Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

dränge, daß, da er es mit keiner Parthey verderben
wolte, (b) bald dieser, bald jener Parthey zu Ge-
fallen redete. Das Versehen hiebey war nicht
geringe, (c) indem er diese irrige Meynung vom H.
Abendmahl deswegen in Lutheri Postille hatte mit
einfliessen lassen, damit sich dieser grundschädliche
Jrrthum unter Lutheri Namen desto weiter aus-
breiten möchte.

(a) Es gilt auch hier, was er in dem schönen Tr. daß die
Worte CHristi: das ist mein Leib. noch feste sie-
hen,
ex ed. M. Crameri p. 15. sagt: Ob ich nun auch
keinen Schwärmermeister bekehre: so solls doch daran
nicht mangeln, ob GOtt will, daß ich die Wahrheit helle
und dürre genug will für ihre Augen stellen, und etliche
ihrer Schüler abreissen; oder ie die Einfältigen und
Schwachen stärcken und für ihrem Gifte bewahren.
Geräth das auch nicht, da GOtt für sey: so will ich
doch hiemit vor GOtt und aller Welt bezeugt und be-
kennt haben, daß ichs mit diesen Sacramentslästerern
und Schwärmern nicht halte; noch ie gehalten habe;
noch immermehr halten will, ob GOtt will! Und will
meine Hände gewaschen haben von allem Blute der
Seelen, die sie mit solchem Gifte CHristo abstehlen,
verführen und ermorden etc.
(b) Das beweiset Herr D. Löscher in der ausführl. Historia
motuum P. II. c. 2. p.
29. 30.
(c) Auch sind die Worte Lutheri tomo III. Alt. p. 739.
merckwürdig: Desselben gleichen hat Mart. Bucer,
mein allerbestes Buch, das ich ie gemacht, die Po-
stillen,
welche auch die Papisten gerne haben, mit Vor-
reden,
Unterreden und Einreden, auch also zugerich-
tet, daß unter meinem Namen diese lästerliche schändli-
che Lehre weiter gebracht und geführet wird, denn durch
alle eure Bücher. Was soll ich thun, wie kan ich der
Sache nun rathen? Jch habs mit Vorreden gestraft;
aber was hilfts? Der Teufel sahe wohl, daß dis Buch
durchdrung allenthalben: Darum ergreift er dasselbe,
H 4

draͤnge, daß, da er es mit keiner Parthey verderben
wolte, (b) bald dieſer, bald jener Parthey zu Ge-
fallen redete. Das Verſehen hiebey war nicht
geringe, (c) indem er dieſe irrige Meynung vom H.
Abendmahl deswegen in Lutheri Poſtille hatte mit
einflieſſen laſſen, damit ſich dieſer grundſchaͤdliche
Jrrthum unter Lutheri Namen deſto weiter aus-
breiten moͤchte.

(a) Es gilt auch hier, was er in dem ſchoͤnen Tr. daß die
Worte CHriſti: das iſt mein Leib. noch feſte ſie-
hen,
ex ed. M. Crameri p. 15. ſagt: Ob ich nun auch
keinen Schwaͤrmermeiſter bekehre: ſo ſolls doch daran
nicht mangeln, ob GOtt will, daß ich die Wahrheit helle
und duͤrre genug will fuͤr ihre Augen ſtellen, und etliche
ihrer Schuͤler abreiſſen; oder ie die Einfaͤltigen und
Schwachen ſtaͤrcken und fuͤr ihrem Gifte bewahren.
Geraͤth das auch nicht, da GOtt fuͤr ſey: ſo will ich
doch hiemit vor GOtt und aller Welt bezeugt und be-
kennt haben, daß ichs mit dieſen Sacramentslaͤſterern
und Schwaͤrmern nicht halte; noch ie gehalten habe;
noch immermehr halten will, ob GOtt will! Und will
meine Haͤnde gewaſchen haben von allem Blute der
Seelen, die ſie mit ſolchem Gifte CHriſto abſtehlen,
verfuͤhren und ermorden ꝛc.
(b) Das beweiſet Herr D. Loͤſcher in der ausfuͤhrl. Hiſtoria
motuum P. II. c. 2. p.
