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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Auch ließ er beyläufig mit einfließen, daß, nach der acquisition von Lotharin
gen
, der König nunmehro im Stande sey, eine Armee von 80000 Mann
bis vor Mayntz rücken zu laßen, ohne daß Jemand in solchem Marsch
ihn hindern könne, und dabey dennoch alle seine Grentz-Festungen und
Magazine vollkommen versorgt zu behalten. Von der Kayser-Wahl wolte
er mit mit großer Gewisheit behaupten, daß solche über 6 Wochen nicht
dauern, und Teutschland sodann einen unstreitigen Kayser haben
würde. Von dem Subjecto aber, welches erwehlet werden möchte, wolte
er seine Vermuthung nicht von sich sagen. So viel aber hielt er
vor ausgemacht, daß, wenn die Wahl den Hertzog von Lotharingen
treffen solte, die pragmatische Sanction nothwendig über den
Hauffen gehen müße, um dem teutschen Kayser dadurch auf
alle ungewiße, und doch mögliche Fälle den nötigen Unterhalt
und Soutient zu verschaffen. Bey der Madame Montbrun trafen wir,
außer ihrem Gemahl, den geheimbden Kriegs-Rath Fritsch und
den Monsieur de la Faye an, welcher letztere von seinen Gütern
heute hier angelanget, und an die Schwester-Tochter des Marquis
de Montbrun Mademoiselle de Saintauban verheirathet ist.
Herr Fritsch versicherte, daß die letzt hier Spargirte Nachricht, als ob
ein Chur-Sächsisches corps trouppen beordert wäre, die Preußen
in Schlesien zu observiren, grund falsch sey. Der König von Preußen
habe noch nicht deutlich declariret, was eigentlich seine Absicht
seyn möchte. Wenn solche declaration erfolge, so könne man
darauf alsdann erst resolviren, was zu thun oder zu laßen sey.
Der Discours fiel, auf des Marquis de Montbrun Veranlaßung,
endlich auf die Gräflich Reußische Historie, und besonders auf den Burg-
grafen von Meißen
, der Oberster Canzler gewesen. Diesem, meinte
Herr Fritsch, sey das Gräflich Reußische Haus große Obligation schuldig,
weil er daßelbe von dem Chur-Haus Sachsen, dem es vorher Sujet
gewesen, loß gemacht. Illustrissimus replicireten gantz modest, daß der
ehemalige Sächsische Nexus keine Subjection involviret habe, sondern
eine Reichs-Affair Lehnschaft gewesen sey, wie die ietzige Böhmische,
welche der Reichs-immedietaet im geringsten nicht praejudicire.
Der Marquis de Montbrun fuhr hierüber auf, und fragte Herrn
Fritschen
: comment, Monsieur, la maison de Reuss n'est elle pas
Souveraine? und der Monsieur de la Faye, welcher in Leipzig studiret,
redete drein, Monsieur Mascow m'a dit lui meme, que la maison
de Reuss est des plus illustres et das plus anciennes de l'Almagne, et que
Messieurs les Comtes sonst souverains chez eux, worauf Monsieur Fritsch
antwortete: oui, je ne vous dis pas le contraire, ils sont souverains,
mais je parlois du vieux tems, worauf denn unser Seits fernere
kurtzmöglichste Erläuterung gegeben und der Discours mit guter Art auf

