ben, gründen. Da nun die Nürnbergische Gesellschaft, nach Anleitung ihrer erhaltenen Ordnungen, mit Nein geantwortet hat; So wäre es unbillig auf eine andere Seite zu treten. Zu- mal, da wir noch mehrere dergleichen Fälle beybringen können, da den Schriftgiesern diese Freyheit abgesprochen worden, wenn sie die Buchdruckerkunst nicht ordentlich gelernet haben. Wir können aus Johann David Werthers wahrhaftigen Nach- richten der Buchdruckerkunst, Franckf. und Leipzig, 1721. 4 to. §. 27. p. 54. seqq. noch zwey dergleichen Fälle anführen. David Hautt, ein Buchdruckerherr zu Costantz in der Schweitz, hinterließ bey seinem Absterben einen Sohn gleiches Namens, welcher die Schriftgieserey, und niemals die Buchdruckerey or- dentlich gelernet hatte. Jnzwischen hatte er nebst andern Buch- drucker-Cornuten sein Postulat verschencket. Da nun sein Va- ter verstorben war, so übernahm er die Druckerey, förderte Ge- sellen, unter andern Michael Wernlein, und nahm Jungen in die Lehre auf, darunter Melchior Muxel der erste gewesen ist. Weil aber zwey Gesellen zu Lucern, Johann Wilhelm Bau- mann, von Hamburg, und Christian Beck, von Bayreuth, erfahren, daß gedachter David Hautt, der jüngere, seine Lehrjahre bey der Druckerey nicht ordentlich ausgestanden habe; So haben diese beyde Gesellen weder ihn, noch seine gelernten Jungen, vor rechtmäsige Kunstglieder ansehen wollen. Ob er sie nun gleich durch Obrigkeitlichen Zwang darzu anhalten ließ/ daß sie ihn vor gut und tüchtig auf der redlichen Kunst erklären sollten; So haben sie sich doch niemals darzu verstanden. Es ist auch endlich durch genaue und richterliche Untersuchung dahin gediehen, daß dieser David Hautt in dem gantzen H. Röm. Reich als ein Hudler angesehen wurde, weil er nicht erweisen konnte, daß er seine Lehrjahre bey der Buchdruckerey ordentlich ausgestanden hätte. Und eben deswegen wurden deßen gelernte Jungen bey der redlichen Kunst vor untüchtig erkläret. Eben so gieng es Johann Andreas Fincelius. Er hatte bey seinem Vater, Job Wilhelm Fincelius, die Schriftgieserey geler- net, und zugleich mit Buchdrucker-Cornuten postuliret, weil sein Vater beydes zu Wittenberg beysammen hatte. Nachdem er sich nun nach Jena gewendet, und die Schriftgieserey daselbst getrieben hat; So hat er sich 1632. und 1684. bey einer löblichen Buchdruckergesellschaft zu Jena gemeldet, und Ansuchung ge-
than,
ben, gruͤnden. Da nun die Nuͤrnbergiſche Geſellſchaft, nach Anleitung ihrer erhaltenen Ordnungen, mit Nein geantwortet hat; So waͤre es unbillig auf eine andere Seite zu treten. Zu- mal, da wir noch mehrere dergleichen Faͤlle beybringen koͤnnen, da den Schriftgieſern dieſe Freyheit abgeſprochen worden, wenn ſie die Buchdruckerkunſt nicht ordentlich gelernet haben. Wir koͤnnen aus Johann David Werthers wahrhaftigen Nach- richten der Buchdruckerkunſt, Franckf. und Leipzig, 1721. 4 to. §. 27. p. 54. ſeqq. noch zwey dergleichen Faͤlle anfuͤhren. David Hautt, ein Buchdruckerherr zu Coſtantz in der Schweitz, hinterließ bey ſeinem Abſterben einen Sohn gleiches Namens, welcher die Schriftgieſerey, und niemals die Buchdruckerey or- dentlich gelernet hatte. Jnzwiſchen hatte er nebſt andern Buch- drucker-Cornuten ſein Poſtulat verſchencket. Da nun ſein Va- ter verſtorben war, ſo uͤbernahm er die Druckerey, foͤrderte Ge- ſellen, unter andern Michael Wernlein, und nahm Jungen in die Lehre auf, darunter Melchior Muxel der erſte geweſen iſt. Weil aber zwey Geſellen zu Lucern, Johann Wilhelm Bau- mann, von Hamburg, und Chriſtian Beck, von Bayreuth, erfahren, daß gedachter David Hautt, der juͤngere, ſeine Lehrjahre bey der Druckerey nicht ordentlich ausgeſtanden