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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

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Cap. V. Fortgesetzte Nachricht
1705. einen Brief, darinnen er ihn bath, daß er sich
wieder zu ihm wenden mögte. Er that es auch. Es
lebte aber Herr Müller noch eine kurtze Zeit. Weil
nun der Sohn Herr Johann Friedrich Müller
die Druckerey nicht behaupten konnte, so übernahm
dessen Schwester Jungfer Gertraut Maria Mül-
lerin,
vermöge des väterlichen Testaments, die Dru-
ckerey käuflich, und Herr Mumbach stund selbiger als
Factor vor. Nachdem aber auch Johann Fried-
rich Müller
1706. starb, so ließ er sich alsdenn mit
angeführter Jungfer Müllerin 1707. in ein Ehe-
bündniß ein, wodurch er die Fürstl. Hofbuchdruckerey
bekommen hat. Er er hieltdarauf von Hertzog Wilhelm
Ernst,
und alsdenn von Hertzog Ernst August gnä-
digste Privilegia. Mit seiner Ehefrau führte er bis
an ihr Ende 1736. eine vergnügte Ehe, und zeugte
mit ihr sieben Kinder nemlich 2. Söhne und 5. Töch-
ter, davon aber nicht mehr als eine Tochter am Le-
ben ist. Bey seinem herannahenden Alter genießt er
einer liebreichen Wartung seiner eintzigen Tochter,
welche er an Herrn Glüsing verheyrathet.

Heinrich Ludolff Glüsing, aus Goltzwarden,
in der Grafschaft Oldenburg, ist den 4. Aug. 1702.
gebohren. Sein Herr Vater war Bolcke Glü-
sing,
ein Schiffssteuermann. Jn seiner Jugend
wurde er zu den freyen Künsten angeführet, absonder-
lich lernte er bey einem geschickten Organisten Peter
Pannier
zu Sengewarden, an den Holländischen
Gräntzen, die Orgel wohl spielen, und vortreflich schrei-
ben und rechnen. Da er sein Vaterland besuchte
und sich auf der Orgel hören ließ, so verlangte ihn
der Herr Regierungs Assessor von Jessen als Schrei-
ber, bey welchem er auch zwey Jahre gewesen ist.

Er

Cap. V. Fortgeſetzte Nachricht
1705. einen Brief, darinnen er ihn bath, daß er ſich
wieder zu ihm wenden moͤgte. Er that es auch. Es
lebte aber Herr Muͤller noch eine kurtze Zeit. Weil
nun der Sohn Herr Johann Friedrich Muͤller
die Druckerey nicht behaupten konnte, ſo uͤbernahm
deſſen Schweſter Jungfer Gertraut Maria Muͤl-
lerin,
vermoͤge des vaͤterlichen Teſtaments, die Dru-
ckerey kaͤuflich, und Herr Mumbach ſtund ſelbiger als
Factor vor. Nachdem aber auch Johann Fried-
rich Muͤller
1706. ſtarb, ſo ließ er ſich alsdenn mit
angefuͤhrter Jungfer Muͤllerin 1707. in ein Ehe-
buͤndniß ein, wodurch er die Fuͤrſtl. Hofbuchdruckerey
bekommen hat. Er er hieltdarauf von Hertzog Wilhelm
Ernſt,
und alsdenn von Hertzog Ernſt Auguſt gnaͤ-
digſte Privilegia. Mit ſeiner Ehefrau fuͤhrte er bis
an ihr Ende 1736. eine vergnuͤgte Ehe, und zeugte
mit ihr ſieben Kinder nemlich 2. Soͤhne und 5. Toͤch-
ter, davon aber nicht mehr als eine Tochter am Le-
ben iſt. Bey ſeinem herannahenden Alter genießt er
einer liebreichen Wartung ſeiner eintzigen Tochter,
welche er an Herrn Gluͤſing verheyrathet.

Heinrich Ludolff Gluͤſing, aus Goltzwarden,
in der Grafſchaft Oldenburg, iſt den 4. Aug. 1702.
gebohren. Sein Herr Vater war Bolcke Gluͤ-
ſing,
ein Schiffsſteuermann. Jn ſeiner Jugend
wurde er zu den freyen Kuͤnſten angefuͤhret, abſonder-
lich lernte er bey einem geſchickten Organiſten Peter
Pannier
zu Sengewarden, an den Hollaͤndiſchen
Graͤntzen, die Orgel wohl ſpielen, und vortreflich ſchrei-
ben und rechnen. Da er ſein Vaterland beſuchte
und ſich auf der Orgel hoͤren ließ, ſo verlangte ihn
der Herr Regierungs Aſſeſſor von Jeſſen als Schrei-
ber, bey welchem er auch zwey Jahre geweſen iſt.

Er
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[370/0464] Cap. V. Fortgeſetzte Nachricht 1705. einen Brief, darinnen er ihn bath, daß er ſich wieder zu ihm wenden moͤgte. Er that es auch. Es lebte aber Herr Muͤller noch eine kurtze Zeit. Weil nun der Sohn Herr Johann Friedrich Muͤller die Druckerey nicht behaupten konnte, ſo uͤbernahm deſſen Schweſter Jungfer Gertraut Maria Muͤl- lerin, vermoͤge des vaͤterlichen Teſtaments, die Dru- ckerey kaͤuflich, und Herr Mumbach ſtund ſelbiger als Factor vor. Nachdem aber auch Johann Fried- rich Muͤller 1706. ſtarb, ſo ließ er ſich alsdenn mit angefuͤhrter Jungfer Muͤllerin 1707. in ein Ehe- buͤndniß ein, wodurch er die Fuͤrſtl. Hofbuchdruckerey bekommen hat. Er er hieltdarauf von Hertzog Wilhelm Ernſt, und alsdenn von Hertzog Ernſt Auguſt gnaͤ- digſte Privilegia. Mit ſeiner Ehefrau fuͤhrte er bis an ihr Ende 1736. eine vergnuͤgte Ehe, und zeugte mit ihr ſieben Kinder nemlich 2. Soͤhne und 5. Toͤch- ter, davon aber nicht mehr als eine Tochter am Le- ben iſt. Bey ſeinem herannahenden Alter genießt er einer liebreichen Wartung ſeiner eintzigen Tochter, welche er an Herrn Gluͤſing verheyrathet. Heinrich Ludolff Gluͤſing, aus Goltzwarden, in der Grafſchaft Oldenburg, iſt den 4. Aug. 1702. gebohren. Sein Herr Vater war Bolcke Gluͤ- ſing, ein Schiffsſteuermann. Jn ſeiner Jugend wurde er zu den freyen Kuͤnſten angefuͤhret, abſonder- lich lernte er bey einem geſchickten Organiſten Peter Pannier zu Sengewarden, an den Hollaͤndiſchen Graͤntzen, die Orgel wohl ſpielen, und vortreflich ſchrei- ben und rechnen. Da er ſein Vaterland beſuchte und ſich auf der Orgel hoͤren ließ, ſo verlangte ihn der Herr Regierungs Aſſeſſor von Jeſſen als Schrei- ber, bey welchem er auch zwey Jahre geweſen iſt. Er

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/464>, abgerufen am 02.06.2024.