Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

Bild:
<< vorherige Seite

Visite bey uns gewesen. Wie denn auch der Erb-Printz von Darmstadt und
Der Darmstädtische Minister von Böhmer gegen Abend zu gleichem Zweck vor
unser Hotel kamen, der hier gewöhnlichen Freyheit nach aber, unsrer
Post-Geschäfte wegen, nicht eingelaßen wurden.

Den 6 Februar

Mittags holeten wir den Printzen von Schwartzburg ab, und speiseten
mit demselben in Gesellschaft des Marquis de Gardouge und eines
Barons von Gersdorff, bey dem Marquis de Montbrun, und wolte der letzte
Nachricht haben, daß der König in Pohlen nomine des Chur Printzen als nächster Agnatis des Oeste-
rreichischen Hauses, die Böhmische Chur-Stimme auf dem Wahl-Tage zu
Franckfurt, nach Innhalt der güldenen Bulle, vertreten laßen
werde. Weil nun die Königin von Böhmen ihre Gesandten gleichfals
zu schicken Willens hätte, beyderley Gesandschaften aber unmöglich
zugleich admittiret werden könten, so hielte er vor ausgemacht, daß der
Termin zum Wahl-Tage so lange aufgeschoben werden würde, bis
man sich dieser Differentz wegen verglichen. Madame de Montbrun,
welche mediciniret hatte, nahm nach der Tafel von der gantzen Ge-
sellschaft die Visite im Bette an. Und als bey Gelegenheit des neben
ihrem Kopf-Küßen hängenden Crucifixes und anderer Reliquien, ein
Religions-Discours auf die Bahn kam, der Baron Gersdorf auch der
Marquise damit die [unleserliches Material]Cour zu machen vermeinte, daß er die
Motiven, wodurch Lutherus zur Reformation bewogen worden, aus
dem Hochmuth und Geitz herleitete, widersprach sie ihm darinn
und behauptete mit Illmo daß ihn wohl hauptsächlich die damalige
abus de la four de Rome dazu veranlaßet, ob sie wohl vor ihre
Person freylich davor hielte, daß er als ein entsprungener
Mönch kein solches Werckzeug gewesen, dem man viel Gutes
zutrauen könte. Wir fuhren von hier zum Abbe Ferrus,
und von der auf die nunmehro angegangene Foire de Sankt Germain,
welche aber, weil fast die Helfte der Boutiquen bey ietziger
nahrloser Zeiten leer stehet, nicht mehr in dem ehemaligen
Lustre ist. Unter denen vorhandenen Curiositaeten waren zwei
ohngefähr 8jährige schöne Knaben, welche auf einem aus gebrei-
tetem Teppich die wundersamsten und recht fürchterliche Contu-
siones machten, daß es nicht anders schiene, als ob alle Gelencke
bloß mit Faden zusammen gehänget wären. Währender
unsrer Abwesenheit waren Monsieur de la Faye, der Graf Schönfeld,
Baron Zech und Herr von Uffel zur Visite in unserm Quartier gewesen.

Den 7 Februar

Früh hatten wir von dem Brigardier Appelgrün Zuspruch und
communicirten ihm zu seinem besondern Vergnügen, unsre Schlesischen
Nachrichten. Er schmälete sehr auf den Commendanten des Schloßes
zu Olau
, daß er sich nicht beßer gewehret, und prophezeihete von
der Preußischen Entreprise einen schlechten Ausgang. Vor die Lutherische
Wahrheit bezeigete er viel Eifer, und sagte, es sey nicht honett
gehandelt, daß Lutherische oder wohl gar reformirte Officiers bey der
Frantzösischen Armee, sich äußerlich catholisch anstelten, um einen
Ludwigs-Orden oder andre, dennoch auch nicht allezeit erfolgende avantage

Visite bey uns gewesen. Wie denn auch der Erb-Printz von Darmstadt und
Der Darmstädtische Minister von Böhmer gegen Abend zu gleichem Zweck vor
unser Hotel kamen, der hier gewöhnlichen Freyheit nach aber, unsrer
Post-Geschäfte wegen, nicht eingelaßen wurden.

