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[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756.

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trinken wir nicht mehr, ihr Brüder! aus dem
Krug, izt singen wir nicht mehr die Geschichte,
die jedes Lippen die nächste ist;

Er ist zerbrochen, ach er ist zerbrochen, der
schönste Krug! Da liegen die Scherben umher.

Denn auf dem Krug war gegraben, wie Pan
voll Entsezen am Ufer sah, wie die schönste
Nymphe, in den umschlingenden Armen, in
lispelnden Schilf sich verwandelte; Er schnitt da
Flöten von Schilfrohr, von ungleicher Länge, und
kleibte mit Wachs sie zusammen, und blies dem
Ufer ein trauriges Lied. Die Echo horchte die
neue Musik und sang sie dem erstaunten Hain und
den Hügeln.

Aber er ist zerbrochen, er ist zerbrochen, der
schönste Krug! Da liegen die Scherben umher.

Dann stund auf dem Kruge, wie Zeus, als weis-
ser Stier, auf dem Rüken die Nymph' Europa auf
Wellen entführte; Er lekte mit schmeichelnder
Zunge der Schönen entblössetes Knie. Indess

trinken wir nicht mehr, ihr Brüder! aus dem
Krug, izt ſingen wir nicht mehr die Geſchichte,
die jedes Lippen die nächſte iſt;

Er iſt zerbrochen, ach er iſt zerbrochen, der
ſchönſte Krug! Da liegen die Scherben umher.

Denn auf dem Krug war gegraben, wie Pan
voll Entſezen am Ufer ſah, wie die ſchönſte
Nymphe, in den umſchlingenden Armen, in
liſpelnden Schilf ſich verwandelte; Er ſchnitt da
Flöten von Schilfrohr, von ungleicher Länge, und
kleibte mit Wachs ſie zuſammen, und blies dem
Ufer ein trauriges Lied. Die Echo horchte die
neue Muſik und ſang ſie dem erſtaunten Hain und
den Hügeln.

Aber er iſt zerbrochen, er iſt zerbrochen, der
ſchönſte Krug! Da liegen die Scherben umher.

Dann ſtund auf dem Kruge, wie Zeus, als weiſ-
ſer Stier, auf dem Rüken die Nymph’ Europa auf
Wellen entführte; Er lekte mit ſchmeichelnder
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[50/0055] trinken wir nicht mehr, ihr Brüder! aus dem Krug, izt ſingen wir nicht mehr die Geſchichte, die jedes Lippen die nächſte iſt; Er iſt zerbrochen, ach er iſt zerbrochen, der ſchönſte Krug! Da liegen die Scherben umher. Denn auf dem Krug war gegraben, wie Pan voll Entſezen am Ufer ſah, wie die ſchönſte Nymphe, in den umſchlingenden Armen, in liſpelnden Schilf ſich verwandelte; Er ſchnitt da Flöten von Schilfrohr, von ungleicher Länge, und kleibte mit Wachs ſie zuſammen, und blies dem Ufer ein trauriges Lied. Die Echo horchte die neue Muſik und ſang ſie dem erſtaunten Hain und den Hügeln. Aber er iſt zerbrochen, er iſt zerbrochen, der ſchönſte Krug! Da liegen die Scherben umher. Dann ſtund auf dem Kruge, wie Zeus, als weiſ- ſer Stier, auf dem Rüken die Nymph’ Europa auf Wellen entführte; Er lekte mit ſchmeichelnder Zunge der Schönen entblöſſetes Knie. Indeſs

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Zitationshilfe: [Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/55>, abgerufen am 24.11.2024.