Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

und Abkürtzungen.
nes Rußisches A. B. C. Buch gütigst mitgetheilet,
welches in der Länge 8. Ellen, und nicht breiter, als
etwas über 1/3 . Leipziger Ellen ist. Die Rußische
Sprache hat in allen 42. Buchstaben, ein jeder aber
davon hat wohl zehen, funfzehn und mehrere Figu-
ren. Zwischen einem jeden Buchstaben stehen in ei-
nem Ring etliche Wörter, und zugleich ein Merck-
mahl, wie die Russen ihre Zahlen ausdrücken. Zur
Probe habe ich die beyden ersten Buchstaben in Kup-
fer stechen lassen. Es heisen selbige As, A, und Buki,
B. Man siehet also daraus, daß es vor der Buch-
druckerkunst in Rußland sehr schwer gewesen sey, wenn
man auch nur schreiben lernen wollte, da man so vie-
lerley Figuren von einem einzigen Buchstaben, und
hernach zwey und vierzig Buchstaben begreifen und
nachmahlen muste. Herr Georg Adam Schleußing,
Dobriluca-Lusatus, giebt in seinem neu entdeckten Sy-
bria,
oder Sieweria, 1690. in 12. p. 130. auch einige
Nachricht hievon Die beyden ersten Buchstaben selb-
sten, als eine Probe von geschriebenen Rußischen Buch-
staben, stehen auf TAB. XXXII.

§. II.

Von der Dalecarlnischen Sprache muß ich auch
ein paar Worte sagen, weil ich unten drey Vater Un-
ser
in dieser Sprache liefern werde. Dalecarln ist
eine grosse Provintz in dem Königreich Schweden,
welche in Osterdalarne und Westdalarne eingetheilt
wird. Es gräntzet diese Landschaft gegen Abend und
Mitternacht an Norwegen, gegen Morgen an Helsin-
gen und Gestricia, gegen Mittag an Wermeland,
eine Gothlandische Provinz. Die Sprache dieser
Landschaft ist noch ein wahrhaftiges Uberbleibsel von

der
D d 2

und Abkuͤrtzungen.
nes Rußiſches A. B. C. Buch guͤtigſt mitgetheilet,
welches in der Laͤnge 8. Ellen, und nicht breiter, als
etwas uͤber ⅓. Leipziger Ellen iſt. Die Rußiſche
Sprache hat in allen 42. Buchſtaben, ein jeder aber
davon hat wohl zehen, funfzehn und mehrere Figu-
ren. Zwiſchen einem jeden Buchſtaben ſtehen in ei-
nem Ring etliche Woͤrter, und zugleich ein Merck-
mahl, wie die Ruſſen ihre Zahlen ausdruͤcken. Zur
Probe habe ich die beyden erſten Buchſtaben in Kup-
fer ſtechen laſſen. Es heiſen ſelbige As, A, und Buki,
B. Man ſiehet alſo daraus, daß es vor der Buch-
druckerkunſt in Rußland ſehr ſchwer geweſen ſey, wenn
man auch nur ſchreiben lernen wollte, da man ſo vie-
lerley Figuren von einem einzigen Buchſtaben, und
hernach zwey und vierzig Buchſtaben begreifen und
nachmahlen muſte. Herr Georg Adam Schleußing,
Dobriluca-Luſatus, giebt in ſeinem neu entdeckten Sy-
bria,
oder Sieweria, 1690. in 12. p. 130. auch einige
Nachricht hievon Die beyden erſten Buchſtaben ſelb-
ſten, als eine Probe von geſchriebenen Rußiſchen Buch-
ſtaben, ſtehen auf TAB. XXXII.

§. II.

Von der Dalecarlniſchen Sprache muß ich auch
ein paar Worte ſagen, weil ich unten drey Vater Un-
ſer
in dieſer Sprache liefern werde. Dalecarln iſt
eine groſſe Provintz in dem Koͤnigreich Schweden,
welche in Oſterdalarne und Weſtdalarne eingetheilt
wird. Es graͤntzet dieſe Landſchaft gegen Abend und
Mitternacht an Norwegen, gegen Morgen an Helſin-
gen und Geſtricia, gegen Mittag an Wermeland,
eine Gothlandiſche Provinz. Die Sprache dieſer
Landſchaft iſt noch ein wahrhaftiges Uberbleibſel von

