Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

Bild:
<< vorherige Seite

Jubelen gar zu verliehren, Niemand das geringste entdecket, sondern
das bemeldte Geld an den bestimmten Ort würcklich hingetragen
und dagegen auch seinen Schmuck richtig zurück empfangen, gleich
darauf aber habe er doch die Sache klagbar gemacht, iedoch, weil
die Dame dem damaligen Garde des Sceaux Monsieur de Chauvelin sehr
nahe bekannt, auch viele Exemts bestochen gewesen, die Arrestierung
dieser Leute nicht erlangen können. Da aber gleichwol seine
Klage so handgreiflich recht gewesen, er sich auch an andre
Canäle addressirt, so sey ihm endlich sein Geld unter der
Hand wider zugestellet, und er dadurch von weiterern Klage
abzustehen, bewogen worden. Welches alles er der Gräfin
von Lützelburg
selbst, und zwar mit großer Gemüths-Bewegung
erzehlet, weil er sich der Lebens-Gefahr, in welcher er zu
Galliot allen Umständen nach gewesen, dabey aufs neue
lebhaft erinnert habe.

Den 14 Januar

Bey unsrer heutigen Ausfarth an mancherley Orte
hatten wir die Fatalitaet, nicht nur nirgend Jemand
zu Hause anzutreffen, sondern auch des Zuspruchs des
Päbstlichen Nuncii, des Schwedischen Ministers von Flem-
ming
und des Printz von Grimberg, welche alle wäh-
render unsrer Abwesenheit in unserm Quartier
gewesen, verlustig zu werden;
dahero wir von diesem Ta-
ge weiter nichts zu
melden
ist

Jubelen gar zu verliehren, Niemand das geringste entdecket, sondern
das bemeldte Geld an den bestimmten Ort würcklich hingetragen
und dagegen auch seinen Schmuck richtig zurück empfangen, gleich
darauf aber habe er doch die Sache klagbar gemacht, iedoch, weil
die Dame dem damaligen Garde des Sceaux Monsieur de Chauvelin sehr
nahe bekannt, auch viele Exemts bestochen gewesen, die Arrestierung
dieser Leute nicht erlangen können. Da aber gleichwol seine
Klage so handgreiflich recht gewesen, er sich auch an andre
Canäle addressirt, so sey ihm endlich sein Geld unter der
Hand wider zugestellet, und er dadurch von weiterern Klage
abzustehen, bewogen worden. Welches alles er der Gräfin
von Lützelburg
selbst, und zwar mit großer Gemüths-Bewegung
erzehlet, weil er sich der Lebens-Gefahr, in welcher er zu
Galliot allen Umständen nach gewesen, dabey aufs neue
lebhaft erinnert habe.

Den 14 Januar

Bey unsrer heutigen Ausfarth an mancherley Orte
hatten wir die Fatalitaet, nicht nur nirgend Jemand
zu Hause anzutreffen, sondern auch des Zuspruchs des
Päbstlichen Nuncii, des Schwedischen Ministers von Flem-
ming
und des Printz von Grimberg, welche alle wäh-
render unsrer Abwesenheit in unserm Quartier
gewesen, verlustig zu werden;
dahero wir von diesem Ta-
ge weiter nichts zu
melden
ist

