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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Haus nehmen sollen. Bey welcher Bewandniß sie also das
an ihrer Tochter mit der Enterbung nicht bestraffen könne,
was sie selbst veranlaßet, oder doch gewiß hätte verhüten
können. Hierbey blieb es vor diesmal, und wird es von
unsern vormittägigen ordentlichen Beschäftigungen dependiren,
wie viel von denen folgenden plaidoyes in dieser Sache
wir möchten mit anhören können. Der geheimbde Rath
Fritsch
gab uns au[unleserliches Material]s hier eingelauffenen particular Brie-
fen des Grafen von Rothenburg von der Schlesischen bataille
die Nachricht, daß auf Oesterreichischer Seite 3000 geblieben,
1000 gefangen, die bagage und 8 Stücke aber von denen
Preußen erbeutet worden, von welchen letztern hingegen
nur 1500 Mann geblieben. Gegen Mittag bey der Rückkunft
in unser Hotel hatten wir von dem Graf Knuth und
seinem Hofmeister die Gegen-Visite, welcher letztere
erzehlete, daß sie den Hernhutischen Herrn Grafen von Zin-
zendorff
mit seiner Frau Gemahlin und einer Suite
von 30 Personen in Geneve hinterlaßen. Er habe um
die Erlaubniß zu predigen daselbst angesuchet, solche
aber damals noch nicht erhalten gehabt, und gehe dort die
Rede, daß er die Vereinigung derer protestantischen Kirchen
intendire, der Herr Graf selbst aber solle von dem Zweck
seiner Reise sagen, daß er solche unternommen habe,
die Brüder zu stärcken. Wie er denn im Genevisch=
und Bernischen manche Nachfolger, auch eine vornehme
Dame aus Bern in seiner Suite habe. Ferner besuchte
uns der Marquis de Montbrun, der uns auch von der
Preußischen Zeitung, item von einem Combat zwischen
6 Englischen und 4 Frantzösischen Kriegs-Schiffen entretenirte,
auch behauptete, daß niemalen ein Frantzösisches Schiff
von einem Englischen überwunden worden. Nachmittags
hatten wir wegen unsers neuen Contracts mit dem
Loueur de carosses und wegen Auswirckung der permission
nach Versailles zu fahren, mancherley Beschäftigungen.

Den 25 April.

Früh um 8 Uhr fuhren wir in Gesellschaft des Heßen-
Darmstädtischen Ministre
, der uns darum angesprochen, nach

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Haus nehmen sollen. Bey welcher Bewandniß sie also das
an ihrer Tochter mit der Enterbung nicht bestraffen könne,
was sie selbst veranlaßet, oder doch gewiß hätte verhüten
können. Hierbey blieb es vor diesmal, und wird es von
unsern vormittägigen ordentlichen Beschäftigungen dependiren,
wie viel von denen folgenden plaidoyés in dieser Sache
wir möchten mit anhören können. Der geheimbde Rath
Fritsch
gab uns au[unleserliches Material]s hier eingelauffenen particular Brie-
fen des Grafen von Rothenburg von der Schlesischen bataille
die Nachricht, daß auf Oesterreichischer Seite 3000 geblieben,
1000 gefangen, die bagage und 8 Stücke aber von denen
Preußen erbeutet worden, von welchen letztern hingegen
nur 1500 Mann geblieben. Gegen Mittag bey der Rückkunft
in unser Hotel hatten wir von dem Graf Knuth und
seinem Hofmeister die Gegen-Visite, welcher letztere
erzehlete, daß sie den Hernhutischen Herrn Grafen von Zin-
zendorff
mit seiner Frau Gemahlin und einer Suite
von 30 Personen in Geneve hinterlaßen. Er habe um
die Erlaubniß zu predigen daselbst angesuchet, solche
aber damals noch nicht erhalten gehabt, und gehe dort die
Rede, daß er die Vereinigung derer protestantischen Kirchen
intendire, der Herr Graf selbst aber solle von dem Zweck
seiner Reise sagen, daß er solche unternommen habe,
die Brüder zu stärcken. Wie er denn im Genevisch=
und Bernischen manche Nachfolger, auch eine vornehme
Dame aus Bern in seiner Suite habe. Ferner besuchte
uns der Marquis de Montbrun, der uns auch von der
Preußischen Zeitung, item von einem Combat zwischen
6 Englischen und 4 Frantzösischen Kriegs-Schiffen entretenirte,
auch behauptete, daß niemalen ein Frantzösisches Schiff
von einem Englischen überwunden worden. Nachmittags
hatten wir wegen unsers neuen Contracts mit dem
Loueur de carosses und wegen Auswirckung der permission
nach Versailles zu fahren, mancherley Beschäftigungen.

Den 25 April.

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Darmstädtischen Ministre
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[0276] 131 Haus nehmen sollen. Bey welcher Bewandniß sie also das an ihrer Tochter mit der Enterbung nicht bestraffen könne, was sie selbst veranlaßet, oder doch gewiß hätte verhüten können. Hierbey blieb es vor diesmal, und wird es von unsern vormittägigen ordentlichen Beschäftigungen dependiren, wie viel von denen folgenden plaidoyés in dieser Sache wir möchten mit anhören können. Der geheimbde Rath Fritsch gab uns aus hier eingelauffenen particular Brie- fen des Grafen von Rothenburg von der Schlesischen bataille die Nachricht, daß auf Oesterreichischer Seite 3000 geblieben, 1000 gefangen, die bagage und 8 Stücke aber von denen Preußen erbeutet worden, von welchen letztern hingegen nur 1500 Mann geblieben. Gegen Mittag bey der Rückkunft in unser Hotel hatten wir von dem Graf Knuth und seinem Hofmeister die Gegen-Visite, welcher letztere erzehlete, daß sie den Hernhutischen Hl. Grafen von Zin- zendorff mit seiner Frau Gemahlin und einer Suite von 30 Personen in Geneve hinterlaßen. Er habe um die Erlaubniß zu predigen daselbst angesuchet, solche aber damals noch nicht erhalten gehabt, und gehe dort die Rede, daß er die Vereinigung derer protestantischen Kirchen intendire, der H. Graf selbst aber solle von dem Zweck seiner Reise sagen, daß er solche unternommen habe, die Brüder zu stärcken. Wie er denn im Genevisch= und Bernischen manche Nachfolger, auch eine vornehme Dame aus Bern in seiner Suite habe. Ferner besuchte uns der Marquis de Montbrun, der uns auch von der Preußischen Zeitung, item von einem Combat zwischen 6 Englischen und 4 Frantzösischen Kriegs-Schiffen entretenirte, auch behauptete, daß niemalen ein Frantzösisches Schiff von einem Englischen überwunden worden. Nachmittags hatten wir wegen unsers neuen Contracts mit dem Loueur de carosses und wegen Auswirckung der permission nach Versailles zu fahren, mancherley Beschäftigungen. Den 25 April. Früh um 8 Uhr fuhren wir in Gesellschaft des Heßen– Darmstädtischen Ministre, der uns darum angesprochen, nach

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/276>, abgerufen am 26.11.2024.