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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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heutige Final-Einkehr bey der Gräfin von Lützelburg, welche
vor kurtzen wider vom Lande herein kommen. Sie hatte dismal
an Illustrissimi Haaren und Kleidung nichts auszusetzen; approbi-
rete auch nunmehro Illustrissimi Verhalten wegen des Spiels, und
erzehlete bey dieser Gelegenheit, daß der hier etablirte Comte
de Rotenbourg
innerhalb 4 Jahren: 1300/m Livres verspielet
und sich dadurch zum armen Mann gemacht habe. Daß Illustrissimi
die Kayser-Wahl zu Franckfurt nicht mit ansehen würde, das
konnte sie Anfangs gar nicht faßen, und meinte, die mag[unleserliches Material]
Figure Einzüge so vieler großen Herrn und Gesandten,
sonderlich auch des Comte de Belisle, welcher dem Verlaut nach
zu Pferde geschehen solle, meritirete ia wohl, daß man
wer weiß wie weit dernach reisete; nachdem ihrn aber
den Eigentlichen Haupt-Zweck des Reisens, und warum es
einem jungen Herrn hauptsächl: zu thun seyn müße, de-
monstriret wurde, gab sie sich gantz wohl zu Frieden, er-
kannte auch, daß es eine Ehre vor Paris sey, wenn teutsche
Herrn daßelbe Franckfurt vorziehen wolten. Der Duc
de Bouillon
hatte gestern wie sie erzehlete, bey ihr Soupiret,
und die Printzen von Heßen, welche sie in Strasburg
kennen lernen, waren auch bey ihr gewesen, dahero sie
denn an diese letztere ihren Sohn, den Colonel, zur Gegen-
Visite abschickte, und uns bald darauf sehr freundlich dimittir-
te. Eine Dame, welche wir bey ihr antrafen, referirete,
daß man bey dem nunmehro abgenommenen Waßer bey
der Brücke zu 51. Cloud unter vielen andern ertrunckenen
Menschen einen Officier in seiner Post-Chaise gefunden
habe, welcher den kleinen Ludwigs-Örden anhängen u.
25 Louisd'or in der Taschen gehabt. Man vermuthet, daß es
einer von der Garde Francoise sey, welcher währender Uber
schwemmung von Versailles abgeschickt worden, um zu sehen,
ob das gewöhnliche Ablösungs-Detachement von hier nach
Versailles passiren könne.

Den 4 Januar

Monsieur de Sainctot, der Marquis de Gardouge und der Marquis de
Beaufremont
wurden von uns nicht zu Hause angetroffen,
und nahmen wir also unser Ablager 1) beym Mr. de la Tournelle
u. 2.) bey der Marquise de Montbrun. Beym ersten fanden wir

heutige Final-Einkehr bey der Gräfin von Lützelburg, welche
vor kurtzen wider vom Lande herein kommen. Sie hatte dismal
an Illustrissimi Haaren und Kleidung nichts auszusetzen; approbi-
rete auch nunmehro Illustrissimi Verhalten wegen des Spiels, und
erzehlete bey dieser Gelegenheit, daß der hier etablirte Comte
de Rotenbourg
innerhalb 4 Jahren: 1300/m Livres verspielet
und sich dadurch zum armen Mann gemacht habe. Daß Illustrissimi
die Kayser-Wahl zu Franckfurt nicht mit ansehen würde, das
konnte sie Anfangs gar nicht faßen, und meinte, die mag[unleserliches Material]
Figure Einzüge so vieler großen Herrn und Gesandten,
sonderlich auch des Comte de Belisle, welcher dem Verlaut nach
zu Pferde geschehen solle, meritirete ia wohl, daß man
wer weiß wie weit dernach reisete; nachdem ihrn aber
den Eigentlichen Haupt-Zweck des Reisens, und warum es
einem jungen Herrn hauptsächl: zu thun seyn müße, de-
monstriret wurde, gab sie sich gantz wohl zu Frieden, er-
kannte auch, daß es eine Ehre vor Paris sey, wenn teutsche
Herrn daßelbe Franckfurt vorziehen wolten. Der Duc
de Bouillon
hatte gestern wie sie erzehlete, bey ihr Soupiret,
und die Printzen von Heßen, welche sie in Strasburg
kennen lernen, waren auch bey ihr gewesen, dahero sie
denn an diese letztere ihren Sohn, den Colonel, zur Gegen-
Visite abschickte, und uns bald darauf sehr freundlich dimittir-
te. Eine Dame, welche wir bey ihr antrafen, referirete,
daß man bey dem nunmehro abgenommenen Waßer bey
der Brücke zu 51. Cloud unter vielen andern ertrunckenen
Menschen einen Officier in seiner Post-Chaise gefunden
habe, welcher den kleinen Ludwigs-Ørden anhängen u.
25 Louisd’or in der Taschen gehabt. Man vermuthet, daß es
einer von der Garde Francoise sey, welcher währender Uber
schwemmung von Versailles abgeschickt worden, um zu sehen,
ob das gewöhnliche Ablösungs-Detachement von hier nach
Versailles passiren könne.

