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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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ein paralel exem[unleserliches Material]pel wurde erzehlet, daß unter denen Livree Bedienten
des Cardinals eben ein solcher Sprach-Verständiger sey, welcher von
einem Italiänischen Cammer-Diener also geurtheilet: c'est un honneur
homme; mais c'est dommage qu'il estropie tous les mots, par ex-
emple, quand il veut dire chapeau, il dit capello, au lieu de
dire notre il dit nostro. Gegen Abend begaben wir uns von hier
nach unserm Quartier und expedireten die Post-Briefe.

Den 30ten Martii

Weil der allgemeinen äußerlichen devotion wegen von heute
zu Ende des Festes in denen meisten catholischen Häusern Niemand
zu sprechen ist; so brachten wir unsre Zeit ebenfals in der
Stille nützlich zu, besuchten aber doch Abends noch das Concert Spirituel.

Den 31ten Martii

Hörten wir die Char-Freytags Predigt in der Dähnischen Kirche, und wurde
vorgestellet der im Tode geehrte Jesus, wie er geehret worden 1) von
Gott selbst, nehmlich durch Wunder, und 2) von Menschen, nehmlich durch Joseph
von Arimathia und dem Hauptmann, welcher letztere mit seinem Bekänt-
niß denn auch die Materie zu einer gantz kurtzen application an die
Hand gab. Mittags blieben wir bey dem Dähnischen Gesandten in
Gesellschaft des Herrn von Böhmer zur Tafel, und erfuhren, daß würcklich
die Preußische notification von dem Anschlag auf die Person des [unleserliches Material]
niget bey hiesigem Hofe nicht zum besten aufgenommen worden
und man ohngefähr eben so raisoniret, wie, obbemeldtermaßen
von dem Comte de Treme geschehen. So bald wir nach der Tafel zu Hau-
se kommen, wurde der auf heute fallende Rechnungs-Schluß vor die [unleserliches Material]
Hand genommen, und der Uberrest des Tages und Abends dazu angewendet.

Den 1 April:

Früh besuchte uns der beym Duc de Castro pignano sich aufhaltende
Cavali[unleserliches Material]er, der ein Wiener von Geburt, und Capitain einer Schweitzer
Compagnie in Spanien gewesen ist, hauptsächlich aber vom reiten
profession machet. Er wuste den Gemüts-Caracter des gedachten Duc
wegen seiner probitaet und übrigen ungemeinen Gaben nicht genug
zu rühmen, die Gemahlin aber wolte er, ihrer caprice wegen, nicht
sonderlich loben. Weil wir von der geendeten devotion des prince de
Turenne Nachricht bekamen, so besuchten wir ihn nachmittags, und
trafen ihn mit seinem Ingenieur über der Fortifications-Arbeit an
welche er, auf unser bitten, auch continuirete, und nach deren Endigung
überaus munter und freundlich nebst seinem praeceptore und dem
Monsieur de la Lande sich mit uns meist von Kriegs-Sachen unter-
hielte. Heimlich hat er gegen Illmum sein Mißvergnügen
über die allzu vielen Kirchen-Ceremonien zu erkennen gegeben,
auch gesagt, par la grace de Dieu, vous etes Lutherien Mr.
Ramsey war Verrichtungen halber diesmal nicht anwesend,
und konten wir also festo eher uns wieder zur Rechnungs-Ar-
beit nach Hause begeben.

ein paralel exem[unleserliches Material]pel wurde erzehlet, daß unter denen Livree Bedienten
des Cardinals eben ein solcher Sprach-Verständiger sey, welcher von
einem Italiänischen Cammer-Diener also geurtheilet: c’est un honneur
homme; mais c’est dommage qu’il estropie tous les mots, par ex-
emple, quand il veut dire chapeau, il dit capello, au lieu de
dire nôtre il dit nostro. Gegen Abend begaben wir uns von hier
nach unserm Quartier und expedireten die Post-Briefe.

Den 30ten Martii

Weil der allgemeinen äußerlichen devotion wegen von heute
zu Ende des Festes in denen meisten catholischen Häusern Niemand
zu sprechen ist; so brachten wir unsre Zeit ebenfals in der
Stille nützlich zu, besuchten aber doch Abends noch das Concert Spirituel.

Den 31ten Martii

Hörten wir die Char-Freytags Predigt in der Dähnischen Kirche, und wurde
vorgestellet der im Tode geehrte Jesus, wie er geehret worden 1) von
Gott selbst, nehmlich durch Wunder, und 2) von Menschen, nehmlich durch Joseph
von Arimathia und dem Hauptmann, welcher letztere mit seinem Bekänt-
niß denn auch die Materie zu einer gantz kurtzen application an die
Hand gab. Mittags blieben wir bey dem Dähnischen Gesandten in
Gesellschaft des Herrn von Böhmer zur Tafel, und erfuhren, daß würcklich
die Preußische notification von dem Anschlag auf die Person des [unleserliches Material]
niget bey hiesigem Hofe nicht zum besten aufgenommen worden
und man ohngefähr eben so raisoniret, wie, obbemeldtermaßen
von dem Comte de Treme geschehen. So bald wir nach der Tafel zu Hau-
se kommen, wurde der auf heute fallende Rechnungs-Schluß vor die [unleserliches Material]
Hand genommen, und der Uberrest des Tages und Abends dazu angewendet.

