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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Der Printz, von deßen Alter wir bisher nicht recht informiret
gewesen, ist erst im 13den Jahre. Um auch den Nachmittag in
der angenehmen und nützlichen Gesellschaft des Monsieur Ramsey
zu zubringen, fuhren wir mit ihm 1) zu der princesse de
Bouillon
in das Nonnen-Kloster derer Co[unleserliches Material]ndelieres. Die
antichambre ihres apartements ist wie das große Sprach=
Gemach des Closters eingerichtet, und mit einem eisernen
Gitter abgesondert, an welchem sie nebst ihrer Hofmeisterin
sich inwendig, wir aber auswendig uns niedersetzten, und
bey Gelegenheit derer in ihrem Zimmer stehenden Bücher und
globorum ihren Fleiß und application zu rühmen Ur-
sache fanden. Vorstehender Brief ihres Bruders, auf den man
bey läuffig zu reden kam, wurde ihr auch zu lesen gegeben
und sagte sie, mon frere a raison d'aimer Monsieur Ramsey,
war auch im übrigen, ohne die Schrancken der modestie
zu überschreiten, sehr freundlich und munter. Ferner gieng
unser Cours 2) nach der Duchesse de la Tremouille, wo-
selbst wir den Marquis de Beaufremont und den Comte
de Climont
prevot de Paris antraffen. Der letzte sagte,
daß er uns gestern in der Predigt des Pater Renaud gesehen,
welches Gelegenheit gab mit der Duchesse verschiedenes
von dieser Predigt zu sprechen. Sie erzehlete, daß ohn-
längst jemand sich daran gestoßen, und es vor heterodox
halten wollen, da er von jemand gehöret, qu'il ne se
pouvoit faire aucune bonne oeuvre, sans aimer Dieu,
welchen Ausspruch sie iedoch auf alle Weise approbirete
auch von Monsieur Ramsey darinn mit diesen Worten be-
stärcket wurde: c'est une incontestable verite evan-
gelique. Die 3te Visite in Monsieur Ramsay Gesellschaft
war bey der Marquise de Montbrun, woselbst die gestrige
Predigt ebenermaßen wiederholet, und, weil der Abend
eingebrochen unser Gast, der seinen Wagen in unser
Hotel bestellet hatte, mit vieler Dancksagung von
uns dimittiret wurde.

Den 11 April

Früh gegen 10 Uhr holeten wir, der gestern genommenen
Abrede zu folge, den Monsieur de Ramsey in seinem Quartier
ab, um uns bey dem Comte d'Evreux zu praesentiren.

Der Printz, von deßen Alter wir bisher nicht recht informiret
gewesen, ist erst im 13den Jahre. Um auch den Nachmittag in
der angenehmen und nützlichen Gesellschaft des Monsieur Ramsey
zu zubringen, fuhren wir mit ihm 1) zu der princesse de
Bouillon
in das Nonnen-Kloster derer Co[unleserliches Material]ndeliéres. Die
antichambre ihres apartements ist wie das große Sprach=
Gemach des Closters eingerichtet, und mit einem eisernen
Gitter abgesondert, an welchem sie nebst ihrer Hofmeisterin
sich inwendig, wir aber auswendig uns niedersetzten, und
bey Gelegenheit derer in ihrem Zimmer stehenden Bücher und
globorum ihren Fleiß und application zu rühmen Ur-
sache fanden. Vorstehender Brief ihres Bruders, auf den man
bey läuffig zu reden kam, wurde ihr auch zu lesen gegeben
und sagte sie, mon frere a raison d’aimer Monsieur Ramsey,
war auch im übrigen, ohne die Schrancken der modestie
zu überschreiten, sehr freundlich und munter. Ferner gieng
unser Cours 2) nach der Duchesse de la Tremouille, wo-
selbst wir den Marquis de Beaufremont und den Comte
de Climont
prevôt de Paris antraffen. Der letzte sagte,
daß er uns gestern in der Predigt des Pater Renaud gesehen,
welches Gelegenheit gab mit der Duchesse verschiedenes
von dieser Predigt zu sprechen. Sie erzehlete, daß ohn-
längst jemand sich daran gestoßen, und es vor heterodox
halten wollen, da er von jemand gehöret, qu’il ne se
pouvoit faire aucune bonne oeuvre, sans aimer Dieu,
welchen Ausspruch sie iedoch auf alle Weise approbirete
auch von Monsieur Ramsey darinn mit diesen Worten be-
stärcket wurde: c’est une incontestable verité evan-
gelique. Die 3te Visite in Monsieur Ramsay Gesellschaft
war bey der Marquise de Montbrun, woselbst die gestrige
Predigt ebenermaßen wiederholet, und, weil der Abend
eingebrochen unser Gast, der seinen Wagen in unser
Hôtel bestellet hatte, mit vieler Dancksagung von
uns dimittiret wurde.

Den 11 April

Früh gegen 10 Uhr holeten wir, der gestern genommenen
Abrede zu folge, den Monsieur de Ramsey in seinem Quartier
ab, um uns bey dem Comte d’Evreux zu praesentiren.

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[0251] Der Printz, von deßen Alter wir bisher nicht recht informiret gewesen, ist erst im 13den Jahre. Um auch den Nachmittag in der angenehmen und nützlichen Gesellschaft des Mr. Ramsey zu zubringen, fuhren wir mit ihm 1) zu der princesse de Bouillon in das Nonnen-Kloster derer Condeliéres. Die antichambre ihres apartements ist wie das große Sprach= Gemach des Closters eingerichtet, und mit einem eisernen Gitter abgesondert, an welchem sie nebst ihrer Hofmeisterin sich inwendig, wir aber auswendig uns niedersetzten, und bey Gelegenheit derer in ihrem Zimmer stehenden Bücher und globorum ihren Fleiß und application zu rühmen Ur- sache fanden. Vorstehender Brief ihres Bruders, auf den man bey läuffig zu reden kam, wurde ihr auch zu lesen gegeben und sagte sie, mon frere a raison d’aimer Mr. Ramsey, war auch im übrigen, ohne die Schrancken der modestie zu überschreiten, sehr freundlich und munter. Ferner gieng unser Cours 2) nach der Duchesse de la Tremouille, wo- selbst wir den Marquis de Beaufremont und den Comte de Climont prevôt de Paris antraffen. Der letzte sagte, daß er uns gestern in der Predigt des P. Renaud gesehen, welches Gelegenheit gab mit der Duchesse verschiedenes von dieser Predigt zu sprechen. Sie erzehlete, daß ohn- längst jemand sich daran gestoßen, und es vor heterodox halten wollen, da er von jemand gehöret, qu’il ne se pouvoit faire aucune bonne oeuvre, sans aimer Dieu, welchen Ausspruch sie iedoch auf alle Weise approbirete auch von Mr. Ramsey darinn mit diesen Worten be- stärcket wurde: c’est une incontestable verité evan- gelique. Die 3te Visite in Mr. Ramsay Gesellschaft war bey der Marquise de Montbrun, woselbst die gestrige Predigt ebenermaßen wiederholet, und, weil der Abend eingebrochen unser Gast, der seinen Wagen in unser Hôtel bestellet hatte, mit vieler Dancksagung von uns dimittiret wurde. Den 11 April Früh gegen 10 Uhr holeten wir, der gestern genommenen Abrede zu folge, den Mr. de Ramsey in seinem Quartier ab, um uns bey dem Comte d’Evreux zu praesentiren.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/251>, abgerufen am 28.11.2024.