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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

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der vornehmsten Jubelschriften.
bis diese Stunde noch. Meine Gründe sind diese:
Frißner ist ein grosser Liebhaber der Buchdruckerey;
Er wird ein Corrector, und tritt so gar mit Sensen-
schmidt
in Gesellschafft; Endlich trennt er sich von
Sensenschmidt und legt eine eigene Druckerey an.
Bey diesen Umständen wird er als ein öffentlicher Leh-
rer nach Leipzig 1479. beruffen. Woher will man
erweisen, daß er seine Buchdruckerey in Nürnberg
verkauft hat, umsonst hat er sie daselbst auch nicht
gelassen, folglich muß er sie mit nach Leipzig gebracht,
und daselbst aufgerichtet haben; Daß er sie mit da-
hin gebracht hat, beweißt ja sein Testament mit kla-
ren Worten, da er seine Druckerey mit allem Zu-
gehör dem Conventui fratrum Praedicatorum ver-
macht hat. Biß hieher ist alles untrüglich wahr. Die
Muthmassung aber entsteht bey der Frage: ob Frißner
die erste
Druckerey in Leipzig aufgerichtet habe? Jch
glaube dieses deßwegen, weil Frißner seine Druckerey
vermuthlich 1479. mit nach Leipzig gebracht, und weil
man kein Buch anführen kan, daß älter, oder vor
1479. allhier gedruckt worden wäre; Kan man mir
dieses beweisen, so will ich meine Muthmassung gerne
fahren lassen. So lange aber dieses nicht geschiehet,
so kan ich nicht sehen, warum man mir die Wahr-
scheinlichkeit absprechen will; Könnte ich freylich Bü-
cher aufweisen, so Frißners Namen führten, so dürf-
te ich nicht mehr glauben, sondern ich wüßte es gewiß.
Unterdessen sind doch einige von 1481. 1482. ohne
Benennung des Buchdruckers bekannt. Ehedessen
stund ich in den Gedancken, man wisse kein älteres
Buch, so hier gedruckt worden ist, als vom Jahr 1487.
Nunmehro aber dürfte ich bey nahe meine Gedancken
ändern. Doch nein. Es halten mich noch zwey Umstän-

de

der vornehmſten Jubelſchriften.
bis dieſe Stunde noch. Meine Gruͤnde ſind dieſe:
Frißner iſt ein groſſer Liebhaber der Buchdruckerey;
Er wird ein Corrector, und tritt ſo gar mit Senſen-
ſchmidt
in Geſellſchafft; Endlich trennt er ſich von
Senſenſchmidt und legt eine eigene Druckerey an.
Bey dieſen Umſtaͤnden wird er als ein oͤffentlicher Leh-
rer nach Leipzig 1479. beruffen. Woher will man
erweiſen, daß er ſeine Buchdruckerey in Nuͤrnberg
verkauft hat, umſonſt hat er ſie daſelbſt auch nicht
gelaſſen, folglich muß er ſie mit nach Leipzig gebracht,
und daſelbſt aufgerichtet haben; Daß er ſie mit da-
hin gebracht hat, beweißt ja ſein Teſtament mit kla-
ren Worten, da er ſeine Druckerey mit allem Zu-
gehoͤr dem Conventui fratrum Prædicatorum ver-
macht hat. Biß hieher iſt alles untruͤglich wahr. Die
Muthmaſſung aber entſteht bey der Frage: ob Frißner
die erſte
Druckerey in Leipzig aufgerichtet habe? Jch
glaube dieſes deßwegen, weil Frißner ſeine Druckerey
vermuthlich 1479. mit nach Leipzig gebracht, und weil
man kein Buch anfuͤhren kan, daß aͤlter, oder vor
1479. allhier gedruckt worden waͤre; Kan man mir
dieſes beweiſen, ſo will ich meine Muthmaſſung gerne
fahren laſſen. So lange aber dieſes nicht geſchiehet,
ſo kan ich nicht ſehen, warum man mir die Wahr-
ſcheinlichkeit abſprechen will; Koͤnnte ich freylich Buͤ-
cher aufweiſen, ſo Frißners Namen fuͤhrten, ſo duͤrf-
te ich nicht mehr glauben, ſondern ich wuͤßte es gewiß.
Unterdeſſen ſind doch einige von 1481. 1482. ohne
Benennung des Buchdruckers bekannt. Ehedeſſen
ſtund ich in den Gedancken, man wiſſe kein aͤlteres
Buch, ſo hier gedruckt worden iſt, als vom Jahr 1487.
Nunmehro aber duͤrfte ich bey nahe meine Gedancken
aͤndern. Doch nein. Es halten mich noch zwey Umſtaͤn-

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[47/0081] der vornehmſten Jubelſchriften. bis dieſe Stunde noch. Meine Gruͤnde ſind dieſe: Frißner iſt ein groſſer Liebhaber der Buchdruckerey; Er wird ein Corrector, und tritt ſo gar mit Senſen- ſchmidt in Geſellſchafft; Endlich trennt er ſich von Senſenſchmidt und legt eine eigene Druckerey an. Bey dieſen Umſtaͤnden wird er als ein oͤffentlicher Leh- rer nach Leipzig 1479. beruffen. Woher will man erweiſen, daß er ſeine Buchdruckerey in Nuͤrnberg verkauft hat, umſonſt hat er ſie daſelbſt auch nicht gelaſſen, folglich muß er ſie mit nach Leipzig gebracht, und daſelbſt aufgerichtet haben; Daß er ſie mit da- hin gebracht hat, beweißt ja ſein Teſtament mit kla- ren Worten, da er ſeine Druckerey mit allem Zu- gehoͤr dem Conventui fratrum Prædicatorum ver- macht hat. Biß hieher iſt alles untruͤglich wahr. Die Muthmaſſung aber entſteht bey der Frage: ob Frißner die erſte Druckerey in Leipzig aufgerichtet habe? Jch glaube dieſes deßwegen, weil Frißner ſeine Druckerey vermuthlich 1479. mit nach Leipzig gebracht, und weil man kein Buch anfuͤhren kan, daß aͤlter, oder vor 1479. allhier gedruckt worden waͤre; Kan man mir dieſes beweiſen, ſo will ich meine Muthmaſſung gerne fahren laſſen. So lange aber dieſes nicht geſchiehet, ſo kan ich nicht ſehen, warum man mir die Wahr- ſcheinlichkeit abſprechen will; Koͤnnte ich freylich Buͤ- cher aufweiſen, ſo Frißners Namen fuͤhrten, ſo duͤrf- te ich nicht mehr glauben, ſondern ich wuͤßte es gewiß. Unterdeſſen ſind doch einige von 1481. 1482. ohne Benennung des Buchdruckers bekannt. Ehedeſſen ſtund ich in den Gedancken, man wiſſe kein aͤlteres Buch, ſo hier gedruckt worden iſt, als vom Jahr 1487. Nunmehro aber duͤrfte ich bey nahe meine Gedancken aͤndern. Doch nein. Es halten mich noch zwey Umſtaͤn- de

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/81>, abgerufen am 20.05.2024.