der
D d 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0524" n="419"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Abku&#x0364;rtzungen.</hi></fw><lb/>
nes Rußi&#x017F;ches A. B. C. Buch gu&#x0364;tig&#x017F;t mitgetheilet,<lb/>
welches in der La&#x0364;nge 8. Ellen, und nicht breiter, als<lb/>
etwas u&#x0364;ber &#x2153;. Leipziger Ellen i&#x017F;t. Die Rußi&#x017F;che<lb/>
Sprache hat in allen 42. Buch&#x017F;taben, ein jeder aber<lb/>
davon hat wohl zehen, funfzehn und mehrere Figu-<lb/>
ren. Zwi&#x017F;chen einem jeden Buch&#x017F;taben &#x017F;tehen in ei-<lb/>
nem Ring etliche Wo&#x0364;rter, und zugleich ein Merck-<lb/>
mahl, wie die Ru&#x017F;&#x017F;en ihre Zahlen ausdru&#x0364;cken. Zur<lb/>
Probe habe ich die beyden er&#x017F;ten Buch&#x017F;taben in Kup-<lb/>
fer &#x017F;techen la&#x017F;&#x017F;en. Es hei&#x017F;en &#x017F;elbige <hi rendition="#fr">As</hi>, A, und <hi rendition="#fr">Buki</hi>,<lb/>
B. Man &#x017F;iehet al&#x017F;o daraus, daß es vor der Buch-<lb/>
druckerkun&#x017F;t in Rußland &#x017F;ehr &#x017F;chwer gewe&#x017F;en &#x017F;ey, wenn<lb/>
man auch nur &#x017F;chreiben lernen wollte, da man &#x017F;o vie-<lb/>
lerley Figuren von einem einzigen Buch&#x017F;taben, und<lb/>
hernach zwey und vierzig Buch&#x017F;taben begreifen und<lb/>
nachmahlen mu&#x017F;te. Herr <hi rendition="#fr">Georg Adam Schleußing</hi>,<lb/><hi rendition="#aq">Dobriluca-Lu&#x017F;atus,</hi> giebt in &#x017F;einem neu entdeckten <hi rendition="#aq">Sy-<lb/>
bria,</hi> oder <hi rendition="#aq">Sieweria,</hi> 1690. in 12. <hi rendition="#aq">p.</hi> 130. auch einige<lb/>
Nachricht hievon Die beyden er&#x017F;ten Buch&#x017F;taben &#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;ten, als eine Probe von ge&#x017F;chriebenen Rußi&#x017F;chen Buch-<lb/>
&#x017F;taben, &#x017F;tehen auf <hi rendition="#aq">TAB. XXXII.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">§. <hi rendition="#aq">II.</hi></hi> </head><lb/>
            <p>Von der <hi rendition="#fr">Dalecarlni&#x017F;chen</hi> Sprache muß ich auch<lb/>
ein paar Worte &#x017F;agen, weil ich unten drey <hi rendition="#fr">Vater Un-<lb/>
&#x017F;er</hi> in die&#x017F;er Sprache liefern werde. <hi rendition="#fr">Dalecarln</hi> i&#x017F;t<lb/>
eine gro&#x017F;&#x017F;e Provintz in dem Ko&#x0364;nigreich Schweden,<lb/>
welche in O&#x017F;terdalarne und We&#x017F;tdalarne eingetheilt<lb/>
wird. Es gra&#x0364;ntzet die&#x017F;e Land&#x017F;chaft gegen Abend und<lb/>
Mitternacht an Norwegen, gegen Morgen an Hel&#x017F;in-<lb/>
gen und Ge&#x017F;tricia, gegen Mittag an Wermeland,<lb/>
eine Gothlandi&#x017F;che Provinz. Die Sprache die&#x017F;er<lb/>
Land&#x017F;chaft i&#x017F;t noch ein wahrhaftiges Uberbleib&#x017F;el von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 2</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[419/0524] und Abkuͤrtzungen. nes Rußiſches A. B. C. Buch guͤtigſt mitgetheilet, welches in der Laͤnge 8. Ellen, und nicht breiter, als etwas uͤber ⅓. Leipziger Ellen iſt. Die Rußiſche Sprache hat in allen 42. Buchſtaben, ein jeder aber davon hat wohl zehen, funfzehn und mehrere Figu- ren. Zwiſchen einem jeden Buchſtaben ſtehen in ei- nem Ring etliche Woͤrter, und zugleich ein Merck- mahl, wie die Ruſſen ihre Zahlen ausdruͤcken. Zur Probe habe ich die beyden erſten Buchſtaben in Kup- fer ſtechen laſſen. Es heiſen ſelbige As, A, und Buki, B. Man ſiehet alſo daraus, daß es vor der Buch- druckerkunſt in Rußland ſehr ſchwer geweſen ſey, wenn man auch nur ſchreiben lernen wollte, da man ſo vie- lerley Figuren von einem einzigen Buchſtaben, und hernach zwey und vierzig Buchſtaben begreifen und nachmahlen muſte. Herr Georg Adam Schleußing, Dobriluca-Luſatus, giebt in ſeinem neu entdeckten Sy- bria, oder Sieweria, 1690. in 12. p. 130. auch einige Nachricht hievon Die beyden erſten Buchſtaben ſelb- ſten, als eine Probe von geſchriebenen Rußiſchen Buch- ſtaben, ſtehen auf TAB. XXXII. §. II. Von der Dalecarlniſchen Sprache muß ich auch ein paar Worte ſagen, weil ich unten drey Vater Un- ſer in dieſer Sprache liefern werde. Dalecarln iſt eine groſſe Provintz in dem Koͤnigreich Schweden, welche in Oſterdalarne und Weſtdalarne eingetheilt wird. Es graͤntzet dieſe Landſchaft gegen Abend und Mitternacht an Norwegen, gegen Morgen an Helſin- gen und Geſtricia, gegen Mittag an Wermeland, eine Gothlandiſche Provinz. Die Sprache dieſer Landſchaft iſt noch ein wahrhaftiges Uberbleibſel von der D d 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/524
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/524>, abgerufen am 22.11.2024.