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Auch ließ er beyläufig mit einfließen, daß, nach der acquisition von Lotharin
gen
, der König nunmehro im Stande sey, eine Armee von 80000 Mann
bis vor Mayntz rücken zu laßen, ohne daß Jemand in solchem Marsch
ihn hindern könne, und dabey dennoch alle seine Grentz-Festungen und
Magazine vollkommen versorgt zu behalten. Von der Kayser-Wahl wolte
er mit mit großer Gewisheit behaupten, daß solche über 6 Wochen nicht
dauern, und Teutschland sodann einen unstreitigen Kayser haben
würde. Von dem Subjecto aber, welches erwehlet werden möchte, wolte
er seine Vermuthung nicht von sich sagen. So viel aber hielt er
vor ausgemacht, daß, wenn die Wahl den Hertzog von Lotharingen
treffen solte, die pragmatische Sanction nothwendig über den
Hauffen gehen müße, um dem teutschen Kayser dadurch auf
alle ungewiße, und doch mögliche Fälle den nötigen Unterhalt
und Soutient zu verschaffen. Bey der Madame Montbrun trafen wir,
außer ihrem Gemahl, den geheimbden Kriegs-Rath Fritsch und
den Monsieur de la Faye an, welcher letztere von seinen Gütern
heute hier angelanget, und an die Schwester-Tochter des Marquis
de Montbrun Mademoiselle de Saintauban verheirathet ist.
Herr Fritsch versicherte, daß die letzt hier Spargirte Nachricht, als ob
ein Chur-Sächsisches corps trouppen beordert wäre, die Preußen
in Schlesien zu observiren, grund falsch sey. Der König von Preußen
habe noch nicht deutlich declariret, was eigentlich seine Absicht
seyn möchte. Wenn solche declaration erfolge, so könne man
darauf alsdann erst resolviren, was zu thun oder zu laßen sey.
Der Discours fiel, auf des Marquis de Montbrun Veranlaßung,
endlich auf die Gräflich Reußische Historie, und besonders auf den Burg-
grafen von Meißen
, der Oberster Canzler gewesen. Diesem, meinte
Herr Fritsch, sey das Gräflich Reußische Haus große Obligation schuldig,
weil er daßelbe von dem Chur-Haus Sachsen, dem es vorher Sujet
gewesen, loß gemacht. Illustrissimus replicireten gantz modest, daß der
ehemalige Sächsische Nexus keine Subjection involviret habe, sondern
eine Reichs-Affair Lehnschaft gewesen sey, wie die ietzige Böhmische,
welche der Reichs-immedietaet im geringsten nicht praejudicire.
Der Marquis de Montbrun fuhr hierüber auf, und fragte Herrn
Fritschen
: comment, Monsieur, la maison de Reuss n'est elle pas
Souveraine? und der Monsieur de la Faye, welcher in Leipzig studiret,
redete drein, Monsieur Mascow m’a dit lui meme, que la maison
de Reuss est des plus illustres et das plus anciennes de l’Almagne, et que
Messieurs les Comtes sonst souverains chez eux, worauf Monsieur Fritsch
antwortete: oui, je ne vous dis pas le contraire, ils sont souverains,
mais je parlois du vieux tems, worauf denn unser Seits fernere
kurtzmöglichste Erläuterung gegeben und der Discours mit guter Art auf

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[0134] 62 Auch ließ er beyläufig mit einfließen, daß, nach der acquisition von Lotharin gen, der König nunmehro im Stande sey, eine Armee von 80000 Mann bis vor Mayntz rücken zu laßen, ohne daß Jemand in solchem Marsch ihn hindern könne, und dabey dennoch alle seine Grentz-Festungen und Magazine vollkommen versorgt zu behalten. Von der Kayser-Wahl wolte er mit mit großer Gewisheit behaupten, daß solche über 6 Wochen nicht dauern, und Teutschland sodann einen unstreitigen Kayser haben würde. Von dem Subjecto aber, welches erwehlet werden möchte, wolte er seine Vermuthung nicht von sich sagen. So viel aber hielt er vor ausgemacht, daß, wenn die Wahl den Hertzog von Lotharingen treffen solte, die pragmatische Sanction nothwendig über den Hauffen gehen müße, um dem teutschen Kayser dadurch auf alle ungewiße, und doch mögliche Fälle den nötigen Unterhalt und Soutient zu verschaffen. Bey der Mad. Montbrun trafen wir, außer ihrem Gemahl, den geheimbden Kriegs-Rath Fritsch und den Mr: de la Faye an, welcher letztere von seinen Gütern heute hier angelanget, und an die Schwester-Tochter des Marquis de Montbrun Mademoiselle de Saintauban verheirathet ist. Hl: Fritsch versicherte, daß die letzt hier Spargirte Nachricht, als ob ein Chur-Sächsisches corps trouppen beordert wäre, die Preußen in Schlesien zu observiren, grund falsch sey. Der König von Preußen habe noch nicht deutlich declariret, was eigentlich seine Absicht seyn möchte. Wenn solche declaration erfolge, so könne man darauf alsdann erst resolviren, was zu thun oder zu laßen sey. Der Discours fiel, auf des Marquis de Montbrun Veranlaßung, endlich auf die Gräfl: Reußische Historie, und besonders auf den Burg- grafen von Meißen, der Oberster Canzler gewesen. Diesem, meinte Hl: Fritsch, sey das Gräfl: Reußische Haus große Obligation schuldig, weil er daßelbe von dem Chur-Haus Sachsen, dem es vorher Sujet gewesen, loß gemacht. Illmus replicireten gantz modest, daß der ehemalige Sächsl: Nexus keine Subjection involviret habe, sondern eine Reichs-Affair Lehnschaft gewesen sey, wie die ietzige Böhmische, welche der Reichs-immedietaet im geringsten nicht praejudicire. Der Marquis de Montbrun fuhr hierüber auf, und fragte Hl: Fritschen: comment, Monsieur, la maison de Reuss n'est elle pas Souveraine? und der Mr: de la Faye, welcher in Leipzig studiret, redete drein, Monsieur Mascow m’a dit lui meme, que la maison de Reuss est des plus illustres et das plus anciennes de l’Almagne, et que Messieurs les Comtes sonst souverains chez eux, worauf Hl: Fritsch antwortete: oui, je ne vous dis pas le contraire, ils sont souverains, mais je parlois du vieux tems, worauf denn unser Seits fernere kurtzmöglichste Erläuterung gegeben und der Discours mit guter Art auf

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/134>, abgerufen am 26.11.2024.