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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Stiele haben, ferner aber mit Silber beschlagen sind, und einer Ofen-Kr[unleserliches Material]
ähnlich sehen. Nach aufgehobenem Spiel, fand sich der König zur Visite bey
der Königin ein, und thaten beyde gegen einander, vor dem Camin stehend
sehr freundlich und vertraut. Weil nun das Soupe der Königin gebracht
wurde, und Niemand frembdes bey demselben zu assistiren pfleget, so
decampirten wir nach unserm Logis, und nahmen von da nebst dem
Printz von Schwartzburg unsern Rückweg nach Paris, woselbst wir auch
um Mitternacht gantz glücklich u. gesund anlangten, und erfuhren, daß wäh-
rend unsrer Abwesenheit der Graf Tessin zur Gegen-Visite in un-
serm Hotel gewesen.

Den 3 Februar

Fuhren wir vormittags zur Marquise de Montbrun, trafen sie aber
wegen eines ihr zugestoßenen Recidkos im Bette an, konten also sehr
wenig mit ihr reden. Nachmittags waren unsre Aus farthen nach dem
Brigardier Appelgrün, der Duchesse de Tremouille und dem Duc de Bouillon
vergeblich, wurde also der Uberrest des Tages und Abends 1) bey dem Päbstlichen
Nuncio
, 2) bey dem Graf Tessin u. 3) bey dem Duc de Gesvres zugebracht.
Bey dem ersten trafen wir den Eveque de Quebeck an, welcher ein
alter munterer Mann, aber, seiner eignen Erzehlung nach, noch nie
malen in dieser seiner Bischöflichen: Residentz gewesen ist. Indeßen referi-
rete er, daß dortiges clima vor frembde sehr ungesund sey, und sonderlich
ein gantz unverhoft kommender Graupel oder Stöper-Schnee die Ein-
wohner dergestalt in ihre Häuser einschließe, daß weder aus noch ein
zu kommen. Bey dem Graf Tessin war eine ziemliche Anzahl Schwedischer
Herrn, unter andern ein Graf von Fersen, gegenwärtig. Tessin war
nebst seiner Gemahlin und der Mademoiselle de Spaar sehr freundlich
und höflich, und wurde das Compliment von dem Graf Lynarschen
Hause sehr wohl aufgenommen, die Discourse aber waren nach der hiesi-
gen allgemeinen Weise von denen sogenannten Pariser Divertisse
ments. Wie denn in diesem Hause alles groß und a la Parisienne
eingerichtet, auch das Frauenzimmer (bemackelt) bemahlet ist. Beym
Duc de Gesvres fanden wir seinen Bruder den Eveque de Beauvais
und noch einen andern Bischof in partibus und viele andre Herrn. Mit einem
anwesenden gelehrten Abbe war mancherley nützliches zu sprechen
und urtheilete er von denen Schriften des bekannten Mainbourg qu'il eto[unleserliches Material]
grand menteur. Bey spätem Abend hatten wir, nach der Retour in unser
Hotel, noch von dem Printzen von Schwartburg und sodann auch von
dem Marquis de Montbrun Visite, welcher letztere dasjenige, was
in vorigem Diario von dem auf einem gewißen Camin gefundenen
Zettel gemeldet worden, als wahrhaftig bekräftigte. Auch kam uns
heute noch folgende Satyre zu Handen, welche auf die den Comte de
Belisle
nach Franckfurt begleitende junge frantzösische Herren gemacht

Grand Cardinal! La voix publique
Vers la Nation Germanique
Nomme avec vous Ambassadeur
Ce Citoyen, cet homme unique
Ce grand Guerrier, ce Politique,
Dont le choix vous fait tant d'honneur:

Stiele haben, ferner aber mit Silber beschlagen sind, und einer Ofen-Kr[unleserliches Material]
ähnlich sehen. Nach aufgehobenem Spiel, fand sich der König zur Visite bey
der Königin ein, und thaten beyde gegen einander, vor dem Camin stehend
sehr freundlich und vertraut. Weil nun das Soupe der Königin gebracht
wurde, und Niemand frembdes bey demselben zu assistiren pfleget, so
decampirten wir nach unserm Logis, und nahmen von da nebst dem
Printz von Schwartzburg unsern Rückweg nach Paris, woselbst wir auch
um Mitternacht gantz glücklich u. gesund anlangten, und erfuhren, daß wäh-
rend unsrer Abwesenheit der Graf Tessin zur Gegen-Visite in un-
serm Hôtel gewesen.

Den 3 Februar

Fuhren wir vormittags zur Marquise de Montbrun, trafen sie aber
wegen eines ihr zugestoßenen Recidkos im Bette an, konten also sehr
wenig mit ihr reden. Nachmittags waren unsre Aus farthen nach dem
Brigardier Appelgrün, der Duchesse de Tremouille und dem Duc de Bouillon
vergeblich, wurde also der Uberrest des Tages und Abends 1) bey dem Päbstlichen
Nuncio
, 2) bey dem Graf Tessin u. 3) bey dem Duc de Gesvres zugebracht.
Bey dem ersten trafen wir den Evêque de Quebeck an, welcher ein
alter munterer Mann, aber, seiner eignen Erzehlung nach, noch nie
malen in dieser seiner Bischöflichen: Residentz gewesen ist. Indeßen referi-
rete er, daß dortiges clima vor frembde sehr ungesund sey, und sonderlich
ein gantz unverhoft kommender Graupel oder Stöper-Schnee die Ein-
wohner dergestalt in ihre Häuser einschließe, daß weder aus noch ein
zu kommen. Bey dem Graf Tessin war eine ziemliche Anzahl Schwedischer
Herrn, unter andern ein Graf von Fersen, gegenwärtig. Tessin war
nebst seiner Gemahlin und der Mademoiselle de Spaar sehr freundlich
und höflich, und wurde das Compliment von dem Graf Lynarschen
Hause sehr wohl aufgenommen, die Discourse aber waren nach der hiesi-
gen allgemeinen Weise von denen sogenannten Pariser Divertisse
ments. Wie denn in diesem Hause alles groß und à la Parisienne
eingerichtet, auch das Frauenzimmer (bemackelt) bemahlet ist. Beym
Duc de Gesvres fanden wir seinen Bruder den Eveque de Beauvais
und noch einen andern Bischof in partibus und viele andre Herrn. Mit einem
anwesenden gelehrten Abbé war mancherley nützliches zu sprechen
und urtheilete er von denen Schriften des bekannten Mainbourg qu’il eto[unleserliches Material]
grand menteur. Bey spätem Abend hatten wir, nach der Retour in unser
Hôtel, noch von dem Printzen von Schwartburg und sodann auch von
dem Marquis de Montbrun Visite, welcher letztere dasjenige, was
in vorigem Diario von dem auf einem gewißen Camin gefundenen
Zettel gemeldet worden, als wahrhaftig bekräftigte. Auch kam uns
heute noch folgende Satyre zu Handen, welche auf die den Comte de
Belisle
nach Franckfurt begleitende junge frantzösische Herren gemacht

Grand Cardinal! La voix publique
Vers la Nation Germanique
Nomme avec vous Ambassadeur
Ce Citoyen, cet homme unique
Ce grand Guerrier, ce Politique,
Dont le choix vous fait tant d’honneur:

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/149>, abgerufen am 24.11.2024.