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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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von Erfindung der edlen Buchdruckerkunst.
gedauert haben. Jm Jahr 1440. hat Mentelin die
Buchdruckerey erfunden, wie Specklin vorgiebt, bald
darauf hat ihm diese Kunst Genßfleisch abgestohlen
und also zum Kummer Gelegenheit gegeben, und 1478.
ist Mentelin gestorben. Wie solches Jacob Men-
telin
hinlänglich darthut. (e) Also hat der Kummer
20-30. Jahr an des armen Mentelins Hertz genaget.
Wird wohl dieses Jemand glauben? Jch kan es Nie-
mand zumuthen, denn ich glaube es auch nicht. Gut-
tenberg
wird von diesen Chronicken zu einen reichen
Mann gemacht, davon andere Geschichtschreiber nichts
wissen, ja das Gegentheil berichten; Peter Scheffer
wird von Specklin vor Mentelins Schwager er-
klärt, da er doch Faustens einige Tochter zur Ehe ge-
habt hat. Kurtz, es ist alles so unwahrscheinlich und
widersprechend in diesen Chronicken erzehlet, worauf
man sich doch als öffentliche Zeugnisse beruffen will, daß
man den Herren Straßburgern diese Schätze gerne
gönnen, sich aber die Freyheit ausbitten wird, selbigen
nicht ein Wort zu glauben, woferne es nicht durch an-
derer glaubwürdigen Männer Beyfall bestärcket wer-
den kan. Aus diesen allen ergiebt sich endlich ohne
vieles Nachsinnen so viel, daß auf die Erzehlung von
Mentelins Erfindung der Buchdruckerey nichts zu
halten sey. Unter die ersten Buchdrucker zu Straß-
burg mag er noch eher gehören, und diesen Platz will ich
ihm gerne einräumen. Die Erfindung aber kan ich

ihm
(e) Jn seiner Paraenesi de vera typographiae inuentione,
1650. 4. Allwo er aus dem libro pulsuum mortuorum,
so bey dem Münster zu Straßburg gehalten worden, fol-
gende Nachricht ertheilet: Obiit Dominus Io. Mentelius
Impressor, Sabbato post conceptionem Virginis Mariae A.
MCCCCLXXIIX. Et factus est ei pulsus cum campana
magna dominiea sequenti.
C 5

von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
gedauert haben. Jm Jahr 1440. hat Mentelin die
Buchdruckerey erfunden, wie Specklin vorgiebt, bald
darauf hat ihm dieſe Kunſt Genßfleiſch abgeſtohlen
und alſo zum Kummer Gelegenheit gegeben, und 1478.
iſt Mentelin geſtorben. Wie ſolches Jacob Men-
telin
hinlaͤnglich darthut. (e) Alſo hat der Kummer
20-30. Jahr an des armen Mentelins Hertz genaget.
Wird wohl dieſes Jemand glauben? Jch kan es Nie-
mand zumuthen, denn ich glaube es auch nicht. Gut-
tenberg
wird von dieſen Chronicken zu einen reichen
Mann gemacht, davon andere Geſchichtſchreiber nichts
wiſſen, ja das Gegentheil berichten; Peter Scheffer
wird von Specklin vor Mentelins Schwager er-
klaͤrt, da er doch Fauſtens einige Tochter zur Ehe ge-
habt hat. Kurtz, es iſt alles ſo unwahrſcheinlich und
widerſprechend in dieſen Chronicken erzehlet, worauf
man ſich doch als oͤffentliche Zeugniſſe beruffen will, daß
man den Herren Straßburgern dieſe Schaͤtze gerne
goͤnnen, ſich aber die Freyheit ausbitten wird, ſelbigen
nicht ein Wort zu glauben, woferne es nicht durch an-
derer glaubwuͤrdigen Maͤnner Beyfall beſtaͤrcket wer-
den kan. Aus dieſen allen ergiebt ſich endlich ohne
vieles Nachſinnen ſo viel, daß auf die Erzehlung von
Mentelins Erfindung der Buchdruckerey nichts zu
halten ſey. Unter die erſten Buchdrucker zu Straß-
burg mag er noch eher gehoͤren, und dieſen Platz will ich
ihm gerne einraͤumen. Die Erfindung aber kan ich

ihm
(e) Jn ſeiner Paræneſi de vera typographiæ inuentione,
1650. 4. Allwo er aus dem libro pulſuum mortuorum,
ſo bey dem Muͤnſter zu Straßburg gehalten worden, fol-
gende Nachricht ertheilet: Obiit Dominus Io. Mentelius
Impreſſor, Sabbato poſt conceptionem Virginis Mariæ A.
MCCCCLXXIIX. Et factus eſt ei pulſus cum campana
magna dominiea ſequenti.
C 5
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[41/0077] von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt. gedauert haben. Jm Jahr 1440. hat Mentelin die Buchdruckerey erfunden, wie Specklin vorgiebt, bald darauf hat ihm dieſe Kunſt Genßfleiſch abgeſtohlen und alſo zum Kummer Gelegenheit gegeben, und 1478. iſt Mentelin geſtorben. Wie ſolches Jacob Men- telin hinlaͤnglich darthut. (e) Alſo hat der Kummer 20-30. Jahr an des armen Mentelins Hertz genaget. Wird wohl dieſes Jemand glauben? Jch kan es Nie- mand zumuthen, denn ich glaube es auch nicht. Gut- tenberg wird von dieſen Chronicken zu einen reichen Mann gemacht, davon andere Geſchichtſchreiber nichts wiſſen, ja das Gegentheil berichten; Peter Scheffer wird von Specklin vor Mentelins Schwager er- klaͤrt, da er doch Fauſtens einige Tochter zur Ehe ge- habt hat. Kurtz, es iſt alles ſo unwahrſcheinlich und widerſprechend in dieſen Chronicken erzehlet, worauf man ſich doch als oͤffentliche Zeugniſſe beruffen will, daß man den Herren Straßburgern dieſe Schaͤtze gerne goͤnnen, ſich aber die Freyheit ausbitten wird, ſelbigen nicht ein Wort zu glauben, woferne es nicht durch an- derer glaubwuͤrdigen Maͤnner Beyfall beſtaͤrcket wer- den kan. Aus dieſen allen ergiebt ſich endlich ohne vieles Nachſinnen ſo viel, daß auf die Erzehlung von Mentelins Erfindung der Buchdruckerey nichts zu halten ſey. Unter die erſten Buchdrucker zu Straß- burg mag er noch eher gehoͤren, und dieſen Platz will ich ihm gerne einraͤumen. Die Erfindung aber kan ich ihm (e) Jn ſeiner Paræneſi de vera typographiæ inuentione, 1650. 4. Allwo er aus dem libro pulſuum mortuorum, ſo bey dem Muͤnſter zu Straßburg gehalten worden, fol- gende Nachricht ertheilet: Obiit Dominus Io. Mentelius Impreſſor, Sabbato poſt conceptionem Virginis Mariæ A. MCCCCLXXIIX. Et factus eſt ei pulſus cum campana magna dominiea ſequenti. C 5

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/77>, abgerufen am 21.11.2024.