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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Die Bedienung geschahe durch 3 Officiers du Roi, welche vor der Tafel dem
König und der Königin gegen über placiret waren, und bey iedweden
Eßen einen reinen Teller nebst dergleichen Meßer und Gabel überreichten so
auch alles Geträncke credentzten, doch wurde das Geträncke nur dem König
und der Königin auf Credentz-Tellers, der Madame de France aber auf einem
schlechten Teller praesentiret. Gesundheiten wurden nicht getruncken, außer
daß die Königin solches an die Madame, iedoch nur gleichsam in cognito
und mit einer freundlichen mine that. Der Umstand um die Tafel war außer-
ordentlich zahlreich. Der König entretinirte sich meistentheils mit der Duchesse
de Talard
. Das Desert warteten wir nicht ab, sondern nahmen das Mittags-
Brodt mit dem Printz von Schwartzburg in unserm Quartier ein. Gegen
Abend gaben wir der Madame d'Amelot, welche bey Hofe logiret, mit
dem Printzen die Visite, welche wir über dem Spiel antrafen, doch aber
auch zugleich von ihr mit allerhand indifferenten Discourssen unterhalten
und beym Abschied bis an die Thüre begleitet wurden. Die übrige Zeit
bis um 6 Uhr wurde bey der Duchesse de Chatillon, welche mit dem mittel
sten Printzen von Darmstadt und andern spielete, zugebracht. Um
ietzt gedachte Stunde aber ging die gantze Gesellschaft in die Zimmer
der Königin, woselbst der Dauphin mit seinem Hofmeister dem Duc
de Chatillon
sich auch befand, und von der Frau Mutter ungemein tendre
und freundlich tractiret wurde, dagegen er sich denn hinwiederum auf
alle Weise zu zu thun wuste. Unter andern legte sie ihm die Hand auf
die Schulter, er aber seinen Backen auf ihre Hand. Der Duc de Bouillon
praesentirete seinen zukünftigen Schwieger-Sohn den prince de Monaco
an die Königin, welche mit beyden sehr freundlich that, der Duc aber Illustrissimum
en passant aufs höflichste embrassirte. Als der Dauphin sie beurlaubte
begleiteten wir selbigen in sein Zimmer, woselbst auch seine Schwestern
nebst andern Dames, desgleichen der Duc de Chartre, der Erb-Printz von Darm-
stadt
, prince de Monaco und einige andere Herren sich einfanden. 3 Vio-
linen, iedoch ohne Baß, machten eine Music, und der Dauphin tantzete
mit einer Schwester nach der andern ein Menuet, dem dann der
Duc de Chartre mit der jüngsten und der Erb-Printz von Darmstadt
mit der ältesten Princessin nachfolgeten. Wie denn, wenn gesagt
wird, daß die Mesdames de France nur mit Printzen von Geblüt
und was dem gleich geachtet wird, oder mit Ducs tantzen dürffen,
solches nur von der Menuet zu verstehen ist; dahingegen bey denen
contre danses auch andere Personen von Condition zu dieser vermeinten
Ehre gelangen können. Wie denn, nach denen beschloßenen Menuets, etliche
solche contredanses gehalten, und dabey diejenigen, welche von denen
Anwesenden dazu Lust hatten, admittiret wurden. Um 9 Uhr ging der
Dauphin zur Tafel, und zwar vor seinen Schwestern zur Thür hinaus.
