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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Monsieur de Montauban ein, welcher Chambellan bey dem Duc d'Orleans u[unleserliches Material]
mit dem Montbrunischen Hause gleichfals nahe verwandt ist. Er scheint
in der Litterature auch nicht unwißend zu seyn, wie er denn den
Ursprung des Aus drucks Regiment de la calote dahero deducirete, daß
unter dem König Johanne die Methode bekannt worden, wahnwitzige
Leute durch Aufsetzung gewißer bleyerner Calotten zu curiren.
Von der Zeit an nun habe man diese Satyrische Redens-Art immer
häufig gebraucht und heißen also Regiment de la calote nichts anders
als was man nach der bekanten teutschen Invention durch des Narren-
Schiff
oder durch den Karren voller Narren andeuten wollen. Aus
welcher Nachricht denn das jenige verbeßert werden kan, was im
letzt vorigen Diario sub dato d 25 Januar von dieser Materie geschrieben
worden. Wir fuhren von hier nach der Marquise de Montbrun.
Weil sie aber auf Einrathen der Medicorum sich heute zum
erstenmal wider der Luft exponiren, und mit ihren Cammer-Wei-
bern eine kleine Spatzierfarth thun wolte, so führten Illustrissimum
sie nur auf den Wagen herunter, und wir begleiteten den Prin-
tzen von Schwartburg
, welcher sich eben vor dem Montbrunischen
Hause zur Visite einfand, nach dem Duc de Gesvres, woselbst die
Gesellschaft gantz zahlreich, iedoch von Dames Niemand, als die
Comtesse de Treme gegenwärtig war. Dem 6 jährigen Sohn dieser
letztern wurde, in Gegenwart der gantzen Gesellschaft, von
seinem Tantzmeister lection gegeben, und ihm dismal der Gan[unleserliches Material]
und Reverentz, nebst dem Hut abnehmen und aufsetzen beyge-
bracht. Von dem vorgegebenen Absterben des Chur-Fürsten von
Mayntz
hatte der Duc nunmehro zuverläßige Nachricht, daß solche
gantz ungegründet sey.

Den 31 Januar

Vormittags kam der Printz von Schwartzburg nebst dem Herrn von Herten-
berg
zu uns, und nahmen wegen der morgenden gemeinschaftlichen
Reise nach Versailles Final-Abrede. Nachmittags fuhren wir zur
Duchesse de la Tremouille und denen Printzen von Darmstadt
weil aber von ihnen Niemand zu Hause angetroffen wurde,
stiegen wir auf etliche Minuten beym Printz von Schwartzburg
ab, und nahmen sodann unsern Weg nach dem Monsieur de Ferrus
(welcher uns gröstentheils von des Comte de Belisle Meriten und
seinem in Franckfurt zu haltenden prächtigen Einzug vieles
zu erzehlen wuste) von der aber nach die Marquise de Mont-
brun
, allwo sich auch der Monsieur de Saintauban einfand. Wir
erfuhren von derselben, daß in hiesiger Provintz eine Frau ihrem
Mann per testamentum nichts vermachen könne, und er sich mit dem
in Ehepacten ausgesetzten begnügen laßen, nach dem Tode aber die

Monsieur de Montauban ein, welcher Chambellan bey dem Duc d’Orleans u[unleserliches Material]
mit dem Montbrunischen Hause gleichfals nahe verwandt ist. Er scheint
in der Litterature auch nicht unwißend zu seyn, wie er denn den
Ursprung des Aus drucks Regiment de la calote dahero deducirete, daß
unter dem König Johanne die Methode bekannt worden, wahnwitzige
Leute durch Aufsetzung gewißer bleyerner Calotten zu curiren.
Von der Zeit an nun habe man diese Satyrische Redens-Art immer
häufig gebraucht und heißen also Regiment de la calote nichts anders
als was man nach der bekanten teutschen Invention durch des Narren-
Schiff
oder durch den Karren voller Narren andeuten wollen. Aus
welcher Nachricht denn das jenige verbeßert werden kan, was im
letzt vorigen Diario sub dato d 25 Januar von dieser Materie geschrieben
worden. Wir fuhren von hier nach der Marquise de Montbrun.
Weil sie aber auf Einrathen der Medicorum sich heute zum
erstenmal wider der Luft exponiren, und mit ihren Cammer-Wei-
bern eine kleine Spatzierfarth thun wolte, so führten Illustrissimum
sie nur auf den Wagen herunter, und wir begleiteten den Prin-
tzen von Schwartburg
, welcher sich eben vor dem Montbrunischen
Hause zur Visite einfand, nach dem Duc de Gesvres, woselbst die
Gesellschaft gantz zahlreich, iedoch von Dames Niemand, als die
Comtesse de Trême gegenwärtig war. Dem 6 jährigen Sohn dieser
letztern wurde, in Gegenwart der gantzen Gesellschaft, von
seinem Tantzmeister lection gegeben, und ihm dismal der Gan[unleserliches Material]
und Reverentz, nebst dem Hut abnehmen und aufsetzen beyge-
bracht. Von dem vorgegebenen Absterben des Chur-Fürsten von
Mayntz
hatte der Duc nunmehro zuverläßige Nachricht, daß solche
gantz ungegründet sey.

