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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

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der vornehmsten Jubelschriften.
daß sie allerhand Schriften auf Holtz, Steine und
Metalle eingraben konnten, welche sie hernach ver-
möge einer dicken Farbe abdruckten Gegen das Jahr
1450. waren sie so weit gekommen, daß sie auf diese
Art ein Alphabet, einen Donat und Johannis Ja-
nuensis
Catholicon verfertigten, worauf hernach ei-
nige Bucher mehr folgten, absonderlich das beruffe-
ne Speculum humanae salutis. Dieses alles waren
also weiter nichts, als Holtzschnitte, die man nicht
mehr, wie die Chinesischen Holtzschnitte, als zum
Abdruck einer eintzigen Seite, und eines eintzigen
Buches brauchen konnte, welches sehr kostbahr
war. Alsdenn schnitten sie gantze Wörter, Sylben
und Buchstaben von ihren Tafeln ab und setzten sie
wieder zusammen, etwas neues damit zu verfertigen.
Aber auch dieses kostete viel Zeit, Mühe und Geld.
Gleichwohl musten sie sich damit behelffen, bis Schöf-
fer
die Kunst Littern zu giessen ausgegrübelt hat, wie
wir sie noch heut zu Tage haben. Als er nun Fau-
sten
ein gantz gegossenes Alphabet zeigte, so erfreu-
te sich dieser dergestalt darüber, daß er ihm seine
Tochter zur Frau gab und sich mit ihm verband.
Unterdessen gab sich Guttenberg Mühe eine Dinte,
oder vielmehr eine Druckerfarbe, zu erfinden, wie-
wohl ihm dieses einige absprechen, und ebenfalls
Schöffern zuschreiben. Sie packten demnach ihre
höltzerne Buchstaben zusammen und brauchten selbi-
ge zu weiter nichts mehr, als guten Freunden zu zeu-
gen. Hierauf fiengen sie eine Probe mit ihren ge-
gossenen Buchstaben zu machen an. Sie druckten
die Cöllner Chronicke, eine Bibel und das bereits in
Holtz geschnittene Catholicon zum andern mal, je-
doch ohne Benennung des Orts und der Jahrzahl.

Und

der vornehmſten Jubelſchriften.
daß ſie allerhand Schriften auf Holtz, Steine und
Metalle eingraben konnten, welche ſie hernach ver-
moͤge einer dicken Farbe abdruckten Gegen das Jahr
1450. waren ſie ſo weit gekommen, daß ſie auf dieſe
Art ein Alphabet, einen Donat und Johannis Ja-
nuenſis
Catholicon verfertigten, worauf hernach ei-
nige Bucher mehr folgten, abſonderlich das beruffe-
ne Speculum humanæ ſalutis. Dieſes alles waren
alſo weiter nichts, als Holtzſchnitte, die man nicht
mehr, wie die Chineſiſchen Holtzſchnitte, als zum
Abdruck einer eintzigen Seite, und eines eintzigen
Buches brauchen konnte, welches ſehr koſtbahr
war. Alsdenn ſchnitten ſie gantze Woͤrter, Sylben
und Buchſtaben von ihren Tafeln ab und ſetzten ſie
wieder zuſammen, etwas neues damit zu verfertigen.
Aber auch dieſes koſtete viel Zeit, Muͤhe und Geld.
Gleichwohl muſten ſie ſich damit behelffen, bis Schoͤf-
fer
die Kunſt Littern zu gieſſen ausgegruͤbelt hat, wie
wir ſie noch heut zu Tage haben. Als er nun Fau-
ſten
ein gantz gegoſſenes Alphabet zeigte, ſo erfreu-
te ſich dieſer dergeſtalt daruͤber, daß er ihm ſeine
Tochter zur Frau gab und ſich mit ihm verband.
Unterdeſſen gab ſich Guttenberg Muͤhe eine Dinte,
oder vielmehr eine Druckerfarbe, zu erfinden, wie-
wohl ihm dieſes einige abſprechen, und ebenfalls
Schoͤffern zuſchreiben. Sie packten demnach ihre
hoͤltzerne Buchſtaben zuſammen und brauchten ſelbi-
ge zu weiter nichts mehr, als guten Freunden zu zeu-
gen. Hierauf fiengen ſie eine Probe mit ihren ge-
goſſenen Buchſtaben zu machen an. Sie druckten
die Coͤllner Chronicke, eine Bibel und das bereits in
Holtz geſchnittene Catholicon zum andern mal, je-
doch ohne Benennung des Orts und der Jahrzahl.

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[31/0065] der vornehmſten Jubelſchriften. daß ſie allerhand Schriften auf Holtz, Steine und Metalle eingraben konnten, welche ſie hernach ver- moͤge einer dicken Farbe abdruckten Gegen das Jahr 1450. waren ſie ſo weit gekommen, daß ſie auf dieſe Art ein Alphabet, einen Donat und Johannis Ja- nuenſis Catholicon verfertigten, worauf hernach ei- nige Bucher mehr folgten, abſonderlich das beruffe- ne Speculum humanæ ſalutis. Dieſes alles waren alſo weiter nichts, als Holtzſchnitte, die man nicht mehr, wie die Chineſiſchen Holtzſchnitte, als zum Abdruck einer eintzigen Seite, und eines eintzigen Buches brauchen konnte, welches ſehr koſtbahr war. Alsdenn ſchnitten ſie gantze Woͤrter, Sylben und Buchſtaben von ihren Tafeln ab und ſetzten ſie wieder zuſammen, etwas neues damit zu verfertigen. Aber auch dieſes koſtete viel Zeit, Muͤhe und Geld. Gleichwohl muſten ſie ſich damit behelffen, bis Schoͤf- fer die Kunſt Littern zu gieſſen ausgegruͤbelt hat, wie wir ſie noch heut zu Tage haben. Als er nun Fau- ſten ein gantz gegoſſenes Alphabet zeigte, ſo erfreu- te ſich dieſer dergeſtalt daruͤber, daß er ihm ſeine Tochter zur Frau gab und ſich mit ihm verband. Unterdeſſen gab ſich Guttenberg Muͤhe eine Dinte, oder vielmehr eine Druckerfarbe, zu erfinden, wie- wohl ihm dieſes einige abſprechen, und ebenfalls Schoͤffern zuſchreiben. Sie packten demnach ihre hoͤltzerne Buchſtaben zuſammen und brauchten ſelbi- ge zu weiter nichts mehr, als guten Freunden zu zeu- gen. Hierauf fiengen ſie eine Probe mit ihren ge- goſſenen Buchſtaben zu machen an. Sie druckten die Coͤllner Chronicke, eine Bibel und das bereits in Holtz geſchnittene Catholicon zum andern mal, je- doch ohne Benennung des Orts und der Jahrzahl. Und

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/65>, abgerufen am 21.11.2024.