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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Nummer 26
Den 2 April:

Die Früh-Predigt an heutigem ersten Oster-Tage in der Dähnischen Kirche
handelte von der Warheit und Gewißheit der Auferstehung Christi, welche
Warheit und Gewißheit denn uns allen im [unleserliches Material]Text liegenden, und aus
denen übrigen Ewangelisten Supplirten Umständen gezeiget, die Appli-
cation aber auf die Worte Pauli gegründet wurde: Seyd ihr denn nun
mit Christo auferstanden, so suchet das droben ist
perge
. Mittags speiseten
wir bey dem Dähnischen Ministre in Gesellschaft des Englischen
Monsieur Tompson, eines jungen Engelländers, der mit bey der Englischen
Gesandschafts-Cantzley gebraucht wird, und des Herrn von Böhmer. Nach
aufgehabener Tafel fand sich auch der Würtembergische Ministre von
Fesch
ein. Die neuesten Nachrichten, welche wir hier erfuhren,
waren: 1) daß der ehemals als Gesandter hier gewesene
General von Schulenburg die in Englischen Sold stehende dänische
trouppes commandiren werde: 2) daß der Graf Münch in Petersburg
seine Charges niedergeleget, welches man seiner großen Prudentz
zuschrieb, da er niemals mit dem Graf Ostermann wohl gestanden,
und sich also, weil er ihn von dem premier-Ministre-Posten ver-
trieben, zu demselben über kurtz oder lang einer Haupt-revange
zu versehen gehabt. 3) daß der Staats-Secretarius Gullanstiern
in Stockholm, deßen commercium mit dem dortigen Rußischen
Gesandten
entdecket worden, wo nicht gar durch den Strang,
doch gewiß durch eine andere Todes-Art sein Vergehen werde
büßen müßen. Weil die Nachmittags-Predigten hier nicht
statuiret werden, Herr Hasenmüller aber seines Vorfahren
Bet-Stunden Kränckligkeit halber noch nicht angefangen hat;
so blieben wir in dieser Gesellschaft bis gegen Abend, und
fuhren sodann mit dem Dänischen Gesandten u. dem HerrnH. von Böhmer
au Concert spirituel, woselbst die beyden hiesigen Ministres
und Secretaires d'Etat. Comte de Maurepas, u. Comte de Saint
Florentin
, dergleichen der Duc de Villeroy, Duc de Villars, prince
Turenne
, und eine ungemein große Anzahl anderer Standes=
Personen beyderley Geschlechts die Plätze diesmal sehr enge
machten, die hiesige berühmteste Sängerin Lemort aber sich
dergestalt kunstreich hören ließ, daß ihr mit denen exquisitesten
Instrumenten begleiteter lateinischer Oster-Gesang schon hätte
einen guten Eindruck machen können, wenn die Stimme
aus einem andern Munde gegangen wäre.

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Nummer 26
Den 2 April:

