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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Er ist, wie schon ehemals gedacht worden, Oncle des Duc de
Bouillon
, General Lieutnant, Capitaine General de
Cavalerie und Gouverneur von Isle de France, von wel-
chen beyden letzten Charges er jene denen in faveur des
prince Turenne, diese aber in faveur des Duc de la
Tremouille
resigniret hat. Wie er denn der Patriarch des
Bouillonischen Hauses, ohne Schulden, und in seiner Lebens-
Art sehr regul[unleserliches Material]aire, auch der neuen mode nicht zu gethan
ist, sondern früh aufstehet, und Abends um 11 Uhr zu
Bette gehet. Er empfing uns, auf Monsieur Ramsey Praesen-
tation, im Schlafrock [unleserliches Material]überaus freundlich und höflich,
ließ uns das in seinem Zimmer hängende ungemein
schöne, und mit unzehligen Figuren von Schiffen, Wind=
Mühlen, Zimmer-Leuten, Jagdten perge angefüllete tableau
mouvent aufziehen, und, weil einige Generals Geschäfte
halber sich einfanden, muste einer von seinen Capitains
uns in dem schönen Garten und in dem gantzen magni-
fiquen palais, welches er vor 30 Jahren von Grund auf
neu erbauet hat, desgleichen in denen Ställen, welche voll
schöner Pferde sind, uns herum führen. Unter denen
Gemählden in denen Zimmern waren uns die Original-
portraits des großen Turenne zu Pferde und zu
Fuß die merckwürdigsten. Ehe wir noch mit der Be-
sichtigung fertig waren, fand der Comte d'Evreux
sich selbst angezogen bey uns ein, und entschuldigte
auf eine sehr guthertzige und obligeante Art, daß
er wegen einiger Amts-Geschäfte uns verlaßen,
und aus fahren müste, bat aber Monsieur Ramsey, seine
Stelle zu vertreten, und, weil es etwas frisch war,
uns ohne Chocolate nicht weg zu laßen. Nachdem
wir die gehörigen gegen Complimente gemacht, und
zum öftern Besuch uns die Erlaubniß ausgebeten,
sagte Mr. Ramsey zu ihm: je m'en vais mener ces
Messieurs d'ici chez un autre grand homme, qui est grand
dans son espece, come vous dans la votre. C'est Monsieur de
Fontenelle
qui a l'honneur d'etre beaucoup de vos amis.
Der alte 68jährige Herr, der aber noch sehr munter und
lebhaft ist, meinete, die Comparaison sey vor ihn zu

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Er ist, wie schon ehemals gedacht worden, Oncle des Duc de
Bouillon
, General Lieutnant, Capitaine General de
Cavalerie und Gouverneur von Isle de France, von wel-
chen beyden letzten Charges er jene denen in faveur des
prince Turenne, diese aber in faveur des Duc de la
Tremouille
resigniret hat. Wie er denn der Patriarch des
Bouillonischen Hauses, ohne Schulden, und in seiner Lebens-
Art sehr regul[unleserliches Material]aire, auch der neuen mode nicht zu gethan
ist, sondern früh aufstehet, und Abends um 11 Uhr zu
Bette gehet. Er empfing uns, auf Monsieur Ramsey Praesen-
tation, im Schlafrock [unleserliches Material]überaus freundlich und höflich,
ließ uns das in seinem Zimmer hängende ungemein
schöne, und mit unzehligen Figuren von Schiffen, Wind=
Mühlen, Zimmer-Leuten, Jagdten perge angefüllete tableau
mouvent aufziehen, und, weil einige Generals Geschäfte
halber sich einfanden, muste einer von seinen Capitains
uns in dem schönen Garten und in dem gantzen magni-
fiquen palais, welches er vor 30 Jahren von Grund auf
neu erbauet hat, desgleichen in denen Ställen, welche voll
schöner Pferde sind, uns herum führen. Unter denen
Gemählden in denen Zimmern waren uns die Original-
portraits des großen Turenne zu Pferde und zu
Fuß die merckwürdigsten. Ehe wir noch mit der Be-
sichtigung fertig waren, fand der Comte d’Evreux
sich selbst angezogen bey uns ein, und entschuldigte
auf eine sehr guthertzige und obligeante Art, daß
er wegen einiger Amts-Geschäfte uns verlaßen,
und aus fahren müste, bat aber Monsieur Ramsey, seine
Stelle zu vertreten, und, weil es etwas frisch war,
uns ohne Chocolate nicht weg zu laßen. Nachdem
wir die gehörigen gegen Complimente gemacht, und
zum öftern Besuch uns die Erlaubniß ausgebeten,
sagte Mr. Ramsey zu ihm: je m’en vais mener ces
Messieurs d'ici chez un autre grand homme, qui est grand
dans son espece, come vous dans la vôtre. C’est Monsieur de
Fontenelle
qui à l’honneur d’être beaucoup de vos amis.
Der alte 68jährige Herr, der aber noch sehr munter und
lebhaft ist, meinete, die Comparaison sey vor ihn zu

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[0242] 114 Er ist, wie schon ehemals gedacht worden, Oncle des Duc de Bouillon, General Lieutnant, Capitaine General de Cavalerie und Gouverneur von Isle de France, von wel- chen beyden letzten Charges er jene in faveur des prince Turenne, diese aber in faveur des Duc de la Tremouille resigniret hat. Wie er denn der Patriarch des Bouillonischen Hauses, ohne Schulden, und in seiner Lebens- Art sehr regulaire, auch der neuen mode nicht zu gethan ist, sondern früh aufstehet, und Abends um 11 Uhr zu Bette gehet. Er empfing uns, auf Mr. Ramsey Praesen- tation, im Schlafrock überaus freundlich und höflich, ließ uns das in seinem Zimmer hängende ungemein schöne, und mit unzehligen Figuren von Schiffen, Wind= Mühlen, Zimmer-Leuten, Jagdten p angefüllete tableau mouvent aufziehen, und, weil einige Generals Geschäfte halber sich einfanden, muste einer von seinen Capitains uns in dem schönen Garten und in dem gantzen magni- fiquen palais, welches er vor 30 Jahren von Grund auf neu erbauet hat, desgl: in denen Ställen, welche voll schöner Pferde sind, herum führen. Unter denen Gemählden in denen Zimmern waren uns die Original- portraits des großen Turenne zu Pferde und zu Fuß die merckwürdigsten. Ehe wir noch mit der Be- sichtigung fertig waren, fand der Comte d’Evreux sich selbst angezogen bey uns ein, und entschuldigte auf eine sehr guthertzige und obligeante Art, daß er wegen einiger Amts-Geschäfte uns verlaßen, und aus fahren müste, bat aber Mr. Ramsey, seine Stelle zu vertreten, und, weil es etwas frisch war, uns ohne Chocolate nicht weg zu laßen. Nachdem wir die gehörigen gegen Complimente gemacht, und zum öftern Besuch uns die Erlaubniß ausgebeten, sagte Mr. Ramsey zu ihm: je m’en vais mener ces Messrs: d'ici chez un autre grand homme, qui est grand dans son espece, come vous dans la vôtre. C’est Mr. de Fontenelle qui à l’honneur d’être beaucoup de vos amis. Der alte 68jährige Herr, der aber noch sehr munter und lebhaft ist, meinete, die Comparaison sey vor ihn zu

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/242>, abgerufen am 21.11.2024.