habe; So haben dieſe beyde Geſellen weder ihn, noch ſeine gelernten Jungen, vor rechtmaͤſige Kunſtglieder anſehen wollen. Ob er ſie nun gleich durch Obrigkeitlichen Zwang darzu anhalten ließ/ daß ſie ihn vor gut und tuͤchtig auf der redlichen Kunſt erklaͤren ſollten; So haben ſie ſich doch niemals darzu verſtanden. Es iſt auch endlich durch genaue und richterliche Unterſuchung dahin gediehen, daß dieſer David Hautt in dem gantzen H. Roͤm. Reich als ein Hudler angeſehen wurde, weil er nicht erweiſen konnte, daß er ſeine Lehrjahre bey der Buchdruckerey ordentlich ausgeſtanden haͤtte. Und eben deswegen wurden deßen gelernte Jungen bey der redlichen Kunſt vor untuͤchtig erklaͤret. Eben ſo gieng es Johann Andreas Fincelius. Er hatte bey ſeinem Vater, Job Wilhelm Fincelius, die Schriftgieſerey geler- net, und zugleich mit Buchdrucker-Cornuten poſtuliret, weil ſein Vater beydes zu Wittenberg beyſammen hatte. Nachdem er ſich nun nach Jena gewendet, und die Schriftgieſerey daſelbſt getrieben hat; So hat er ſich 1632. und 1684. bey einer loͤblichen Buchdruckergeſellſchaft zu Jena gemeldet, und Anſuchung ge-
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[0384]
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hat; So waͤre es unbillig auf eine andere Seite zu treten. Zu-
mal, da wir noch mehrere dergleichen Faͤlle beybringen koͤnnen,
da den Schriftgieſern dieſe Freyheit abgeſprochen worden, wenn
ſie die Buchdruckerkunſt nicht ordentlich gelernet haben. Wir
koͤnnen aus Johann David Werthers wahrhaftigen Nach-
richten der Buchdruckerkunſt, Franckf. und Leipzig, 1721.
4 to. §. 27. p. 54. ſeqq. noch zwey dergleichen Faͤlle anfuͤhren.
David Hautt, ein Buchdruckerherr zu Coſtantz in der Schweitz,
hinterließ bey ſeinem Abſterben einen Sohn gleiches Namens,
welcher die Schriftgieſerey, und niemals die Buchdruckerey or-
dentlich gelernet hatte. Jnzwiſchen hatte er nebſt andern Buch-
drucker-Cornuten ſein Poſtulat verſchencket. Da nun ſein Va-
ter verſtorben war, ſo uͤbernahm er die Druckerey, foͤrderte Ge-
ſellen, unter andern Michael Wernlein, und nahm Jungen in
die Lehre auf, darunter Melchior Muxel der erſte geweſen iſt.
Weil aber zwey Geſellen zu Lucern, Johann Wilhelm Bau-
mann, von Hamburg, und Chriſtian Beck, von Bayreuth,
erfahren, daß gedachter David Hautt, der juͤngere, ſeine
Lehrjahre bey der Druckerey nicht ordentlich ausgeſtanden habe;
So haben dieſe beyde Geſellen weder ihn, noch ſeine gelernten
Jungen, vor rechtmaͤſige Kunſtglieder anſehen wollen. Ob er
ſie nun gleich durch Obrigkeitlichen Zwang darzu anhalten ließ/
daß ſie ihn vor gut und tuͤchtig auf der redlichen Kunſt erklaͤren
ſollten; So haben ſie ſich doch niemals darzu verſtanden. Es
iſt auch endlich durch genaue und richterliche Unterſuchung dahin
gediehen, daß dieſer David Hautt in dem gantzen H. Roͤm.
Reich als ein Hudler angeſehen wurde, weil er nicht erweiſen
konnte, daß er ſeine Lehrjahre bey der Buchdruckerey ordentlich
ausgeſtanden haͤtte. Und eben deswegen wurden deßen gelernte
Jungen bey der redlichen Kunſt vor untuͤchtig erklaͤret. Eben ſo
gieng es Johann Andreas Fincelius. Er hatte bey ſeinem
Vater, Job Wilhelm Fincelius, die Schriftgieſerey geler-
net, und zugleich mit Buchdrucker-Cornuten poſtuliret, weil
ſein Vater beydes zu Wittenberg beyſammen hatte. Nachdem
er ſich nun nach Jena gewendet, und die Schriftgieſerey daſelbſt
getrieben hat; So hat er ſich 1632. und 1684. bey einer loͤblichen
Buchdruckergeſellſchaft zu Jena gemeldet, und Anſuchung ge-
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/384>, abgerufen am 24.11.2024.
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