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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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der Tafel ein von dieser Princessin abgeschickter Cavalier einfand
und die Condolentz wegen des letzt verstorbenen Schwagers des Mar-
quis de Montbrun
, im Nahmen seiner Principalin abzustatten.
Es siehet diese Princessin ihrem Herrn Vater Ludwig XIV vollkommen
ähnlich, und hat ihres etliche 70 jährigen Alters unerachtet, noch
eine schönen Teint und ist nicht mager. Nachdem wir eine Stunde
in dem Zimmer uns aufgehalten, und sich immer mehr Dames ein-
gefunden, der Marquis de Montbrun auch mit der Duchesse de
Lorge
diesertwegen Abrede genommen, decampirten wir
ohne weitern Abschied, setzten den Marquis beym Duc de
Gesvres
ab, und begaben uns in unser Quartier zur Ruhe.

Den 10 Januar

Früh kam der Printz von Schwartzburg zu uns, und lud uns zum
Mittags-Eßen, welches wir auch in Gesellschaft eines sich
hier aufhaltenden und gantz moderat scheinenden Herrn von Rotenhau
item eines gewißen Schwedischen Cavaliers Nahmens Meerheim
bey ihm einnahmen; da denn die meiste Zeit vor und nach Tische
mit Musiciren zugebracht wurde, weil der Printz sowol als der Herr
Rotenhau
auf der Fleute sehr starck sind. Weil der Brigardier Appel-
grün Nachmittags den Printzen besuchte, welcher bey denen viel-
jährigen Frantzösischen Diensten, in der Lutherischen Religion noch
immer feste bleibet; so hatten wir Gelegenheit diesen hier sehr
wohl angesehenen Mann kennen zu lernen, da er sich denn der
ehemals mit dem IX, X und XIIten Herrn gehabten Bekantschaft sehr
freundlich und höflich erinnerte. Gegen Abend begaben wir uns
in Gesellschaft des Printzen nach dem Duc de Gesvres und wurden
von demselben insgesamt auf nächsten Donnerstag zur Mittags-
Tafel invitiret. Der fernere Cours aber nach dem Graf Tessin, nach
dem Comte de Belisle und nach der Princesse de Grimberg, welcher
in eben dieser Gesellschaft vorgenommen wurde, war vergeblich,
weil sich Niemand zu Hause antreffen ließ.

Den 11 Januar

Mittags hatten wir den Printzen von Schwartzburg nebst dem Herrn von Her-
tenberg
und dem Reise-Prediger zu Gaste, und waren die Discourse
mit dem letztern mehrentheils litterarisch. Nachmittags hatten
wir vom Marquis de Gardouge Visite, mit dem wir uns von den
affaires ecclesiastiques du tems geraume Zeit unterhielten, und
sodann eine vorgebliche Excursion in die Stadt thaten, bey unserer
Zurückkunft aber vernahmen, daß währender unsrer Abwesen-
heit der Comte de Trenme vor sich und im Nahmen seines Bruders des Duc de
Gesvres
, desgleichen der Duc Tremouille zur Visite vor unserm Quartier gewesen

der Tafel ein von dieser Princessin abgeschickter Cavalier einfand
und die Condolentz wegen des letzt verstorbenen Schwagers des Mar-
quis de Montbrun
, im Nahmen seiner Principalin abzustatten.
Es siehet diese Princessin ihrem Herrn Vater Ludwig XIV vollkommen
ähnlich, und hat ihres etliche 70 jährigen Alters unerachtet, noch
eine schönen Teint und ist nicht mager. Nachdem wir eine Stunde
in dem Zimmer uns aufgehalten, und sich immer mehr Dames ein-
gefunden, der Marquis de Montbrun auch mit der Duchesse de
Lorge
diesertwegen Abrede genommen, decampirten wir
ohne weitern Abschied, setzten den Marquis beym Duc de
Gesvres
ab, und begaben uns in unser Quartier zur Ruhe.

Den 10 Januar

Früh kam der Printz von Schwartzburg zu uns, und lud uns zum
Mittags-Eßen, welches wir auch in Gesellschaft eines sich
hier aufhaltenden und gantz moderat scheinenden Herrn von Rotenhau
item eines gewißen Schwedischen Cavaliers Nahmens Meerheim
bey ihm einnahmen; da denn die meiste Zeit vor und nach Tische
mit Musiciren zugebracht wurde, weil der Printz sowol als der Herr
Rotenhau
auf der Fleute sehr starck sind. Weil der Brigardier Appel-
grün Nachmittags den Printzen besuchte, welcher bey denen viel-
jährigen Frantzösischen Diensten, in der Lutherischen Religion noch
immer feste bleibet; so hatten wir Gelegenheit diesen hier sehr
wohl angesehenen Mann kennen zu lernen, da er sich denn der
ehemals mit dem IX, X und XIIten Herrn gehabten Bekantschaft sehr
freundlich und höflich erinnerte. Gegen Abend begaben wir uns
in Gesellschaft des Printzen nach dem Duc de Gesvres und wurden
von demselben insgesamt auf nächsten Donnerstag zur Mittags-
Tafel invitiret. Der fernere Cours aber nach dem Graf Tessin, nach
dem Comte de Belisle und nach der Princesse de Grimberg, welcher
in eben dieser Gesellschaft vorgenommen wurde, war vergeblich,
weil sich Niemand zu Hause antreffen ließ.

Den 11 Januar

Mittags hatten wir den Printzen von Schwartzburg nebst dem Herrn von Her-
tenberg
und dem Reise-Prediger zu Gaste, und waren die Discourse
mit dem letztern mehrentheils litterarisch. Nachmittags hatten
wir vom Marquis de Gardouge Visite, mit dem wir uns von den
affaires ecclesiastiques du tems geraume Zeit unterhielten, und
sodann eine vorgebliche Excursion in die Stadt thaten, bey unserer
Zurückkunft aber vernahmen, daß währender unsrer Abwesen-
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Gesvres
, desgleichen der Duc Tremouille zur Visite vor unserm Quartier gewesen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/117>, abgerufen am 27.11.2024.