Den 4 Januar

Monsieur de Sainctot, der Marquis de Gardouge und der Marquis de
Beaufremont
wurden von uns nicht zu Hause angetroffen,
und nahmen wir also unser Ablager 1) beym Mr. de la Tournelle
u. 2.) bey der Marquise de Montbrun. Beym ersten fanden wir

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[0109] heutige Final-Einkehr bey der Gräfin von Lützelburg, welche vor kurtzen wider vom Lande herein kommen. Sie hatte dismal an Illmi Haaren und Kleidung nichts auszusetzen; approbi- rete auch nunmehro Illmi Verhalten wegen des Spiels, und erzehlete bey dieser Gelegenheit, daß der hier etablirte Comte de Rotenbourg innerhalb 4 Jahren: 1300/m Livres verspielet und sich dadurch zum armen Mann gemacht habe. Daß Illmi die Kayser-Wahl zu Franckfurt nicht mit ansehen würde, das konnte sie Anfangs gar nicht faßen, und meinte, die mag_ Figure Einzüge so vieler großen Herrn und Gesandten, sonderl: auch des Comte de Belisle, welcher dem Verlaut nach zu Pferde geschehen solle, meritirete ia wohl, daß man wer weiß wie weit dernach reisete; nachdem ihr aber den Eigentl: Haupt-Zweck des Reisens, und warum es einem jungen Hl. hauptsächl: zu thun seyn müße, de- monstriret wurde, gab sie sich gantz wohl zu Frieden, er- kannte auch, daß es eine Ehre vor Paris sey, wenn teutsche Herrn daßelbe Franckfurt vorziehen wolten. Der Duc de Bouillon hatte gestern wie sie erzehlete, bey ihr Soupiret, und die Printzen von Heßen, welche sie in Strasburg kennen lernen, waren auch bey ihr gewesen, dahero sie denn an diese letztere ihren Sohn, den Colonel, zur Gegen- Visite abschickte, und uns bald darauf sehr freundl: dimittir- te. Eine Dame, welche wir bey ihr antrafen, referirete, daß man bey dem nunmehro abgenommenen Waßer bey der Brücke zu 51. Cloud unter vielen andern ertrunckenen Menschen einen Officier in seiner Post-Chaise gefunden habe, welcher den kleinen Ludwigs-Ørden anhängen u. 25 Louisd’or in der Taschen gehabt. Man vermuthet, daß es einer von der Garde Francoise sey, welcher währender Uber schwemmung von Versailles abgeschickt worden, um zu sehen, ob das gewöhnl: Ablösungs-Detachement von hier nach Versailles passiren könne. Den 4 Jan. Mr. de Sainctot, der Marquis de Gardouge u. der Marquis de Beaufremont wurden von uns nicht zu Hause angetroffen, und nahmen wir also unser Ablager 1) beym Mr. de la Tournelle u. 2.) bey der Marquise de Montbrun. Beym ersten fanden wir

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/109>, abgerufen am 28.11.2024.