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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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Vortritt, Votiren.
Sache schlimm gemacht hat, und daß ein unordent-
licher und verworrener Vortrag mit genauer Noth
hat können verstanden werden. Wer vorhero sei-
ne Sachen wohl überleget hat, der wird hernach
auch bescheiden, ordentlich und deutlich reden können.

Vortritt, ist die Ehrenstelle, so im Gehen, oder Sitzen ei-
nem vor dem andern gebühret, dergleichen gehöret na-
türlicher Weise, und ursprünglich dem Alter, welches
GOtt zu ehren selbst befohlen hat. Den Alten hat
man den Vorzug bey allen Zusammenkünfften gege-
ben, und ihre Meynung vornehmlich gelten lassen in
Berathschlagungen; der andere Grund ist der Ver-
stand,
dahero die Gradus, oder Ehrenstufen, unter den
Gelehrten entstanden, und die so in dem gemeinen
Wesen, im geist- oder weltlichen Stande die wichtig-
sten Aemter versehen, wegen ihrer Geschicklichkeit an-
dern vorgehen. Ob die blosse Macht, oder Reich-
thum,
einen Vorzug verdienet ist zweifelhaft, doch
in so weit zuläßig, wenn die reichsten einer Stadt zu
dessen Erhaltung das meiste beytragen. Die
Wohlgefälligkeit macht auch einen Grund des
Vorzugs, die Vermittelung kan geschehen, daß
einer um den andern die Vorstelle habe, welches
unter den Ständen des Reichs eingeführet, vide
J. C. Becmanni Diss. de praecedentia.

Votiren, heist in einer Versammlung, oder Gesellschaft,
seine Meynung sagen. Derjenige, so den Vorsitz
hat, fordert die Stimmen auf, nimmt eine nach der
andern an, und machet alsdenn den Schluß nach den
meisten Stimmen. Ob das Votiren von oben,
oder von unten, anfangen soll, ist noch nicht gewiß
ausgemacht. Dahero es auf die eingeführte Ge-
wohnheit ankommt. Vor die erste Art schützt man

sich

Vortritt, Votiren.
Sache ſchlimm gemacht hat, und daß ein unordent-
licher und verworrener Vortrag mit genauer Noth
hat koͤnnen verſtanden werden. Wer vorhero ſei-
ne Sachen wohl uͤberleget hat, der wird hernach
auch beſcheiden, ordentlich und deutlich reden koͤnnen.

Vortritt, iſt die Ehrenſtelle, ſo im Gehen, oder Sitzen ei-
nem vor dem andern gebuͤhret, dergleichen gehoͤret na-
tuͤrlicher Weiſe, und urſpruͤnglich dem Alter, welches
GOtt zu ehren ſelbſt befohlen hat. Den Alten hat
man den Vorzug bey allen Zuſammenkuͤnfften gege-
ben, und ihre Meynung vornehmlich gelten laſſen in
Berathſchlagungen; der andere Grund iſt der Ver-
ſtand,
dahero die Gradus, oder Ehrenſtufen, unter den
Gelehrten entſtanden, und die ſo in dem gemeinen
Weſen, im geiſt- oder weltlichen Stande die wichtig-
ſten Aemter verſehen, wegen ihrer Geſchicklichkeit an-
dern vorgehen. Ob die bloſſe Macht, oder Reich-
thum,
einen Vorzug verdienet iſt zweifelhaft, doch
in ſo weit zulaͤßig, wenn die reichſten einer Stadt zu
deſſen Erhaltung das meiſte beytragen. Die
Wohlgefaͤlligkeit macht auch einen Grund des
Vorzugs, die Vermittelung kan geſchehen, daß
einer um den andern die Vorſtelle habe, welches
unter den Staͤnden des Reichs eingefuͤhret, vide
J. C. Becmanni Diſſ. de præcedentia.

Votiren, heiſt in einer Verſammlung, oder Geſellſchaft,
ſeine Meynung ſagen. Derjenige, ſo den Vorſitz
hat, fordert die Stimmen auf, nimmt eine nach der
andern an, und machet alsdenn den Schluß nach den
meiſten Stimmen. Ob das Votiren von oben,
oder von unten, anfangen ſoll, iſt noch nicht gewiß
ausgemacht. Dahero es auf die eingefuͤhrte Ge-
wohnheit ankommt. Vor die erſte Art ſchuͤtzt man

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[237/0506] Vortritt, Votiren. Sache ſchlimm gemacht hat, und daß ein unordent- licher und verworrener Vortrag mit genauer Noth hat koͤnnen verſtanden werden. Wer vorhero ſei- ne Sachen wohl uͤberleget hat, der wird hernach auch beſcheiden, ordentlich und deutlich reden koͤnnen. Vortritt, iſt die Ehrenſtelle, ſo im Gehen, oder Sitzen ei- nem vor dem andern gebuͤhret, dergleichen gehoͤret na- tuͤrlicher Weiſe, und urſpruͤnglich dem Alter, welches GOtt zu ehren ſelbſt befohlen hat. Den Alten hat man den Vorzug bey allen Zuſammenkuͤnfften gege- ben, und ihre Meynung vornehmlich gelten laſſen in Berathſchlagungen; der andere Grund iſt der Ver- ſtand, dahero die Gradus, oder Ehrenſtufen, unter den Gelehrten entſtanden, und die ſo in dem gemeinen Weſen, im geiſt- oder weltlichen Stande die wichtig- ſten Aemter verſehen, wegen ihrer Geſchicklichkeit an- dern vorgehen. Ob die bloſſe Macht, oder Reich- thum, einen Vorzug verdienet iſt zweifelhaft, doch in ſo weit zulaͤßig, wenn die reichſten einer Stadt zu deſſen Erhaltung das meiſte beytragen. Die Wohlgefaͤlligkeit macht auch einen Grund des Vorzugs, die Vermittelung kan geſchehen, daß einer um den andern die Vorſtelle habe, welches unter den Staͤnden des Reichs eingefuͤhret, vide J. C. Becmanni Diſſ. de præcedentia. Votiren, heiſt in einer Verſammlung, oder Geſellſchaft, ſeine Meynung ſagen. Derjenige, ſo den Vorſitz hat, fordert die Stimmen auf, nimmt eine nach der andern an, und machet alsdenn den Schluß nach den meiſten Stimmen. Ob das Votiren von oben, oder von unten, anfangen ſoll, iſt noch nicht gewiß ausgemacht. Dahero es auf die eingefuͤhrte Ge- wohnheit ankommt. Vor die erſte Art ſchuͤtzt man ſich

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/506>, abgerufen am 21.11.2024.