rang sie jammernd die Hände über dem Haupt, mit dessen lokichtem Haare die gaukelnden Ze- phire spielten, und vor ihm her ritten die Amors, lächelnd auf dem willigen Delphin.
Aber er ist zerbrochen, er ist zerbrochen, der schönste Krug! Da liegen die Scherben umher.
Auch war der schöne Bachus gegraben; Er sass in einer Laube von Reben, und eine Nymphe lag ihm zur Seite. Ihr linker Arm umschlang seine Hüften, den rechten hielt sie empor und zog den Becher zurük, nach dem seine lächelnden Lippen sich sehnten. Schmachtend sah sie ihn an und schien ihn um Küsse zu flehen, und vor ihm spielten seine geflekten Tieger; schmeichelnd assen sie Trauben, aus den kleinen Händen der Amors;
Aber er ist zerbrochen, er ist zerbrochen, der schönste Krug! Da liegen die Scherben umher. O klag es Echo dem Hain, klag es dem Faun in den Hölen! er ist zerbrochen, da liegen die Scher- ben umher.
D 2
rang ſie jammernd die Hände über dem Haupt, mit deſſen lokichtem Haare die gaukelnden Ze- phire ſpielten, und vor ihm her ritten die Amors, lächelnd auf dem willigen Delphin.
Aber er iſt zerbrochen, er iſt zerbrochen, der ſchönſte Krug! Da liegen die Scherben umher.
Auch war der ſchöne Bachus gegraben; Er ſaſs in einer Laube von Reben, und eine Nymphe lag ihm zur Seite. Ihr linker Arm umſchlang ſeine Hüften, den rechten hielt ſie empor und zog den Becher zurük, nach dem ſeine lächelnden Lippen ſich ſehnten. Schmachtend ſah ſie ihn an und ſchien ihn um Küſſe zu flehen, und vor ihm ſpielten ſeine geflekten Tieger; ſchmeichelnd aſſen ſie Trauben, aus den kleinen Händen der Amors;
Aber er iſt zerbrochen, er iſt zerbrochen, der ſchönſte Krug! Da liegen die Scherben umher. O klag es Echo dem Hain, klag es dem Faun in den Hölen! er iſt zerbrochen, da liegen die Scher- ben umher.
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rang ſie jammernd die Hände über dem Haupt,
mit deſſen lokichtem Haare die gaukelnden Ze-
phire ſpielten, und vor ihm her ritten die Amors,
lächelnd auf dem willigen Delphin.
Aber er iſt zerbrochen, er iſt zerbrochen, der
ſchönſte Krug! Da liegen die Scherben umher.
Auch war der ſchöne Bachus gegraben; Er
ſaſs in einer Laube von Reben, und eine Nymphe
lag ihm zur Seite. Ihr linker Arm umſchlang
ſeine Hüften, den rechten hielt ſie empor und
zog den Becher zurük, nach dem ſeine lächelnden
Lippen ſich ſehnten. Schmachtend ſah ſie ihn an
und ſchien ihn um Küſſe zu flehen, und vor ihm
ſpielten ſeine geflekten Tieger; ſchmeichelnd aſſen
ſie Trauben, aus den kleinen Händen der Amors;
Aber er iſt zerbrochen, er iſt zerbrochen, der
ſchönſte Krug! Da liegen die Scherben umher.
O klag es Echo dem Hain, klag es dem Faun in
den Hölen! er iſt zerbrochen, da liegen die Scher-
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[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/56>, abgerufen am 16.02.2025.
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