29. 30.
(c) Auch ſind die Worte Lutheri tomo III. Alt. p. 739.
merckwuͤrdig: Deſſelben gleichen hat Mart. Bucer,
mein allerbeſtes Buch, das ich ie gemacht, die Po-
ſtillen,
welche auch die Papiſten gerne haben, mit Vor-
reden,
Unterreden und Einreden, auch alſo zugerich-
tet, daß unter meinem Namen dieſe laͤſterliche ſchaͤndli-
che Lehre weiter gebracht und gefuͤhret wird, denn durch
alle eure Buͤcher. Was ſoll ich thun, wie kan ich der
Sache nun rathen? Jch habs mit Vorreden geſtraft;
aber was hilfts? Der Teufel ſahe wohl, daß dis Buch
durchdrung allenthalben: Darum ergreift er daſſelbe,
H 4
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0418" n="119"/>
dra&#x0364;nge, daß, da er es mit keiner Parthey verderben<lb/>
wolte, <note place="end" n="(b)"/> bald die&#x017F;er, bald jener Parthey zu Ge-<lb/>
fallen redete. Das Ver&#x017F;ehen hiebey war nicht<lb/>
geringe, <note place="end" n="(c)"/> indem er die&#x017F;e irrige Meynung vom H.<lb/>
Abendmahl deswegen in Lutheri Po&#x017F;tille hatte mit<lb/>
einflie&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en, damit &#x017F;ich die&#x017F;er grund&#x017F;cha&#x0364;dliche<lb/>
Jrrthum unter Lutheri Namen de&#x017F;to weiter aus-<lb/>
breiten mo&#x0364;chte.</p><lb/>
            <note place="end" n="(a)">Es gilt auch hier, was er in dem &#x017F;cho&#x0364;nen Tr. <hi rendition="#fr">daß die<lb/>
Worte CHri&#x017F;ti: das i&#x017F;t mein Leib. noch fe&#x017F;te &#x017F;ie-<lb/>
hen,</hi> <hi rendition="#aq">ex ed. M. Crameri p.</hi> 15. &#x017F;agt: Ob ich nun auch<lb/>
keinen Schwa&#x0364;rmermei&#x017F;ter bekehre: &#x017F;o &#x017F;olls doch daran<lb/>
nicht mangeln, ob GOtt will, daß ich die Wahrheit helle<lb/>
und du&#x0364;rre genug will fu&#x0364;r ihre Augen &#x017F;tellen, und etliche<lb/>
ihrer Schu&#x0364;ler abrei&#x017F;&#x017F;en; oder ie die Einfa&#x0364;ltigen und<lb/>
Schwachen &#x017F;ta&#x0364;rcken und fu&#x0364;r ihrem Gifte bewahren.<lb/>
Gera&#x0364;th das auch nicht, da GOtt fu&#x0364;r &#x017F;ey: &#x017F;o will ich<lb/>
doch hiemit vor GOtt und aller Welt bezeugt und be-<lb/>
kennt haben, daß ichs mit die&#x017F;en Sacramentsla&#x0364;&#x017F;terern<lb/>
und Schwa&#x0364;rmern nicht halte; noch ie gehalten habe;<lb/>
noch immermehr halten will, ob GOtt will! Und will<lb/>
meine Ha&#x0364;nde gewa&#x017F;chen haben von allem Blute der<lb/>
Seelen, die &#x017F;ie mit &#x017F;olchem Gifte CHri&#x017F;to ab&#x017F;tehlen,<lb/>
verfu&#x0364;hren und ermorden &#xA75B;c.</note><lb/>
            <note place="end" n="(b)">Das bewei&#x017F;et Herr <hi rendition="#aq">D.</hi> Lo&#x0364;&#x017F;cher in der ausfu&#x0364;hrl. <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toria<lb/>
motuum P. II. c. 2. p.</hi> 29. 30.</note><lb/>
            <note place="end" n="(c)">Auch &#x017F;ind die Worte Lutheri <hi rendition="#aq">tomo III. Alt. p.</hi> 739.<lb/>
merckwu&#x0364;rdig: De&#x017F;&#x017F;elben gleichen hat <hi rendition="#fr">Mart. Bucer,</hi><lb/>
