[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756.Idas sang izt. Die ihr euch über mir wölbt, schlanke Aeste, So sang Idas, er hatte schon lange geschwie- Idas ſang izt. Die ihr euch über mir wölbt, ſchlanke Aeſte, So ſang Idas, er hatte ſchon lange geſchwie- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0027" n="22"/> <p>Idas ſang izt.</p><lb/> <p>Die ihr euch über mir wölbt, ſchlanke Aeſte,<lb/> ihr ſtreut mit euerm Schatten, ein heiliges Ent-<lb/> züken auf mich; Ihr Winde, wenn ihr mich<lb/> kühlt, dann iſts als rauſcht’ eine Gottheit unſicht-<lb/> bar neben mir hin! Ihr Ziegen und ihr Schafe<lb/> ſchonet, o ſchonet! und reiſst das junge Epheu<lb/> nicht vom weiſſen Stamm, daſs es empor ſchlei-<lb/> che und grüne Kränze flechte, rings um den weiſ-<lb/> ſen Stamm. Kein Donnerkeil, kein reiſſender<lb/> Wind ſoll dir ſchaden, hoher Baum! Die Götter<lb/> wollens, du ſolt der Redlichkeit Denkmal ſeyn!<lb/> Hoch ſteht ſein Wipfel empor, es ſiehet ihn fern-<lb/> her der Hirt, und weiſt ihn ermahnend dem Sohn;<lb/> es ſieht ihn die zärtliche Mutter, und ſagt Pale-<lb/> mons Geſchichte, dem horchenden Kind auf der<lb/> Schooſs. O pflanzt ſolche Denkmal’ ihr Hirten!<lb/> daſs wir einſt voll heilgen Entzükens, in dunkeln<lb/> Hainen einhergehn.</p><lb/> <p>So ſang Idas, er hatte ſchon lange geſchwie-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [22/0027]
Idas ſang izt.
Die ihr euch über mir wölbt, ſchlanke Aeſte,
ihr ſtreut mit euerm Schatten, ein heiliges Ent-
züken auf mich; Ihr Winde, wenn ihr mich
kühlt, dann iſts als rauſcht’ eine Gottheit unſicht-
bar neben mir hin! Ihr Ziegen und ihr Schafe
ſchonet, o ſchonet! und reiſst das junge Epheu
nicht vom weiſſen Stamm, daſs es empor ſchlei-
che und grüne Kränze flechte, rings um den weiſ-
ſen Stamm. Kein Donnerkeil, kein reiſſender
Wind ſoll dir ſchaden, hoher Baum! Die Götter
wollens, du ſolt der Redlichkeit Denkmal ſeyn!
Hoch ſteht ſein Wipfel empor, es ſiehet ihn fern-
her der Hirt, und weiſt ihn ermahnend dem Sohn;
es ſieht ihn die zärtliche Mutter, und ſagt Pale-
mons Geſchichte, dem horchenden Kind auf der
Schooſs. O pflanzt ſolche Denkmal’ ihr Hirten!
daſs wir einſt voll heilgen Entzükens, in dunkeln
Hainen einhergehn.
So ſang Idas, er hatte ſchon lange geſchwie-
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