than, es mit selbiger zu halten. Alleine, die Gesellschaft hat sein Verlangen mit gleicher Höflichkeit zurück gewiesen, weil sie sich keinen Verdruß, Schimpf und Verantwortung bey der sämtl. Kunst über den Halß ziehen wollen. Hieraus wird man nun- mehro gar leicht einsehen können, daß wir nicht unbillig mit Nein geantwortet haben. Folglich kan man die Buchdrucker keiner Härte beschuldigen, wenn sie die Schriftgieser in ihre Ge- sellschaft nicht auf und annehmen wollen. Haben sie aber bey- des ordentlich und rechtmäsig erlernet; So wird man ihnen den Platz nicht streitig machen.
Jedoch Paul Pater vermeynt am: Ende seiner Antwort noch einen erheblichen Grund zu finden, wenn er vorgiebt: Die Buchdrucker sollten sich nicht so hart gegen die Schriftgieser er- weisen, weil doch viele widerrechtlich den Buchhandel trieben, den sie nicht ordentlich erlernet hätten. Treflich lahm geurthei- let! Gesetzt, welches wir doch nimmermehr zugestehen, daß einige Buchdrucker widerrechtlich den Buchhandel trieben, wür- de denn dieses eine Folge seyn, daß man deßwegen die Schrift- gieser in die Buchdruckergesellschaft aufnehmen soll. Von eini- nigen auf alle zu schließen, ist ja offenbar falsch, welches schon die Schulknaben wißen. Wir wollen freygebig seyn, und aus Spaß behaupten, alle Buchdrucker führen widerrechtlich einen Buchhandel. E. sind sie verbunden die Schriftgieser in ihre Ge- sellschaft zu nehmen. Wenn es noch so hieße, alle Buchdrucker treiben widerrechtlich die Schriftgieserey, folgbar können sie auch den Schriftgiesern erlauben die Druckerey zu treiben; So wäre es noch eher ein Scheingrund. Da es aber heißt: sie treiben Buchhandel; So können wir in der Welt nicht einsehen, wie der Buchhandel, wenn er auch unrechtmäßiger Weise von de- nen Buchdruckern getrieben würde, den Schriftgiesern ein Recht erzwingen könne. Das heißt wohl recht geurtheilt, der Stecken steht in Winckel, folglich müßen wir die Schriftgieser auch zu Buchdruckerherren machen. Und was die Hauptsache ist, so kan in Ewigkeit nicht erwiesen werden, daß die Buchdrucker un- rechtmäßiger Weise den Buchhandel treiben Der Raum ist uns zu enge, daß wir hier alle Gründe anführen können, daß es den Buchdruckern erlaubt sey den Buchhandel zu führen. Wir können auch dieser Mühe überhoben seyn, da solches verschiede- ne gelehrte Männer hinlänglich erwiesen haben. Ahasverus
Fritsch
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than, es mit ſelbiger zu halten. Alleine, die Geſellſchaft hat ſein Verlangen mit gleicher Hoͤflichkeit zuruͤck gewieſen, weil ſie ſich keinen Verdruß, Schimpf und Verantwortung bey der ſaͤmtl. Kunſt uͤber den Halß ziehen wollen. Hieraus wird man nun- mehro gar leicht einſehen koͤnnen, daß wir nicht unbillig mit Nein geantwortet haben. Folglich kan man die Buchdrucker keiner Haͤrte beſchuldigen, wenn ſie die Schriftgieſer in ihre Ge- ſellſchaft nicht auf und annehmen wollen. Haben ſie aber bey- des ordentlich und rechtmaͤſig erlernet; So wird man ihnen den Platz nicht ſtreitig machen.