Den 6 Februar

Mittags holeten wir den Printzen von Schwartzburg ab, und speiseten
mit demselben in Gesellschaft des Marquis de Gardouge und eines
Barons von Gersdorff, bey dem Marquis de Montbrun, und wolte der letzte
Nachricht haben, daß der König in Pohlen nomine des Chur Printzen als nächster Agnatis des Oeste-
rreichischen Hauses, die Böhmische Chur-Stimme auf dem Wahl-Tage zu
Franckfurt, nach Innhalt der güldenen Bulle, vertreten laßen
werde. Weil nun die Königin von Böhmen ihre Gesandten gleichfals
zu schicken Willens hätte, beyderley Gesandschaften aber unmöglich
zugleich admittiret werden könten, so hielte er vor ausgemacht, daß der
Termin zum Wahl-Tage so lange aufgeschoben werden würde, bis
man sich dieser Differentz wegen verglichen. Madame de Montbrun,
welche mediciniret hatte, nahm nach der Tafel von der gantzen Ge-
sellschaft die Visite im Bette an. Und als bey Gelegenheit des neben
ihrem Kopf-Küßen hängenden Crucifixes und anderer Reliquien, ein
Religions-Discours auf die Bahn kam, der Baron Gersdorf auch der
Marquise damit die [unleserliches Material]Cour zu machen vermeinte, daß er die
Motiven, wodurch Lutherus zur Reformation bewogen worden, aus
dem Hochmuth und Geitz herleitete, widersprach sie ihm darinn
und behauptete mit Illmo daß ihn wohl hauptsächlich die damalige
abus de la four de Rome dazu veranlaßet, ob sie wohl vor ihre
Person freylich davor hielte, daß er als ein entsprungener
Mönch kein solches Werckzeug gewesen, dem man viel Gutes
zutrauen könte. Wir fuhren von hier zum Abbé Ferrus,
und von der auf die nunmehro angegangene Foire de Sankt Germain,
welche aber, weil fast die Helfte der Boutiquen bey ietziger
nahrloser Zeiten leer stehet, nicht mehr in dem ehemaligen
Lustre ist. Unter denen vorhandenen Curiositaeten waren zwei
ohngefähr 8jährige schöne Knaben, welche auf einem aus gebrei-
tetem Teppich die wundersamsten und recht fürchterliche Contu-
siones machten, daß es nicht anders schiene, als ob alle Gelencke
bloß mit Faden zusammen gehänget wären. Währender
unsrer Abwesenheit waren Monsieur de la Faye, der Graf Schönfeld,
Baron Zech und Herr von Uffel zur Visite in unserm Quartier gewesen.

Den 7 Februar

Früh hatten wir von dem Brigardier Appelgrün Zuspruch und
communicirten ihm zu seinem besondern Vergnügen, unsre Schlesischen
Nachrichten. Er schmälete sehr auf den Commendanten des Schloßes
zu Olau
, daß er sich nicht beßer gewehret, und prophezeihete von
der Preußischen Entreprise einen schlechten Ausgang. Vor die Lutherische
Wahrheit bezeigete er viel Eifer, und sagte, es sey nicht honett
gehandelt, daß Lutherische oder wohl gar reformirte Officiers bey der
Frantzösischen Armee, sich äußerlich catholisch anstelten, um einen
Ludwigs-Orden oder andre, dennoch auch nicht allezeit erfolgende avantage

