war ein mal einer etc. Nicht besser beweißt Paulus Jovius m) seine Erzehlung. Dieser hat es vom Hörensagen. "Die Portugiesischen Kauf- &q;leute erzehlen, schreibt er, daß daselbst, nemlich in &q;China, Drucker wären, welche Bücher, Historien &q;und die Gebräuche ihrer Religion auf lange Blätter &q;druckten, welche man im Heften viermal zusammen &q;legen müßte." Und nachdem er uns berichtet, daß der König in Portugall dem Papst Leoni ein solches Buch zugeschickt, welches er gesehen haben will; So fährt er also fort: "Dahero glaube ich, daß dieses &q;Kunststück, ehe noch die Portugiesen nach Jndien ge- &q;fahren, von den Scythen und Moscowitern, zu unge- &q;meiner Beförderung der freyen Künste, zu uns ge- &q;bracht worden sey." Abermals ein treflicher Be- weis: Er hat es gehöret, und dahero glaubt er es auch. Wie aber, wenn ich es nicht glaube? Ey man hat noch mehr Zeugnisse. Denn Johann Gonzalez Mendoza n) will uns dieses auch überreden, mit dem schö- m) l. c. n) An oben schon benamtem Orte.
Kurtzer Entwurf &q;ckerey in Teutſchland angerichtet.‟ Panziroll giebtzwar Teutſchland die gebuͤhrende Ehre: Alleine er bringt doch dieſe Fabel, ohne ein Wort darwider zu ſagen, an, und verſichert uns am Ende ſeiner Erzehlung, er haͤtte dergleichen in China gedruckte Blaͤtter geſehen. Jch wer- de dieſe Erzehlung nicht unbillig eine Fabel genennet ha- ben. Denn wer war denn dieſer einer, und wenn iſt dieſes geſchehen? Wo hat dieſer einer eine ſolche Dru- ckerey angelegt, und wer hat dieſe Meynung zuerſt auf- gebracht? Auf dieſe Weiſe pflegt man bey uns die er- dichteten Fabeln zu erzehlen, mit dem unuͤberwindli- chen Beweis: es war ein mal einer ꝛc. Nicht beſſer beweißt Paulus Jovius m) ſeine Erzehlung. Dieſer hat es vom Hoͤrenſagen. „Die Portugieſiſchen Kauf- &q;leute erzehlen, ſchreibt er, daß daſelbſt, nemlich in &q;China, Drucker waͤren, welche Buͤcher, Hiſtorien &q;und die Gebraͤuche ihrer Religion auf lange Blaͤtter &q;druckten, welche man im Heften viermal zuſammen &q;legen muͤßte.‟ Und nachdem er uns berichtet, daß der Koͤnig in Portugall dem Papſt Leoni ein ſolches Buch zugeſchickt, welches er geſehen haben will; So faͤhrt er alſo fort: „Dahero glaube ich, daß dieſes &q;Kunſtſtuͤck, ehe noch die Portugieſen nach Jndien ge- &q;fahren, von den Scythen und Moſcowitern, zu unge- &q;meiner Befoͤrderung der freyen Kuͤnſte, zu uns ge- &q;bracht worden ſey.‟ Abermals ein treflicher Be- weis: Er hat es gehoͤret, und dahero glaubt er es auch. Wie aber, wenn ich es nicht glaube? Ey man hat noch mehr Zeugniſſe. Denn Johann Gonzalez Mendoza n) will uns dieſes auch uͤberreden, mit dem ſchoͤ- m) l. c. n) An oben ſchon benamtem Orte.
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Kurtzer Entwurf
&q;ckerey in Teutſchland angerichtet.‟ Panziroll giebt
zwar Teutſchland die gebuͤhrende Ehre: Alleine er bringt
doch dieſe Fabel, ohne ein Wort darwider zu ſagen, an,
und verſichert uns am Ende ſeiner Erzehlung, er haͤtte
dergleichen in China gedruckte Blaͤtter geſehen. Jch wer-
de dieſe Erzehlung nicht unbillig eine Fabel genennet ha-
ben. Denn wer war denn dieſer einer, und wenn iſt
dieſes geſchehen? Wo hat dieſer einer eine ſolche Dru-
ckerey angelegt, und wer hat dieſe Meynung zuerſt auf-
gebracht? Auf dieſe Weiſe pflegt man bey uns die er-
dichteten Fabeln zu erzehlen, mit dem unuͤberwindli-
chen Beweis: es war ein mal einer ꝛc. Nicht beſſer
beweißt Paulus Jovius m) ſeine Erzehlung. Dieſer
hat es vom Hoͤrenſagen. „Die Portugieſiſchen Kauf-
&q;leute erzehlen, ſchreibt er, daß daſelbſt, nemlich in
&q;China, Drucker waͤren, welche Buͤcher, Hiſtorien
&q;und die Gebraͤuche ihrer Religion auf lange Blaͤtter
&q;druckten, welche man im Heften viermal zuſammen
&q;legen muͤßte.‟ Und nachdem er uns berichtet, daß
der Koͤnig in Portugall dem Papſt Leoni ein ſolches
Buch zugeſchickt, welches er geſehen haben will; So
faͤhrt er alſo fort: „Dahero glaube ich, daß dieſes
&q;Kunſtſtuͤck, ehe noch die Portugieſen nach Jndien ge-
&q;fahren, von den Scythen und Moſcowitern, zu unge-
&q;meiner Befoͤrderung der freyen Kuͤnſte, zu uns ge-
&q;bracht worden ſey.‟ Abermals ein treflicher Be-
weis: Er hat es gehoͤret, und dahero glaubt er es
auch. Wie aber, wenn ich es nicht glaube? Ey man
hat noch mehr Zeugniſſe. Denn Johann Gonzalez
Mendoza n) will uns dieſes auch uͤberreden, mit dem
ſchoͤ-
m) l. c.
n) An oben ſchon benamtem Orte.
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