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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

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dere Einwürfe machte mir jüngsthin ebenfalls ein red-
licher Teutscher, weil er wuste, daß ich in dieser Sa-
che schon etliche mal einige Blätter drucken lassen,
und weil er sahe, daß ich gleich gegenwärtigen Tra-
ctat mit grosser Begiehrde durchblätterte. Es ist wahr,
wenn ich auf die Beförderung der Gelehrsamkeit über-
haupt sehe, so kan es mir jetzo gleich viel gelten, es
mag dieser oder jener Mann etwas dazu beygetragen
haben, wenn ich nur jetzo eine Erleichterung mercke;
Es ist wahr, es mag ein Teutscher, oder ein Holländer
die Buchdruckerkunst erfunden haben, wenn ich nur
den Nutzen davon habe, daß ich jetzo nicht so viel
Geld vor ein Buch geben darf; Es ist ferner wahr,
daß man hierbey wahrgenommen, daß allerhand Pe-
danterey mit untergelauffen: Unterdessen ist doch die
Untersuchung dieser Wahrheit eben so nöthig und
nützlich, als einer andern Wahrheit. Es ist billig,
daß man einem jeden zugestehe, was ihm von Rechts-
wegen zugehöre: Es ist endlich nöthig, daß man die
Prahlereyen anderer Völcker entdecke, und ihre Lä-
sterungen widerlege, damit sie sich nicht alleine vor
weise und klug halten mögen. Da nun die Hollän-
der, nach ihrer angebohrnen Art, kein Bedencken
tragen den unschuldigen Guttenberg so gar vor einem
Dieb öffentlich anzuschwärtzen: So erfordert ja die
Pflicht eines aufrichtigen Biedermanns, daß man
ihnen die Decke von den Augen ziehe, und die Un-
schuld rette. Ob sich nun gleich viele dieses unter-
standen, so wird man doch gestehen müssen, daß
Herr Köhler hierinnen seines gleichen wenige habe.
Nicht nur die bey unsern Zeiten zwar ungewöhnlichen,
jedoch wahrhaftigen Lobgedichte, welche der berühmte
Herr D. Gebauer, Heumann, und Neubour,

Herr

Anhang
dere Einwuͤrfe machte mir juͤngſthin ebenfalls ein red-
licher Teutſcher, weil er wuſte, daß ich in dieſer Sa-
che ſchon etliche mal einige Blaͤtter drucken laſſen,
und weil er ſahe, daß ich gleich gegenwaͤrtigen Tra-
ctat mit groſſer Begiehrde durchblaͤtterte. Es iſt wahr,
wenn ich auf die Befoͤrderung der Gelehrſamkeit uͤber-
haupt ſehe, ſo kan es mir jetzo gleich viel gelten, es
mag dieſer oder jener Mann etwas dazu beygetragen
haben, wenn ich nur jetzo eine Erleichterung mercke;
Es iſt wahr, es mag ein Teutſcher, oder ein Hollaͤnder
die Buchdruckerkunſt erfunden haben, wenn ich nur
den Nutzen davon habe, daß ich jetzo nicht ſo viel
Geld vor ein Buch geben darf; Es iſt ferner wahr,
daß man hierbey wahrgenommen, daß allerhand Pe-
danterey mit untergelauffen: Unterdeſſen iſt doch die
Unterſuchung dieſer Wahrheit eben ſo noͤthig und
nuͤtzlich, als einer andern Wahrheit. Es iſt billig,
daß man einem jeden zugeſtehe, was ihm von Rechts-
wegen zugehoͤre: Es iſt endlich noͤthig, daß man die
Prahlereyen anderer Voͤlcker entdecke, und ihre Laͤ-
ſterungen widerlege, damit ſie ſich nicht alleine vor
weiſe und klug halten moͤgen. Da nun die Hollaͤn-
der, nach ihrer angebohrnen Art, kein Bedencken
tragen den unſchuldigen Guttenberg ſo gar vor einem
Dieb oͤffentlich anzuſchwaͤrtzen: So erfordert ja die
Pflicht eines aufrichtigen Biedermanns, daß man
ihnen die Decke von den Augen ziehe, und die Un-
ſchuld rette. Ob ſich nun gleich viele dieſes unter-
ſtanden, ſo wird man doch geſtehen muͤſſen, daß
Herr Koͤhler hierinnen ſeines gleichen wenige habe.
Nicht nur die bey unſern Zeiten zwar ungewoͤhnlichen,
jedoch wahrhaftigen Lobgedichte, welche der beruͤhmte
Herr D. Gebauer, Heumann, und Neubour,

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[488/0595] Anhang dere Einwuͤrfe machte mir juͤngſthin ebenfalls ein red- licher Teutſcher, weil er wuſte, daß ich in dieſer Sa- che ſchon etliche mal einige Blaͤtter drucken laſſen, und weil er ſahe, daß ich gleich gegenwaͤrtigen Tra- ctat mit groſſer Begiehrde durchblaͤtterte. Es iſt wahr, wenn ich auf die Befoͤrderung der Gelehrſamkeit uͤber- haupt ſehe, ſo kan es mir jetzo gleich viel gelten, es mag dieſer oder jener Mann etwas dazu beygetragen haben, wenn ich nur jetzo eine Erleichterung mercke; Es iſt wahr, es mag ein Teutſcher, oder ein Hollaͤnder die Buchdruckerkunſt erfunden haben, wenn ich nur den Nutzen davon habe, daß ich jetzo nicht ſo viel Geld vor ein Buch geben darf; Es iſt ferner wahr, daß man hierbey wahrgenommen, daß allerhand Pe- danterey mit untergelauffen: Unterdeſſen iſt doch die Unterſuchung dieſer Wahrheit eben ſo noͤthig und nuͤtzlich, als einer andern Wahrheit. Es iſt billig, daß man einem jeden zugeſtehe, was ihm von Rechts- wegen zugehoͤre: Es iſt endlich noͤthig, daß man die Prahlereyen anderer Voͤlcker entdecke, und ihre Laͤ- ſterungen widerlege, damit ſie ſich nicht alleine vor weiſe und klug halten moͤgen. Da nun die Hollaͤn- der, nach ihrer angebohrnen Art, kein Bedencken tragen den unſchuldigen Guttenberg ſo gar vor einem Dieb oͤffentlich anzuſchwaͤrtzen: So erfordert ja die Pflicht eines aufrichtigen Biedermanns, daß man ihnen die Decke von den Augen ziehe, und die Un- ſchuld rette. Ob ſich nun gleich viele dieſes unter- ſtanden, ſo wird man doch geſtehen muͤſſen, daß Herr Koͤhler hierinnen ſeines gleichen wenige habe. Nicht nur die bey unſern Zeiten zwar ungewoͤhnlichen, jedoch wahrhaftigen Lobgedichte, welche der beruͤhmte Herr D. Gebauer, Heumann, und Neubour, Herr

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/595>, abgerufen am 22.11.2024.