[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756.du! Aber, nicht nur deine Schönheit hat mich du! Aber, nicht nur deine Schönheit hat mich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031" n="26"/> du! Aber, nicht nur deine Schönheit hat mich<lb/> zur Liebe gereizt; O wie liebt ich dich da! als<lb/> dem jungen Alexis zwo Ziegen von der Felſen-<lb/> Wand ſtürzten; er weinte, der junge Hirt, ich<lb/> bin arm, ſprach er, und habe zwo Ziegen ver-<lb/> lohren, die eine war trächtig; ach! ich darf<lb/> nicht zu meinem armen Vater in die Hütte zurük<lb/> kehren. So ſprach er weinend, du ſaheſt ihn wei-<lb/> nen, Phillis, und wiſchteſt die mitleidigen Thrä-<lb/> nen vom Aug, und nahmeſt aus deiner kleinen<lb/> Herde zwo der beſten Ziegen; da Alexis, ſprachſt<lb/> du, nimm dieſe Ziegen, die eine iſt trächtig, und<lb/> wie er vor Freude weinte, da weinteſt du auch<lb/> vor Freude, weil du ihm geholfen hatteſt. O! ſey<lb/> immer unfreundlich Winter; meine Flöte ſoll doch<lb/> nicht beſtaubt in der Hütte hangen, ich will dan-<lb/> noch von meiner Phillis ein frohes Lied ſingen;<lb/> zwar haſt du alles entlaubt, zwar haſt du die<lb/> Blumen von den Wieſen genommen, aber du<lb/> ſolt es nicht hindern, daſs ich nicht einen Kranz<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0031]
du! Aber, nicht nur deine Schönheit hat mich
zur Liebe gereizt; O wie liebt ich dich da! als
dem jungen Alexis zwo Ziegen von der Felſen-
Wand ſtürzten; er weinte, der junge Hirt, ich
bin arm, ſprach er, und habe zwo Ziegen ver-
lohren, die eine war trächtig; ach! ich darf
nicht zu meinem armen Vater in die Hütte zurük
kehren. So ſprach er weinend, du ſaheſt ihn wei-
nen, Phillis, und wiſchteſt die mitleidigen Thrä-
nen vom Aug, und nahmeſt aus deiner kleinen
Herde zwo der beſten Ziegen; da Alexis, ſprachſt
du, nimm dieſe Ziegen, die eine iſt trächtig, und
wie er vor Freude weinte, da weinteſt du auch
vor Freude, weil du ihm geholfen hatteſt. O! ſey
immer unfreundlich Winter; meine Flöte ſoll doch
nicht beſtaubt in der Hütte hangen, ich will dan-
noch von meiner Phillis ein frohes Lied ſingen;
zwar haſt du alles entlaubt, zwar haſt du die
Blumen von den Wieſen genommen, aber du
ſolt es nicht hindern, daſs ich nicht einen Kranz
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