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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Den 12 April.

Früh überschickte Monsieur de Ramsey im Nahmen des prince
de Turenne
Illustrissimo seine Hostoer Histoire du grand Turenne
sauber eingebunden zum present. Es ist dieser die
rechte magnifique edition in Quadro mit vielen Kupfern,
und bestehet in 2 Voluminibus, deren das letztere
die preuves, nehmlich die von dem Turenne eigenhändig
geschriebene memoires, viele von seinen Briefen, und
die memoires des Duc de Yorck in sich faßet, welches
alles bey der in Holland nachgedruckten kleinen
Edition fehlet. Mittags speiseten wir in Gesell-
schaft des Marquis de Gardouge, Pater Gravron
und Monsieur d'Artanac, bey dem Marquis de Montbrun, der Pater Gravron fragte, ob
wir das Buch, so er uns geliehen, les deux voies oppo-
sees en matiere de Religion, l'examen particulier
et l'autorite
perge par Monsieur Papin, gelesen? als wir nun
mit ja antworteten, bat er sich aus, uns besonders
zu besuchen, und darüber unsre Meinung zu hören.
Wozu wir uns denn willig finden ließen. Papin
ist ein Presbyterianischer Priester in Engelland gewesen,
und vermeinet dadurch, daß er von dem protestantischen
principio der allein in Glaubens Sachen gültigen
Schriften abgegangen, und sich der Römischen Kirche unter-
worffen, aus seinem Deismo errettet worden zu
seyn, als zu welchem dieses principium, seinem
Befinden nach, unwiedersprechlich führen müße. Weil
denn die Religions-Materien bis auf eine besondere
Conferentz ausgesetzet waren, so passirete die Zeit
dismal mit indifferenten discoursen, und wir begaben
uns nach aufgehobener Tafel zur Post-Expedition
nach Hause, wurden aber darinn durch den Zuspruch
des Monsieur de Ramsey, welcher wegen seiner morgenden
Abreise nach Pontoise auf das tendreste Abschied nahm,
in etwas gestöhret.

Den 13 April.

Nachmittags holete uns der Marquis de Gardouge ab,
und führete uns zu der Mademoiselle du Moulin, um
uns von der Warheit eines Parisischen Wunders zu überzeugen.

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Den 12 April.

Früh überschickte Monsieur de Ramsey im Nahmen des prince
de Turenne
Illustrissimo seine Hostoer Histoire du grand Turenne
sauber eingebunden zum present. Es ist dieser die
rechte magnifique edition in Quadro mit vielen Kupfern,
und bestehet in 2 Voluminibus, deren das letztere
die preuves, nehmlich die von dem Turenne eigenhändig
geschriebene memoires, viele von seinen Briefen, und
die memoires des Duc de Yorck in sich faßet, welches
alles bey der in Holland nachgedruckten kleinen
Edition fehlet. Mittags speiseten wir in Gesell-
schaft des Marquis de Gardouge, Pater Gravron
und Monsieur d’Artanac, bey dem Marquis de Montbrun, der Pater Gravron fragte, ob
wir das Buch, so er uns geliehen, les deux voies oppo-
seés en matiere de Religion, l’examen particulier
et l’autorite
perge par Monsieur Papin, gelesen? als wir nun
mit ja antworteten, bat er sich aus, uns besonders
zu besuchen, und darüber unsre Meinung zu hören.
Wozu wir uns denn willig finden ließen. Papin
ist ein Presbyterianischer Priester in Engelland gewesen,
und vermeinet dadurch, daß er von dem protestantischen
principio der allein in Glaubens Sachen gültigen
Schriften abgegangen, und sich der Römischen Kirche unter-
worffen, aus seinem Deismo errettet worden zu
seyn, als zu welchem dieses principium, seinem
Befinden nach, unwiedersprechlich führen müße. Weil
denn die Religions-Materien bis auf eine besondere
Conferentz ausgesetzet waren, so passirete die Zeit
dismal mit indifferenten discoursen, und wir begaben
uns nach aufgehobener Tafel zur Post-Expedition
nach Hause, wurden aber darinn durch den Zuspruch
des Monsieur de Ramsey, welcher wegen seiner morgenden
Abreise nach Pontoise auf das tendreste Abschied nahm,
in etwas gestöhret.

Den 13 April.

Nachmittags holete uns der Marquis de Gardouge ab,
und führete uns zu der Mademoiselle du Moulin, um
uns von der Warheit eines Parisischen Wunders zu überzeugen.

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[0252] 119 Den 12 April. Früh überschickte Mr. de Ramsey im Nahmen des prince de Turenne Illmo seine Histoire du grand Turenne sauber eingebunden zum present. Es ist dieser die rechte magnifique edition in 4to mit vielen Kupfern, und bestehet in 2 Voluminibus, deren das letztere die preuves, nehml: die von dem Turenne eigenhändig geschriebene memoires, viele von seinen Briefen, und die memoires des Duc de Yorck in sich faßet, welches alles bey der in Holland nachgedruckten kleinen Edition fehlet. Mittags speiseten wir in Gesell- schaft des Marquis de Gardouge, P: Gravron und Mr. d’Artanac, bey dem Marqu. de Montbrun, der P. Gravron fragte, ob wir das Buch, so er uns geliehen, les deux voies oppo- seés en matiere de Religion, l’examen particulier et l’autorite p par Mr. Papin, gelesen? als wir nun mit ja antworteten, bat er sich aus, uns besonders zu besuchen, und darüber unsre Meinung zu hören. Wozu wir uns denn willig finden ließen. Papin ist ein Presbyterianischer Priester in Engelland gewesen, und vermeinet dadurch, daß er von dem protestantischen principio der allein in Glaubens Sachen gültigen Schriften abgegangen, und sich der Röml: Kirche unter- worffen, aus seinem Deismo errettet worden zu seyn, als zu welchem dieses principium, seinem Befinden nach, unwiedersprechlich führen müße. Weil denn die Religions-Materien bis auf eine besondere Conferentz ausgesetzet waren, so passirete die Zeit dismal mit indifferenten discoursen, und wir begaben uns nach aufgehobener Tafel zur Post-Expedition nach Hause, wurden aber darinn durch den Zuspruch des Mr. de Ramsey, welcher wegen seiner morgenden Abreise nach Pontoise auf das tendreste Abschied nahm, in etwas gestöhret. Den 13 April. Nachmittags holete uns der Marquis de Gardouge ab, und führete uns zu der Mademoiselle du Moulin, um uns von der Warheit eines Parisischen Wunders zu überzeugen.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/252>, abgerufen am 28.11.2024.