Die Früh-Predigt an heutigem ersten Oster-Tage in der Dähnischen Kirche
handelte von der Warheit und Gewißheit der Auferstehung Christi, welche
Warheit und Gewißheit denn uns allen im [unleserliches Material]Text liegenden, und aus
denen übrigen Ewangelisten Supplirten Umständen gezeiget, die Appli-
cation aber auf die Worte Pauli gegründet wurde: Seyd ihr denn nun
mit Christo auferstanden, so suchet das droben ist
perge
.    Mittags speiseten
wir bey dem Dähnischen Ministre in Gesellschaft des Englischen
Monsieur Tompson, eines jungen Engelländers, der mit bey der Englischen
Gesandschafts-Cantzley gebraucht wird, und des Herrn von Böhmer. Nach
aufgehabener Tafel fand sich auch der Würtembergische Ministre von
Fesch
ein. Die neuesten Nachrichten, welche wir hier erfuhren,
waren: 1) daß der ehemals als Gesandter hier gewesene
General von Schulenburg die in Englischen Sold stehende dänische
trouppes commandiren werde: 2) daß der Graf Münch in Petersburg
seine Charges niedergeleget, welches man seiner großen Prudentz
zuschrieb, da er niemals mit dem Graf Ostermann wohl gestanden,
und sich also, weil er ihn von dem premier-Ministre-Posten ver-
trieben, zu demselben über kurtz oder lang einer Haupt-revange
zu versehen gehabt. 3) daß der Staats-Secretarius Gullanstiern
in Stockholm, deßen commercium mit dem dortigen Rußischen
Gesandten
entdecket worden, wo nicht gar durch den Strang,
doch gewiß durch eine andere Todes-Art sein Vergehen werde
büßen müßen. Weil die Nachmittags-Predigten hier nicht
statuiret werden, Herr Hasenmüller aber seines Vorfahren
Bet-Stunden Kränckligkeit halber noch nicht angefangen hat;
so blieben wir in dieser Gesellschaft bis gegen Abend, und
fuhren sodann mit dem Dänischen Gesandten u. dem HerrnH. von Böhmer
au Concert spirituel, woselbst die beyden hiesigen Ministres
und Secretaires d’Etat. Comte de Maurepas, u. Comte de Saint
Florentin
, dergleichen der Duc de Villeroy, Duc de Villars, prince
Turenne
, und eine ungemein große Anzahl anderer Standes=
Personen beyderley Geschlechts die Plätze diesmal sehr enge
machten, die hiesige berühmteste Sängerin Lemort aber sich
dergestalt kunstreich hören ließ, daß ihr mit denen exquisitesten
Instrumenten begleiteter lateinischer Oster-Gesang schon hätte
einen guten Eindruck machen können, wenn die Stimme
aus einem andern Munde gegangen wäre.

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[0234] 110 No 26 Den 2 April: Die Früh-Predigt an heutigem ersten Oster-Tage in der Dähnischen Kirche handelte von der Warheit und Gewißheit der Auferstehung Christi, welche Warheit und Gewißheit denn uns allen im Text liegenden, und aus denen übrigen Ewangelisten Supplirten Umständen gezeiget, die Appli- cation aber auf die Worte Pauli gegründet wurde: Seyd ihr denn nun mit Christo auferstanden, so suchet das droben ist p.    Mittags speiseten wir bey dem Dähnischen Ministre in Gesellschaft des Englischen Mr. Tompson, eines jungen Engelländers, der mit bey der Englischen Gesandschafts-Cantzley gebraucht wird, und des H. v. Böhmer. Nach aufgehabener Tafel fand sich auch der Würtembergl: Ministre von Fesch ein. Die neuesten Nachrichten, welche wir hier erfuhren, waren: 1) daß der ehemals als Gesandter hier gewesene General von Schulenburg die in Englischen Sold stehende dänische trouppes commandiren werde: 2) daß der Graf Münch in Petersburg seine Charges niedergeleget, welches man seiner großen Prudentz zuschrieb, da er niemals mit dem Graf Ostermann wohl gestanden, und sich also, weil er ihn von dem premier-Ministre-Posten ver- trieben, zu demselben über kurtz oder lang einer Haupt-revange zu versehen gehabt. 3) daß der Staats-Secretarius Gullanstiern in Stockholm, deßen commercium mit dem dortigen Rußischen Gesandten entdecket worden, wo nicht gar durch den Strang, doch gewiß durch eine andere Todes-Art sein Vergehen werde büßen müßen. Weil die Nachmittags-Predigten hier nicht statuiret werden, H. Hasenmüller aber seines Vorfahren Bet-Stunden Kränckligkeit halber noch nicht angefangen hat; so blieben wir in dieser Gesellschaft bis gegen Abend, und fuhren sodann mit dem Dänischen Gesandten u. dH. von Böhmer au Concert spirituel, woselbst die beyden hiesigen Ministres und Secretaires d’Etat. Comte de Maurepas, u. Comte de St. Florentin, dergl: der Duc de Villeroy, Duc de Villars, prince Turenne, und eine ungemein große Anzahl anderer Standes= Personen beyderley Geschlechts die Plätze diesmal sehr enge machten, die hiesige berühmteste Sängerin Lemort aber sich dergestalt kunstreich hören ließ, daß ihr mit denen exquisitesten Instrumenten begleiteter lateinischer Oster-Gesang schon hätte einen guten Eindruck machen können, wenn die Stimme aus einem andern Munde gegangen wäre.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/234>, abgerufen am 03.12.2024.