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter">
        <div type="diaryEntry">
          <p><pb facs="#f0153"/>
Visite bey uns gewesen. Wie denn auch der <persName xml:id="TidB14900" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12320">Erb-Printz von Darmstadt</persName> u<unclear reason="covered">nd</unclear><lb/>
Der <persName xml:id="TidB14902" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10086"><choice><abbr>Darmstädtl:</abbr><expan>Darmstädtische</expan></choice> Minister von Böhmer</persName> gegen Abend zu gleichem Zweck vor<lb/>
unser Hotel kamen, der hier gewöhnlichen Freyheit nach aber, unsrer<lb/>
Post-Geschäfte wegen, nicht eingelaßen wurden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="diaryEntry">
          <head rendition="#c">                   Den 6 <choice><abbr>Febr:</abbr><expan>Februar</expan></choice></head><lb/>
          <p>                Mittags holeten wir den <persName xml:id="TidB14904" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12299">Printzen von Schwartzburg</persName> ab, und speiseten<lb/>
mit demselben in Gesellschaft des <persName xml:id="TidB14905" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10107">Marquis de Gardouge</persName> und eines<lb/><persName xml:id="TidB14907" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10136"><choice><abbr>Bar:</abbr><expan>Barons</expan></choice> von Gersdorff</persName>, bey dem <persName xml:id="TidB14908" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10031">Marquis de Montbrun</persName>, <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> wolte der letzte<lb/>
Nachricht haben, daß der <persName xml:id="TidB14915" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12281">König in Pohlen</persName> <add place="superlinear">nomine des Chur Printzen</add> als nächster Agnati<del rendition="#s">s</del> des <name type="subjectIndexTerm" xml:id="TidB14911" corresp="register.xml#regID_502.lemID_12128">Oest<unclear reason="covered">e-</unclear><lb/>
rreichischen Hauses</name>, die Böhmische Chur-Stimme auf dem Wahl-Tage zu<lb/><placeName xml:id="TidB14912" corresp="register.xml#regID_66.lemID_12279">Franckfurt</placeName>, nach Innhalt der <name type="artificialWork" xml:id="TidB14913" corresp="register.xml#regID_41.lemID_12976">güldenen Bulle</name>, vertreten laßen<lb/>
werde. Weil nun die <persName xml:id="TidB14914" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12977">Königin von Böhmen</persName> ihre Gesandten gleichf<unclear reason="covered">als</unclear><lb/>
zu schicken Willens hätte, beyderley Gesandschaften aber unmöglic<unclear reason="covered">h</unclear><lb/>
zugleich admittiret werden könten, so hielte er vor ausgemacht, daß d<unclear reason="covered">er</unclear><lb/>
Termin zum Wahl-Tage so lange aufgeschoben werden würde, b<unclear reason="covered">is</unclear><lb/>
man sich dieser Differentz wegen verglichen. <persName xml:id="TidB14916" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10011">Madame de Montbr<unclear reason="covered">un</unclear></persName>,<lb/>
welche mediciniret hatte, nahm nach der Tafel von der gantzen G<unclear reason="covered">e-</unclear><lb/>
sellschaft die Visite im Bette an. Und als bey Gelegenheit des ne<unclear reason="covered">ben</unclear><lb/>
ihrem Kopf-Küßen hängenden Crucifixes und anderer Reliquien, e<unclear reason="covered">in</unclear><lb/>
Religions-Discours auf die Bahn kam, der <persName xml:id="TidB14917" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10136">Baron Gersdorf</persName> auch der<lb/><persName xml:id="TidB14918" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10011">Marquise</persName> damit die <subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">Cour</add></subst> zu machen vermeinte, daß er die<lb/>
Motiven, wodurch <persName xml:id="TidB14920" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11200" ref="http://d-nb.info/gnd/118575449">Lutherus</persName> zur Reformation bewogen worden, aus<lb/>
dem Hochmuth und Geitz herleitete, widersprach sie ihm darin<unclear reason="covered">n</unclear><lb/>
und behauptete mit <persName xml:id="TidB14921" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10000" ref="http://d-nb.info/gnd/129906689">Ill<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">mo</hi></hi></persName> daß ihn wohl hauptsächlich die damalige<lb/>
abus de la four de <placeName xml:id="TidB14923" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10241">Rome</placeName> dazu veranlaßet, ob sie wohl vor ihre<lb/>
Person freylich davor hielte, daß er als ein entsprungener<lb/>
Mönch kein solches Werckzeug gewesen, dem man viel Gutes<lb/>
zutrauen könte. Wir fuhren von hier zum <persName xml:id="TidB14924" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10101">Abbé Ferrus</persName>,<lb/>
und von der auf die nunmehro angegangene Foire <del rendition="#s">de</del> <placeName xml:id="TidB14926" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11462"><choice><abbr>St.</abbr><expan>Sankt</expan></choice> Germ<unclear reason="covered">ain</unclear></placeName>,<lb/>
welche aber, weil fast die Helfte der Boutiquen bey ietzige<unclear reason="covered">r</unclear><lb/>
nahrloser Zeiten leer stehet, nicht mehr in dem ehemalige<unclear reason="covered">n</unclear><lb/>
Lustre ist. Unter denen vorhandenen Curiositaeten waren z<unclear reason="covered">wei</unclear><lb/>
ohngefähr 8jährige schöne Knaben, welche auf einem aus ge<unclear reason="covered">brei-</unclear><lb/>
tetem Teppich die wundersamsten und recht fürchterliche Con<unclear reason="covered">tu-</unclear><lb/>
