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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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die Kugel ihm wider zurück auf die Hand geprellet, und habe
ihm eine schmertzliche Contusion verursachet, da es also recht
geheißen: womit man sündiget, damit wird man gestraft.
Von dem großen General Turenne beachte er dieses particulare
bey, daß derselbe zu seinen Soldaten bey Gelegenheit einer
bevorstehenden Expedition imer gesaget: mes enfans
je ne vous demande que le sens commun, welches er ihnen
also erkläret: der sens commun bringe es mit sich, daß derjeni-
ge, der vor seinem Feind fliehe, sich weit größerer Gefahr
exponiere, als der festen Fuß halte, weil dieser letztere immer
noch im Stande sey, sich zu defendiren, und den Feind in eini-
ger Furcht zu erhalten, welcher doppelte Vortheil aber durch die
Flucht schlechterdings aufgehoben werde. Als man ihm heim-
lich sagte, [unleserliches Material]was jemand von einem gewißen Herrn geur-
theilet, daß derselbe nehmlich bey ietzigen Conjuncturen das
meiste thun könne si n'etoit pas trop petit maitre et
trop philosophe, lachte er darüber hertzlich, und versicherte, daß
man hier in Franckreich ohngefähr eben dieses Urtheil fälle.
Das Final des gantzen politischen discourses machte er
mit der Versicherung, daß Franckreich, als Garant des West-
phählischen Friedens, die Freyheit der teutschen Stände auch bey
ietzigen Zeiten werde zu erhalten suchen. Beym Abschied küßte
er Illustrissimum und sagte, als ihm dagegen die Hand geküßet
wurde, vous etes trop bon, bat uns auch, ie fleißig wider
zu kommen. Unsre Tour ging von hier zu dem Printzen von
Schwartzburg
, woselbst wir den Graf Stahrenberg und den Baron
Rotenhan
antrafen. Der erstere ist auf Reisen, und schei-
net ziemlich wild zu seyn, auch fand sich der Erb-Printz von
Darmstadt
ein. Nach einem kurtzen Aufenthalt, begaben
wir uns zu der Marquise de Montbrun, konten sie aber,
wegen anhaltender Kranckheit, dismal nicht sprechen, passire-
ten also den Überrest des Abends bey dem Abbe de Ferrus
und dem Duc de Gesvres. Bey dem letzteren trafen wir
auch den Comte de Chabane, Comte de Polignac, Monsieur de
Turgot
und 3 Dames an. Der Duc bekam ein Antworts-Schrei-
ben von Versailles, daraus er diese Worte verlaß: le Roi
trouve, que vous parlez fort bien, mais que vous ecrivez
tres-mal, welchen Fehler er denn seiner Geschwindigkeit
und Ungedult zuschrieb, Sonst erzehlete er eine weitläuffige