Doch wurde nur eine Suppe 2 Braten-Teller und ein kleines Desert ser-
viret, er nahm auch weiter nichts, als etwas Suppe und Gelee auf Brodt ge-
schmiret zu sich. Wir gingen von hier wiederum in der Königin Zimmer,
und sahen sie an Cavagniol spielen, an welchem aber Niemand von unsrer
Gesellschaft, als die 2 jüngsten Printzen von Darmstadt Antheil nahmen, auch
50 Louisd'or verlohren. Statt der ehemals gedachten Löffel, werden hier zu
Herbeyziehung des Geldes gewiße Machinen gebraucht, welche saubere höltzerne

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Die Bedienung geschahe durch 3 Officiers du Roi, welche vor der Tafel dem
König und der Königin gegen über placiret waren, und bey iedweden
Eßen einen reinen Teller nebst dergleichen Meßer und Gabel überreichten so
auch alles Geträncke credentzten, doch wurde das Geträncke nur dem König
und der Königin auf Credentz-Tellers, der Madame de France aber auf einem
schlechten Teller praesentiret. Gesundheiten wurden nicht getruncken, außer
daß die Königin solches an die Madame, iedoch nur gleichsam in cognito
und mit einer freundlichen mine that. Der Umstand um die Tafel war außer-
ordentlich zahlreich. Der König entretinirte sich meistentheils mit der Duchesse
de Talard
. Das Desert warteten wir nicht ab, sondern nahmen das Mittags-
Brodt mit dem Printz von Schwartzburg in unserm Quartier ein. Gegen
Abend gaben wir der Madame d’Amelot, welche bey Hofe logiret, mit
dem Printzen die Visite, welche wir über dem Spiel antrafen, doch aber
auch zugleich von ihr mit allerhand indifferenten Discourssen unterhalten
und beym Abschied bis an die Thüre begleitet wurden. Die übrige Zeit
bis um 6 Uhr wurde bey der Duchesse de Chatillon, welche mit dem mittel
sten Printzen von Darmstadt und andern spielete, zugebracht. Um
ietzt gedachte Stunde aber ging die gantze Gesellschaft in die Zimmer
der Königin, woselbst der Dauphin mit seinem Hofmeister dem Duc
de Chatillon
sich auch befand, und von der Frau Mutter ungemein tendre
und freundlich tractiret wurde, dagegen er sich denn hinwiederum auf
alle Weise zu zu thun wuste. Unter andern legte sie ihm die Hand auf
die Schulter, er aber seinen Backen auf ihre Hand. Der Duc de Bouillon
praesentirete seinen zukünftigen Schwieger-Sohn den prince de Monaco
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en passant aufs höflichste embrassirte. Als der Dauphin sie beurlaubte
begleiteten wir selbigen in sein Zimmer, woselbst auch seine Schwestern
nebst andern Dames, desgleichen der Duc de Chartre, der Erb-Printz von Darm-
stadt
, prince de Monaco und einige andere Herren sich einfanden. 3 Vio-
linen, iedoch ohne Baß, machten eine Music, und der Dauphin tantzete
mit einer Schwester nach der andern ein Menuet, dem dann der
Duc de Chartre mit der jüngsten und der Erb-Printz von Darmstadt
mit der ältesten Princessin nachfolgeten. Wie denn, wenn gesagt
wird, daß die Mesdames de France nur mit Printzen von Geblüt
und was dem gleich geachtet wird, oder mit Ducs tantzen dürffen,
solches nur von der Menuet zu verstehen ist; dahingegen bey denen
contre danses auch andere Personen von Condition zu dieser vermeinten
Ehre gelangen können. Wie denn, nach denen beschloßenen Menuets, etliche
solche contredanses gehalten, und dabey diejenigen, welche von denen
Anwesenden dazu Lust hatten, admittiret wurden. Um 9 Uhr ging der
Dauphin zur Tafel, und zwar vor seinen Schwestern zur Thür hinaus.