siones machten, daß es nicht anders schiene, als ob alle Gelenc<unclear reason="covered">ke</unclear><lb/>
bloß mit Faden zusammen gehänget wären. Währender<lb/>
unsrer Abwesenheit waren <persName xml:id="TidB14928" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12685"><choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> de la Faye</persName>, der <persName xml:id="TidB14929" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12155">Graf Schönf<unclear reason="covered">eld</unclear></persName>,<lb/><persName xml:id="TidB14931" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10033"><choice><abbr>Bar.</abbr><expan>Baron</expan></choice> Zech</persName> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> <persName xml:id="TidB14935" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12039" ref="http://d-nb.info/gnd/141845708"><choice><abbr>H.</abbr><expan>Herr</expan></choice><choice><abbr>v.</abbr><expan>von</expan></choice> Uffel</persName> zur Visite in unserm Quartier gew<unclear reason="covered">esen.</unclear></p><lb/>
        </div>
        <div type="diaryEntry">
          <head rendition="#c">                   Den 7 <choice><abbr>Febr:</abbr><expan>Februar</expan></choice></head><lb/>
          <p>                Früh hatten wir von dem <persName xml:id="TidB14937" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10049">Brigardier Appelgrün</persName> Zuspruch und<lb/>
communicirten ihm zu seinem besondern Vergnügen, unsre Schle<unclear reason="covered">sischen</unclear><lb/>
Nachrichten. Er schmälete sehr auf den <persName xml:id="TidB14938" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12978">Commendanten des Schloß<unclear reason="covered">es</unclear><lb/>
zu Olau</persName>, daß er sich nicht beßer gewehret, und prophezei<del rendition="#s">h</del>ete v<unclear reason="covered">on</unclear><lb/>
der <choice><abbr>Preußil:</abbr><expan>Preußischen</expan></choice> Entreprise einen schlechten Ausgang. Vor die Lutherisc<unclear reason="covered">he</unclear><lb/>
Wahrheit bezeigete er viel Eifer, und sagte, es sey nicht honett<lb/>
gehandelt, daß Lutherische oder wohl gar reformirte Officiers bey der<lb/>
Frantzösischen Armee, sich äußerlich catholisch anstelten, um eine<unclear reason="covered">n</unclear><lb/>
Ludwigs-Orden oder andre, dennoch auch nicht allezeit erfolgende avanta<unclear reason="covered">ge</unclear>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0153] Visite bey uns gewesen. Wie denn auch der Erb-Printz von Darmstadt und Der Darmstädtl: Minister von Böhmer gegen Abend zu gleichem Zweck vor unser Hotel kamen, der hier gewöhnlichen Freyheit nach aber, unsrer Post-Geschäfte wegen, nicht eingelaßen wurden. Den 6 Febr: Mittags holeten wir den Printzen von Schwartzburg ab, und speiseten mit demselben in Gesellschaft des Marquis de Gardouge und eines Bar: von Gersdorff, bey dem Marquis de Montbrun, u. wolte der letzte Nachricht haben, daß der König in Pohlen nomine des Chur Printzen als nächster Agnati des Oeste- rreichischen Hauses, die Böhmische Chur-Stimme auf dem Wahl-Tage zu Franckfurt, nach Innhalt der güldenen Bulle, vertreten laßen werde. Weil nun die Königin von Böhmen ihre Gesandten gleichfals zu schicken Willens hätte, beyderley Gesandschaften aber unmöglich zugleich admittiret werden könten, so hielte er vor ausgemacht, daß der Termin zum Wahl-Tage so lange aufgeschoben werden würde, bis man sich dieser Differentz wegen verglichen. Madame de Montbrun, welche mediciniret hatte, nahm nach der Tafel von der gantzen Ge- sellschaft die Visite im Bette an. Und als bey Gelegenheit des neben ihrem Kopf-Küßen hängenden Crucifixes und anderer Reliquien, ein Religions-Discours auf die Bahn kam, der Baron Gersdorf auch der Marquise damit die Cour zu machen vermeinte, daß er die Motiven, wodurch Lutherus zur Reformation bewogen worden, aus dem Hochmuth und Geitz herleitete, widersprach sie ihm darinn und behauptete mit Illmo daß ihn wohl hauptsächlich die damalige abus de la four de Rome dazu veranlaßet, ob sie wohl vor ihre Person freylich davor hielte, daß er als ein entsprungener Mönch kein solches Werckzeug gewesen, dem man viel Gutes zutrauen könte. Wir fuhren von hier zum Abbé Ferrus, und von der auf die nunmehro angegangene Foire St. Germain, welche aber, weil fast die Helfte der Boutiquen bey ietziger nahrloser Zeiten leer stehet, nicht mehr in dem ehemaligen Lustre ist. Unter denen vorhandenen Curiositaeten waren zwei ohngefähr 8jährige schöne Knaben, welche auf einem aus gebrei- tetem Teppich die wundersamsten und recht fürchterliche Contu- siones machten, daß es nicht anders schiene, als ob alle Gelencke bloß mit Faden zusammen gehänget wären. Währender unsrer Abwesenheit waren Mr. de la Faye, der Graf Schönfeld, Bar. Zech u. H. v. Uffel zur Visite in unserm Quartier gewesen. Den 7 Febr: Früh hatten wir von dem Brigardier Appelgrün Zuspruch und communicirten ihm zu seinem besondern Vergnügen, unsre Schlesischen Nachrichten. Er schmälete sehr auf den Commendanten des Schloßes zu Olau, daß er sich nicht beßer gewehret, und prophezeiete von der Preußil: Entreprise einen schlechten Ausgang. Vor die Lutherische Wahrheit bezeigete er viel Eifer, und sagte, es sey nicht honett gehandelt, daß Lutherische oder wohl gar reformirte Officiers bey der Frantzösischen Armee, sich äußerlich catholisch anstelten, um einen Ludwigs-Orden oder andre, dennoch auch nicht allezeit erfolgende avantage

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/153
Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/153>, abgerufen am 21.11.2024.