Den 1 April:

Früh besuchte uns der beym Duc de Castro pignano sich aufhaltende
Cavali[unleserliches Material]er, der ein Wiener von Geburt, und Capitain einer Schweitzer
Compagnie in Spanien gewesen ist, hauptsächlich aber vom reiten
profession machet. Er wuste den Gemüts-Caracter des gedachten Duc
wegen seiner probitaet und übrigen ungemeinen Gaben nicht genug
zu rühmen, die Gemahlin aber wolte er, ihrer caprice wegen, nicht
sonderlich loben. Weil wir von der geendeten devotion des prince de
Turenne Nachricht bekamen, so besuchten wir ihn nachmittags, und
trafen ihn mit seinem Ingenieur über der Fortifications-Arbeit an
welche er, auf unser bitten, auch continuirete, und nach deren Endigung
überaus munter und freundlich nebst seinem praeceptore und dem
Monsieur de la Lande sich mit uns meist von Kriegs-Sachen unter-
hielte. Heimlich hat er gegen Illmum sein Mißvergnügen
über die allzu vielen Kirchen-Ceremonien zu erkennen gegeben,
auch gesagt, par la grace de Dieu, vous êtes Lutherien Mr.
Ramsey war Verrichtungen halber diesmal nicht anwesend,
und konten wir also festo eher uns wieder zur Rechnungs-Ar-
beit nach Hause begeben.

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[0233] ein paralel exempel wurde erzehlet, daß unter denen Livree Bedienten des Cardinals eben ein solcher Sprach-Verständiger sey, welcher von einem Italiänischen Cammer-Diener also geurtheilet: c’est un honneur homme; mais c’est dommage qu’il estropie tous les mots, par ex- emple, quand il veut dire chapeau, il dit capello, au lieu de dire nôtre il dit nostro. Gegen Abend begaben wir uns von hier nach unserm Quartier und expedireten die Post-Briefe. Den 30ten Mart: Weil der allgemeinen äußerlichen devotion wegen von heute zu Ende des Festes in denen meisten cathol: Häusern Niemand zu sprechen ist; so brachten wir unsre Zeit ebenfals in der Stille nützlich zu, besuchten aber doch Abends noch das Concert Spirituel. Den 31ten Mart: Hörten wir die Char-Freytags Predigt in der Dähnischen Kirche, u. wurde vorgestellet der im Tode geehrte Jesus, wie er geehret worden 1) von Gott selbst, nehml: durch Wunder, u. 2) von Menschen, nehml: durch Joseph von Arimathia u. dem Hauptmann, welcher letztere mit seinem Bekänt- niß denn auch die Materie zu einer gantz kurtzen application an die Hand gab. Mittags blieben wir bey dem Dähnischen Gesandten in Gesellschaft des H. v. Böhmer zur Tafel, u. erfuhren, daß würcklich die Preußische notification von dem Anschlag auf die Person des _ niget bey hiesigem Hofe nicht zum besten aufgenommen worden und man ohngefähr eben so raisoniret, wie, obbemeldtermaßen von dem Comte de Treme geschehen. So bald wir nach der Tafel zu Hau- se kommen, wurde der auf heute fallende Rechnungs-Schluß vor die _ Hand genommen, u. der Uberrest des Tages u. Abends dazu angewendet. Den 1 April: Früh besuchte uns der beym Duc de Castro pignano sich aufhaltende Cavalier, der ein Wiener von Geburt, u. Capitain einer Schweitzer Compagnie in Spanien gewesen ist, hauptsächlich aber vom reiten profession machet. Er wuste den Gemüts-Caracter des gedachten Duc wegen seiner probitaet und übrigen ungemeinen Gaben nicht genug zu rühmen, die Gemahlin aber wolte er, ihrer caprice wegen, nicht sonderl: loben. Weil wir von der geendeten devotion des prince de Turenne Nachricht bekamen, so besuchten wir ihn nachmittags, und trafen ihn mit seinem Ingenieur über der Fortifications-Arbeit an welche er, auf unser bitten, auch continuirete, u. nach deren Endigung überaus munter u. freundl: nebst seinem praeceptore u. dem Mr. de la Lande sich mit uns meist von Kriegs-Sachen unter- hielte. Heimlich hat er gegen Illmum sein Mißvergnügen über die allzu vielen Kirchen-Ceremonien zu erkennen gegeben, auch gesagt, par la grace de Dieu, vous êtes Lutherien Mr. Ramsey war Verrichtungen halber diesmal nicht anwesend, und konten wir also festo eher uns wieder zur Rechnungs-Ar- beit nach Hause begeben.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/233>, abgerufen am 23.11.2024.