Doch wurde nur eine Suppe 2 Braten-Teller und ein kleines Desert ser-
viret, er nahm auch weiter nichts, als etwas Suppe und Gelée auf Brodt ge-
schmiret zu sich. Wir gingen von hier wiederum in der Königin Zimmer,
und sahen sie an Cavagniol spielen, an welchem aber Niemand von unsrer
Gesellschaft, als die 2 jüngsten Printzen von Darmstadt Antheil nahmen, auch
50 Louisd’or verlohren. Statt der ehemals gedachten Löffel, werden hier zu
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[0148] 69 Die Bedienung geschahe durch 3 Officiers du Roi, welche vor der Tafel dem König und der Königin gegen über placiret waren, u. bey iedweden Eßen einen reinen Teller nebst dergl: Meßer u. Gabel überreichten so auch alles Geträncke credentzten, doch wurde das Geträncke nur dem König u der Königin auf Credentz-Tellers, der Madame de France aber auf einem schlechten Teller praesentiret. Gesundheiten wurden nicht getruncken, außer daß die Königin solches an die Madame, iedoch nur gleichsam in cognito und mit einer freundl: mine that. Der Umstand um die Tafel war außer- ordentlich zahlreich. Der König entretinirte sich meistentheils mit der Duchesse de Talard. Das Desert warteten wir nicht ab, sondern nahmen das Mittags- Brodt mit dem Printz von Schwartzburg in unserm Quartier ein. Gegen Abend gaben wir der Madame d’Amelot, welche bey Hofe logiret, mit dem Printzen die Visite, welche wir über dem Spiel antrafen, doch aber auch zugleich von ihr mit allerhand indifferenten Discourssen unterhalten und beym Abschied bis an die Thüre begleitet wurden. Die übrige Zeit bis um 6 Uhr wurde bey der Duchesse de Chatillon, welche mit dem mittel sten Printzen von Darmstadt und andern spielete, zugebracht. Um ietzt gedachte Stunde aber ging die gantze Gesellschaft in die Zimmer der Königin, woselbst der Dauphin mit seinem Hofmeister dem Duc de Chatillon sich auch befand, und von der Fr: Mutter ungemein tendre u. freundl: tractiret wurde, dagegen er sich denn hinwiederum auf alle Weise zu zu thun wuste. Unter andern legte sie ihm die Hand auf die Schulter, er aber seinen Backen auf ihre Hand. Der Duc de Bouillon praesentirete seinen zukünftigen Schwieger-Sohn den prince de Monaco an die Königin, welche mit beyden sehr freundlich that, der Duc aber Illmum en passant aufs höflichste embrassirte. Als der Dauphin sie beurlaubte begleiteten wir selbigen in sein Zimmer, woselbst auch seine Schwestern nebst andern Dames, desgl: der Duc de Chartre, der Erb-Printz von Darm- stadt, prince de Monaco u. einige andere Hhln sich einfanden. 3 Vio- linen, iedoch ohne Baß, machten eine Music, und der Dauphin tantzete mit einer Schwester nach der andern ein Menuet, dem dann der Duc de Chartre mit der jüngsten und der Erb-Printz von Darmstadt mit der ältesten Princessin nachfolgeten. Wie denn, wenn gesagt wird, daß die Mesdames de France nur mit Printzen von Geblüt und was dem gleich geachtet wird, oder mit Ducs tantzen dürffen, solches nur von der Menuet zu verstehen ist; dahingegen bey denen contre danses auch andere Personen von Condition zu dieser vermeinten Ehre gelangen können. Wie denn, nach denen beschloßenen Menuets, etliche solche contredanses gehalten, und dabey diejenigen, welche von denen Anwesenden dazu Lust hatten, admittiret wurden. Um 9 Uhr ging der Dauphin zur Tafel, u. zwar vor seinen Schwestern zur Thür hinaus. Doch wurde nur eine Suppe 2 Braten-Teller und ein kleines Desert ser- viret, er nahm auch weiter nichts, als etwas Suppe und Gelée auf Brodt ge- schmiret zu sich. Wir gingen von hier wiederum in der Königin Zimmer, u. sahen sie an Cavagniol spielen, an welchem aber Niemand von unsrer Gesellschaft, als die 2 jüngsten Printzen von Darmstadt Antheil nahmen, auch 50 Louisd’or verlohren. Statt der ehemals gedachten Löffel, werden hier zu Herbeyziehung des Geldes gewiße Machinen gebraucht, welche saubere höltzerne

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/148>, abgerufen am 24.11.2024.