Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].115 au Beau pere du Roi des Francs, Von der Erziehung junger Herrn in Franckreich urtheilete 115 au Beau pere du Roi des Francs, Von der Erziehung junger Herrn in Franckreich urtheilete <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <pb facs="#f0244"/> <fw type="folNum" place="top">115</fw><lb/> <p> au Beau pere du <persName xml:id="TidB12611" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10089" ref="http://d-nb.info/gnd/118729438">Roi des Francs</persName>,<lb/><persName xml:id="TidB12612" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11233" ref="http://d-nb.info/gnd/118560107">Charles,</persName> tu n’a pas feint d’oter le diademe;<lb/> Si pour ton Gendre il en usoit de même,<lb/> les procedés Servient ils differens?</p><lb/> <p> Von der Erziehung junger Herrn in <placeName xml:id="TidB12613" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10371">Franckreich</placeName> urtheilete<lb/> er, qu’on s’arretoit à l’ecorce, et que c’etoit le solide,<lb/> qu'on croyoit avoir le plus à craindre. <persName xml:id="TidB12614" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10103" ref="http://d-nb.info/gnd/124053165"><choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> Ramsey</persName> machte<lb/> bey dieser Gelegenheit das Eloge von der teutschen Erziehung,<lb/> und wurde, nachdem wir Abschied genommen, und zum<lb/> öftern wiederkommen eingeladen worden, von uns<lb/> bey seinem Quartier abgesetzet. Nachmittags gaben wir<lb/> folgende Visiten 1) dem <choice><abbr>päbstl:</abbr><expan>Päbstlichen</expan></choice> <persName xml:id="TidB12617" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10036" ref="http://d-nb.info/gnd/116725982">Nuncio,</persName> welcher über<lb/> unser nunmehro angefangenes Studium der Italiäni-<lb/> schen Sprache sein Vergnügen bezeugete, und sich<lb/> gewöhnlicher maßen sehr freundlich und gesprächig er-<lb/> wieß. 2) Bey der <persName xml:id="TidB12618" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10011">Madame Montbrun</persName>, der <persName xml:id="TidB12619" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12157">Marquise<lb/> de Beaufremont</persName>, welcher sich auch einfand, gab Gelegen-<lb/> heit zu einem sehr weitläuffigen religions-discours,<lb/> von dem sichtbaren Haupt der Kirche und deßen Noth-<lb/> wendigkeit zu Erhaltung der Einigkeit in der Kirche. Man<lb/> unterließ nicht, das nötige dagegen einzuwenden,<lb/> und an denen ietzigen Umständen der Frantzösischen<lb/> Kirche handgreiflich zu zeigen, was ein sichtbares<lb/> Haupt zu Einigkeit der Kirche helffen könne. Ferner<lb/> wurden die Parisischen miracula von dem <persName xml:id="TidB12620" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10274">Marquis<lb/> de Beaufremont</persName> als ein Beweiß der wahren Kirche<lb/> angeführet, deren er verschiedene mit ungläubigem<lb/> Hertzen untersuchet, aber höchst wahr befunden zu<lb/> haben versicherte. Es wurde dagegen remonstriret, 1) daß<lb/> man diese facta vor die Warheit der catholischen<lb/> Kirche nicht eher anführen könne, bis diese erst unter<lb/> sich eins worden sey, ob <persName xml:id="TidB12621" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12119"><choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> Paris</persName> und seine <name type="subjectIndexTerm" xml:id="TidB12622" corresp="register.xml#regID_502.lemID_11533">Parthey</name><lb/> zur wahren catholischen Kirche gehöre, als welches<lb/> die weit stärckere Gegen-Parthey, mit dem Haupt<lb/> der Kirche selbst, nicht zugestünde, 2) daß, wenn<lb/> auch die miracula in facto sich vollkommen richtig finden<lb/> solten, wowieder doch noch wohl vieles einzuweden, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0244]
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au Beau pere du Roi des Francs,
Charles, tu n’a pas feint d’oter le diademe;
Si pour ton Gendre il en usoit de même,
les procedés Servient ils differens?
Von der Erziehung junger Herrn in Franckreich urtheilete
er, qu’on s’arretoit à l’ecorce, et que c’etoit le solide,
qu'on croyoit avoir le plus à craindre. Mr. Ramsey machte
bey dieser Gelegenheit das Eloge von der teutschen Erziehung,
und wurde, nachdem wir Abschied genommen, und zum
öftern wiederkommen eingeladen worden, von uns
bey seinem Quartier abgesetzet. Nachmittags gaben wir
folgende Visiten 1) dem päbstl: Nuncio, welcher über
unser nunmehro angefangenes Studium der Italiäni-
schen Sprache sein Vergnügen bezeugete, und sich
gewöhnlicher maßen sehr freundlich und gesprächig er-
wieß. 2) Bey der Madame Montbrun, der Marquise
de Beaufremont, welcher sich auch einfand, gab Gelegen-
heit zu einem sehr weitläuffigen religions-discours,
von dem sichtbaren Haupt der Kirche und deßen Noth-
wendigkeit zu Erhaltung der Einigkeit in der Kirche. Man
unterließ nicht, das nötige dagegen einzuwenden,
und an denen ietzigen Umständen der Frantzösischen
Kirche handgreiflich zu zeigen, was ein sichtbares
Haupt zu Einigkeit der Kirche helffen könne. Ferner
wurden die Parisischen miracula von dem Marquis
de Beaufremont als ein Beweiß der wahren Kirche
angeführet, deren er verschiedene mit ungläubigem
Hertzen untersuchet, aber höchst wahr befunden zu
haben versicherte. Es wurde dagegen remonstriret, 1) daß
man diese facta vor die Warheit der catholischen
Kirche nicht eher anführen könne, bis diese erst unter
sich eins worden sey, ob Mr. Paris und seine Parthey
zur wahren catholischen Kirche gehöre, als welches
die weit stärckere Gegen-Parthey, mit dem Haupt
der Kirche selbst, nicht zugestünde, 2) daß, wenn
auch die miracula in facto sich vollkommen richtig finden
solten, wowieder doch noch wohl vieles einzuweden,
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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