Jedoch Paul Pater vermeynt am: Ende ſeiner Antwort noch einen erheblichen Grund zu finden, wenn er vorgiebt: Die Buchdrucker ſollten ſich nicht ſo hart gegen die Schriftgieſer er- weiſen, weil doch viele widerrechtlich den Buchhandel trieben, den ſie nicht ordentlich erlernet haͤtten. Treflich lahm geurthei- let! Geſetzt, welches wir doch nimmermehr zugeſtehen, daß einige Buchdrucker widerrechtlich den Buchhandel trieben, wuͤr- de denn dieſes eine Folge ſeyn, daß man deßwegen die Schrift- gieſer in die Buchdruckergeſellſchaft aufnehmen ſoll. Von eini- nigen auf alle zu ſchließen, iſt ja offenbar falſch, welches ſchon die Schulknaben wißen. Wir wollen freygebig ſeyn, und aus Spaß behaupten, alle Buchdrucker fuͤhren widerrechtlich einen Buchhandel. E. ſind ſie verbunden die Schriftgieſer in ihre Ge- ſellſchaft zu nehmen. Wenn es noch ſo hieße, alle Buchdrucker treiben widerrechtlich die Schriftgieſerey, folgbar koͤnnen ſie auch den Schriftgieſern erlauben die Druckerey zu treiben; So waͤre es noch eher ein Scheingrund. Da es aber heißt: ſie treiben Buchhandel; So koͤnnen wir in der Welt nicht einſehen, wie der Buchhandel, wenn er auch unrechtmaͤßiger Weiſe von de- nen Buchdruckern getrieben wuͤrde, den Schriftgieſern ein Recht erzwingen koͤnne. Das heißt wohl recht geurtheilt, der Stecken ſteht in Winckel, folglich muͤßen wir die Schriftgieſer auch zu Buchdruckerherren machen. Und was die Hauptſache iſt, ſo kan in Ewigkeit nicht erwieſen werden, daß die Buchdrucker un- rechtmaͤßiger Weiſe den Buchhandel treiben Der Raum iſt uns zu enge, daß wir hier alle Gruͤnde anfuͤhren koͤnnen, daß es den Buchdruckern erlaubt ſey den Buchhandel zu fuͤhren. Wir koͤnnen auch dieſer Muͤhe uͤberhoben ſeyn, da ſolches verſchiede- ne gelehrte Maͤnner hinlaͤnglich erwieſen haben. Ahasverus
Fritſch
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than, es mit ſelbiger zu halten. Alleine, die Geſellſchaft hat ſein
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keinen Verdruß, Schimpf und Verantwortung bey der ſaͤmtl.
Kunſt uͤber den Halß ziehen wollen. Hieraus wird man nun-
mehro gar leicht einſehen koͤnnen, daß wir nicht unbillig mit
Nein geantwortet haben. Folglich kan man die Buchdrucker
keiner Haͤrte beſchuldigen, wenn ſie die Schriftgieſer in ihre Ge-
ſellſchaft nicht auf und annehmen wollen. Haben ſie aber bey-
des ordentlich und rechtmaͤſig erlernet; So wird man ihnen den
Platz nicht ſtreitig machen.
Jedoch Paul Pater vermeynt am: Ende ſeiner Antwort
noch einen erheblichen Grund zu finden, wenn er vorgiebt: Die
Buchdrucker ſollten ſich nicht ſo hart gegen die Schriftgieſer er-
weiſen, weil doch viele widerrechtlich den Buchhandel trieben,
den ſie nicht ordentlich erlernet haͤtten. Treflich lahm geurthei-
let! Geſetzt, welches wir doch nimmermehr zugeſtehen, daß
einige Buchdrucker widerrechtlich den Buchhandel trieben, wuͤr-
de denn dieſes eine Folge ſeyn, daß man deßwegen die Schrift-
gieſer in die Buchdruckergeſellſchaft aufnehmen ſoll. Von eini-
nigen auf alle zu ſchließen, iſt ja offenbar falſch, welches ſchon
die Schulknaben wißen. Wir wollen freygebig ſeyn, und aus
Spaß behaupten, alle Buchdrucker fuͤhren widerrechtlich einen
Buchhandel. E. ſind ſie verbunden die Schriftgieſer in ihre Ge-
ſellſchaft zu nehmen. Wenn es noch ſo hieße, alle Buchdrucker
treiben widerrechtlich die Schriftgieſerey, folgbar koͤnnen ſie
auch den Schriftgieſern erlauben die Druckerey zu treiben; So
waͤre es noch eher ein Scheingrund. Da es aber heißt: ſie
treiben Buchhandel; So koͤnnen wir in der Welt nicht einſehen,
wie der Buchhandel, wenn er auch unrechtmaͤßiger Weiſe von de-
nen Buchdruckern getrieben wuͤrde, den Schriftgieſern ein Recht
erzwingen koͤnne. Das heißt wohl recht geurtheilt, der Stecken
ſteht in Winckel, folglich muͤßen wir die Schriftgieſer auch zu
Buchdruckerherren machen. Und was die Hauptſache iſt, ſo
kan in Ewigkeit nicht erwieſen werden, daß die Buchdrucker un-
rechtmaͤßiger Weiſe den Buchhandel treiben Der Raum iſt
uns zu enge, daß wir hier alle Gruͤnde anfuͤhren koͤnnen, daß es
den Buchdruckern erlaubt ſey den Buchhandel zu fuͤhren. Wir
koͤnnen auch dieſer Muͤhe uͤberhoben ſeyn, da ſolches verſchiede-
ne gelehrte Maͤnner hinlaͤnglich erwieſen haben. Ahasverus
Fritſch
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/385>, abgerufen am 24.11.2024.
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