mein <hi rendition="#fr">allerbe&#x017F;tes Buch,</hi> das ich ie gemacht, die <hi rendition="#fr">Po-<lb/>
&#x017F;tillen,</hi> welche auch die Papi&#x017F;ten gerne haben, mit <hi rendition="#fr">Vor-<lb/>
reden,</hi> Unterreden und <hi rendition="#fr">Einreden,</hi> auch al&#x017F;o zugerich-<lb/>
tet, daß unter meinem Namen die&#x017F;e la&#x0364;&#x017F;terliche &#x017F;cha&#x0364;ndli-<lb/>
che Lehre weiter gebracht und gefu&#x0364;hret wird, denn durch<lb/>
alle eure Bu&#x0364;cher. Was &#x017F;oll ich thun, wie kan ich der<lb/>
Sache nun rathen? Jch habs mit Vorreden <hi rendition="#fr">ge&#x017F;traft;</hi><lb/>
aber was hilfts? Der Teufel &#x017F;ahe wohl, daß dis Buch<lb/>
durchdrung allenthalben: Darum ergreift er da&#x017F;&#x017F;elbe,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 4</fw><fw place="bottom" type="catch">lud</fw><lb/></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[119/0418] draͤnge, daß, da er es mit keiner Parthey verderben wolte, ⁽b⁾ bald dieſer, bald jener Parthey zu Ge- fallen redete. Das Verſehen hiebey war nicht geringe, ⁽c⁾ indem er dieſe irrige Meynung vom H. Abendmahl deswegen in Lutheri Poſtille hatte mit einflieſſen laſſen, damit ſich dieſer grundſchaͤdliche Jrrthum unter Lutheri Namen deſto weiter aus- breiten moͤchte. ⁽a⁾ Es gilt auch hier, was er in dem ſchoͤnen Tr. daß die Worte CHriſti: das iſt mein Leib. noch feſte ſie- hen, ex ed. M. Crameri p. 15. ſagt: Ob ich nun auch keinen Schwaͤrmermeiſter bekehre: ſo ſolls doch daran nicht mangeln, ob GOtt will, daß ich die Wahrheit helle und duͤrre genug will fuͤr ihre Augen ſtellen, und etliche ihrer Schuͤler abreiſſen; oder ie die Einfaͤltigen und Schwachen ſtaͤrcken und fuͤr ihrem Gifte bewahren. Geraͤth das auch nicht, da GOtt fuͤr ſey: ſo will ich doch hiemit vor GOtt und aller Welt bezeugt und be- kennt haben, daß ichs mit dieſen Sacramentslaͤſterern und Schwaͤrmern nicht halte; noch ie gehalten habe; noch immermehr halten will, ob GOtt will! Und will meine Haͤnde gewaſchen haben von allem Blute der Seelen, die ſie mit ſolchem Gifte CHriſto abſtehlen, verfuͤhren und ermorden ꝛc. ⁽b⁾ Das beweiſet Herr D. Loͤſcher in der ausfuͤhrl. Hiſtoria motuum P. II. c. 2. p. 29. 30. ⁽c⁾ Auch ſind die Worte Lutheri tomo III. Alt. p. 739. merckwuͤrdig: Deſſelben gleichen hat Mart. Bucer, mein allerbeſtes Buch, das ich ie gemacht, die Po- ſtillen, welche auch die Papiſten gerne haben, mit Vor- reden, Unterreden und Einreden, auch alſo zugerich- tet, daß unter meinem Namen dieſe laͤſterliche ſchaͤndli- che Lehre weiter gebracht und gefuͤhret wird, denn durch alle eure Buͤcher. Was ſoll ich thun, wie kan ich der Sache nun rathen? Jch habs mit Vorreden geſtraft; aber was hilfts? Der Teufel ſahe wohl, daß dis Buch durchdrung allenthalben: Darum ergreift er daſſelbe, lud H 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst04_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst04_1745/418
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst04_1745/418>, abgerufen am 20.05.2024.