Den 31 Januar

Vormittags kam der Printz von Schwartzburg nebst dem Herrn von Herten-
berg
zu uns, und nahmen wegen der morgenden gemeinschaftlichen
Reise nach Versailles Final-Abrede. Nachmittags fuhren wir zur
Duchesse de la Tremouille und denen Printzen von Darmstadt
weil aber von ihnen Niemand zu Hause angetroffen wurde,
stiegen wir auf etliche Minuten beym Printz von Schwartzburg
ab, und nahmen sodann unsern Weg nach dem Monsieur de Ferrus
(welcher uns gröstentheils von des Comte de Belisle Meriten und
seinem in Franckfurt zu haltenden prächtigen Einzug vieles
zu erzehlen wuste) von der aber nach die Marquise de Mont-
brun
, allwo sich auch der Monsieur de Saintauban einfand. Wir
erfuhren von derselben, daß in hiesiger Provintz eine Frau ihrem
Mann per testamentum nichts vermachen könne, und er sich mit dem
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[0143] Mr: de Montauban ein, welcher Chambellan bey dem Duc d’Orleans u_ mit dem Montbrunischen Hause gleichfals nahe verwandt ist. Er scheint in der Litterature auch nicht unwißend zu seyn, wie er denn den Ursprung des Aus drucks Regiment de la calote daher deducirete, daß unter dem König Johanne die Methode bekannt worden, wahnwitzige Leute durch Aufsetzung gewißer bleyerner Calotten zu curiren. Von der Zeit an nun habe man diese Satyrische Redens-Art immer häufig gebraucht u. heißen also Regiment de la calote nichts anders als was man nach der bekanten teutschen Invention durch des Narren- Schiff oder durch den Karren voller Narren andeuten wollen. Aus welcher Nachricht denn das jenige verbeßert werden kan, was im letzt vorigen Diario sub dato d 25 Jan: von dieser Materie geschrieben worden. Wir fuhren von hier nach der Marquise de Montbrun. Weil sie aber auf Einrathen der Medicorum sich heute zum erstenmal wider der Luft exponiren, und mit ihren Cammer-Wei- bern eine kleine Spatzierfarth thun wolte, so führten Illmum sie nur auf den Wagen herunter, und wir begleiteten den Prin- tzen von Schwartburg, welcher sich eben vor dem Montbrunischen Hause zur Visite einfand, nach dem Duc de Gesvres, woselbst die Gesellschaft gantz zahlreich, iedoch von Dames Niemand, als die Comtesse de Trême gegenwärtig war. Dem 6 jährigen Sohn dieser letztern wurde, in Gegenwart der gantzen Gesellschaft, von seinem Tantzmeister lection gegeben, und ihm dismal der Gan_ und Reverentz, nebst dem Hut abnehmen und aufsetzen beyge- bracht. Von dem vorgegebenen Absterben des Chur-Fürsten von Mayntz hatte der Duc nunmehro zuverläßige Nachricht, daß solche gantz ungegründet sey. Den 31 Jan: Vormittags kam der Printz von Schwartzburg nebst dHl. v. Herten- berg zu uns, u. nahmen wegen der morgenden gemeinschaftl: Reise nach Versailles Final-Abrede. Nachmittags fuhren wir zur Duchesse de la Tremouille und denen Printzen von Darmstadt weil aber von ihnen Niemand zu Hause angetroffen wurde, stiegen wir auf etliche Minuten beym Printz von Schwartzburg ab, und nahmen sodann unsern Weg nach dem Mr: de Ferrus (welcher uns gröstentheils von des Comte de Belisle Meriten u. seinem in Franckfurt zu haltenden prächtigen Einzug vieles zu erzehlen wuste) von der aber nach die Marquise de Mont- brun, allwo sich auch der Mr. de Saintauban einfand. Wir erfuhren von derselben, daß in hiesiger Provintz eine Fr: ihrem Mann per testamentum nichts vermachen könne, u. er sich mit dem in Ehepacten ausgesetzten begnügen laßen, nach dem Tode aber die

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/143>, abgerufen am 25.11.2024.