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die Kugel ihm wider zurück auf die Hand geprellet, und habe
ihm eine schmertzliche Contusion verursachet, da es also recht
geheißen: womit man sündiget, damit wird man gestraft.
Von dem großen General Turenne beachte er dieses particulare
bey, daß derselbe zu seinen Soldaten bey Gelegenheit einer
bevorstehenden Expedition imer gesaget: mes enfans
je ne vous demande que le sens commun, welches er ihnen
also erkläret: der sens commun bringe es mit sich, daß derjeni-
ge, der vor seinem Feind fliehe, sich weit größerer Gefahr
exponiere, als der festen Fuß halte, weil dieser letztere immer
noch im Stande sey, sich zu defendiren, und den Feind in eini-
ger Furcht zu erhalten, welcher doppelte Vortheil aber durch die
Flucht schlechterdings aufgehoben werde. Als man ihm heim-
lich sagte, [unleserliches Material]was jemand von einem gewißen Herrn geur-
theilet, daß derselbe nehmlich bey ietzigen Conjuncturen das
meiste thun könne si n’êtoit pas trop petit maitre et
trop philosophe, lachte er darüber hertzlich, und versicherte, daß
man hier in Franckreich ohngefähr eben dieses Urtheil fälle.
Das Final des gantzen politischen discourses machte er
mit der Versicherung, daß Franckreich, als Garant des West-
phählischen Friedens, die Freyheit der teutschen Stände auch bey
ietzigen Zeiten werde zu erhalten suchen. Beym Abschied küßte
er Illustrissimum und sagte, als ihm dagegen die Hand geküßet
wurde, vous êtes trop bon, bat uns auch, ie fleißig wider
zu kommen. Unsre Tour ging von hier zu dem Printzen von
Schwartzburg
, woselbst wir den Graf Stahrenberg und den Baron
Rotenhan
antrafen. Der erstere ist auf Reisen, und schei-
net ziemlich wild zu seyn, auch fand sich der Erb-Printz von
Darmstadt
ein. Nach einem kurtzen Aufenthalt, begaben
wir uns zu der Marquise de Montbrun, konten sie aber,
wegen anhaltender Kranckheit, dismal nicht sprechen, passire-
ten also den Überrest des Abends bey dem Abbé de Ferrus
und dem Duc de Gesvres. Bey dem letzteren trafen wir
auch den Comte de Chabane, Comte de Polignac, Monsieur de
Turgot
und 3 Dames an. Der Duc bekam ein Antworts-Schrei-
ben von Versailles, daraus er diese Worte verlaß: le Roi
trouve, que vous parlez fort bien, mais que vous ecrivez
tres-mal, welchen Fehler er denn seiner Geschwindigkeit
und Ungedult zuschrieb, Sonst erzehlete er eine weitläuffige

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[0128] 59 die Kugel ihm wider zurück auf die Hand geprellet, und habe ihm eine schmertzliche Contusion verursachet, da es also recht geheißen: womit man sündiget, damit wird man gestraft. Von dem großen General Turenne beachte er dieses particulare bey, daß derselbe zu seinen Soldaten bey Gelegenheit einer bevorstehenden Expedition imer gesaget: mes enfans je ne vous demande que le sens commun, welches er ihnen also erkläret: der sens commun bringe es mit sich, daß derjeni- ge, der vor seinem Feind fliehe, sich weit größerer Gefahr exponiere, als der festen Fuß halte, weil dieser letztere immer noch im Stande sey, sich zu defendiren, und den Feind in eini- ger Furcht zu erhalten, welcher doppelte Vortheil aber durch die Flucht schlechterdings aufgehoben werde. Als man ihm heim- lich sagte, was jemand von einem gewißen Herrn geur- theilet, daß derselbe nehmlich bey ietzigen Conjuncturen das meiste thun könne si n’êtoit pas trop petit maitre et trop philosophe, lachte er darüber hertzlich, und versicherte, daß man hier in Franckreich ohngefähr eben dieses Urtheil fälle. Das Final des gantzen politischen discourses machte er mit der Versicherung, daß Franckreich, als Garant des West- phählischen Friedens, die Freyheit der teutschen Stände auch bey ietzigen Zeiten werde zu erhalten suchen. Beym Abschied küßte er Illmum und sagte, als ihm dagegen die Hand geküßet wurde, vous êtes trop bon, bat uns auch, ie fleißig wider zu kommen. Unsre Tour ging von hier zu dem Printzen von Schwartzburg, woselbst wir den Graf Stahrenberg und den Bar. Rotenhan antrafen. Der erstere ist auf Reisen, und schei- net ziemlich wild zu seyn, auch fand sich der Erb-Printz von Darmstadt ein. Nach einem kurtzen Aufenthalt, begaben wir uns zu der Marquise de Montbrun, konten sie aber, wegen anhaltender Kranckheit, dismal nicht sprechen, passire- ten also den Überrest des Abends bey dem Abbé de Ferrus und dem Duc de Gesvres. Bey dem letzteren trafen wir auch den Comte de Chabane, Comte de Polignac, Mons: de Turgot und 3 Dames an. Der Duc bekam ein Antworts-Schrei- ben von Versailles, daraus er diese Worte verlaß: le Roi trouve, que vous parlez fort bien, mais que vous ecrivez tres-mal, welchen Fehler er denn seiner Geschwindigkeit und Ungedult zuschrieb, Sonst erzehlete er eine weitläuffige

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/128>, abgerufen am 26.11.2024.