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter">
        <div type="diaryEntry">
          <p><pb facs="#f0121"/>
Jubelen <add place="superlinear">gar</add> zu verliehren, Niemand das geringste entdecket, son<unclear reason="covered">dern</unclear><lb/>
das bemeldte Geld an den bestimmten Ort würcklich hingetragen<lb/>
und dagegen auch seinen Schmuck richtig zurück empfangen, gl<unclear reason="covered">eich</unclear><lb/>
darauf aber habe er doch die Sache klagbar gemacht, iedoch, weil<lb/>
die Dame dem damaligen Garde <add place="superlinear">des</add> Sceaux <persName xml:id="TidB11436" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12447"><choice><abbr>Mr:</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> de Chauvelin</persName> se<unclear reason="covered">hr</unclear><lb/>
nahe bekannt, auch viele <unclear reason="illegible">Exemts</unclear> bestochen gewesen, die Arresti<unclear reason="covered">erung</unclear><lb/>
dieser Leute nicht erlangen können. Da aber gleichwol seine<lb/>
Klage so handgreiflich recht gewesen, er sich auch an andr<unclear reason="covered">e</unclear><lb/>
Canäle addressirt, so sey ihm endlich sein Geld unter der<lb/>
Hand wider zugestellet, und er dadurch von weiterern Klage<lb/>
abzustehen, bewogen worden. Welches alles er der <persName xml:id="TidB11437" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12319">Gräfin<lb/>
von Lützelburg</persName> selbst, und zwar mit großer Gemüths-Beweg<unclear reason="covered">ung</unclear><lb/>
erzehlet, weil er sich der Lebens-Gefahr, in welcher er zu<lb/>
Galliot allen Umständen nach gewesen, dabey aufs neue<lb/>
lebhaft erinnert habe.</p><lb/>
        </div>
        <div type="diaryEntry">
          <head rendition="#c">                   Den 14 <choice><abbr>Jan:</abbr><expan>Januar</expan></choice></head><lb/>
          <p>                Bey unsrer heutigen Ausfarth an mancherley Orte<lb/>
hatten wir die Fatalitaet, nicht nur nirgend Jeman<unclear reason="covered">d</unclear><lb/>
zu Hause anzutreffen, sondern auch des Zuspruchs d<unclear reason="covered">es</unclear><lb/><persName xml:id="TidB11438" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10036" ref="http://d-nb.info/gnd/116725982"><choice><abbr>Päbstl:</abbr><expan>Päbstlichen</expan></choice> Nuncii</persName>, des <persName xml:id="TidB11439" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10064">Schwedischen Ministers von Flem<unclear reason="covered">-</unclear><lb/>
ming</persName> und des <persName xml:id="TidB11440" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10431" ref="http://d-nb.info/gnd/1027160751">Printz von Grimberg</persName>, welche alle wäh<unclear reason="covered">-</unclear><lb/>
render unsrer Abwesenheit in unserm Quartier<lb/>
gewesen, verlustig zu werden;<lb/>
dahero <del rendition="#s">wir</del> von diesem Ta-<lb/>
ge weiter nichts zu<lb/>
melden<lb/>
ist</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div type="letter">
</div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0121] Jubelen gar zu verliehren, Niemand das geringste entdecket, sondern das bemeldte Geld an den bestimmten Ort würcklich hingetragen und dagegen auch seinen Schmuck richtig zurück empfangen, gleich darauf aber habe er doch die Sache klagbar gemacht, iedoch, weil die Dame dem damaligen Garde des Sceaux Mr: de Chauvelin sehr nahe bekannt, auch viele Exemts bestochen gewesen, die Arrestierung dieser Leute nicht erlangen können. Da aber gleichwol seine Klage so handgreiflich recht gewesen, er sich auch an andre Canäle addressirt, so sey ihm endlich sein Geld unter der Hand wider zugestellet, und er dadurch von weiterern Klage abzustehen, bewogen worden. Welches alles er der Gräfin von Lützelburg selbst, und zwar mit großer Gemüths-Bewegung erzehlet, weil er sich der Lebens-Gefahr, in welcher er zu Galliot allen Umständen nach gewesen, dabey aufs neue lebhaft erinnert habe. Den 14 Jan: Bey unsrer heutigen Ausfarth an mancherley Orte hatten wir die Fatalitaet, nicht nur nirgend Jemand zu Hause anzutreffen, sondern auch des Zuspruchs des Päbstl: Nuncii, des Schwedischen Ministers von Flem- ming und des Printz von Grimberg, welche alle wäh- render unsrer Abwesenheit in unserm Quartier gewesen, verlustig zu werden; dahero von diesem Ta- ge weiter nichts zu melden ist

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/121
Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/121>, abgerufen am 27.11.2024.