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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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und von ihm guten Unterricht einzunehmen, Gelegenheit hatten.
Wie denn auch der Würtembergische Minister gegen uns sich heraus
ließ, daß nunmehro nach der erlangten avantage der König
in Preußen
übler dran seyn, als wenn er eingebüßet
hätte, weil Holl= und Engelland nunmehro desto eher sich öffentlich wie-
der ihn zu declariren, nicht unrerlaßen würden. Daß
er aber noch vor der Schlesischen Unternehmung mit Franck-
reich
und Bayern d'accord gewesen, solches hielte er vor
unstreitig. Nachdem wir gegen Abend mit dem Herrn von Böhmer
noch einen Spatzier-Gang in den Garten gethan, in wel-
chem dismal die Haupt-Fontainen sprungen, begaben wir
uns mit demselben in unsern Wagen wiederum anhero
zurück, und erfuhren durch die hinterlaßene Carte, daß
der prince de Guise zur Visite vor unserm Hotel gewesen.

Den 26 April.

Der Marquis de Montbrun that Illustrissimo schriftlich zu wißen, daß
die Duchesse de la Tremouille die Blattern bekommen habe, und
er sich also in ihr Haus einschließen, und in 6 Wochen
Niemand, als seine Gemahlin besuchen werde. Mit ge-
dachtem Einschließen hat es die Bewandniß, daß, wenn
jemand hier die Blattern bekommt, welche hier vor noch
gefährlicher als bey uns gehalten werden, alle Communica-
tion mit dem Hause des Patienten abgeschnitten wird,
auch diejenigen, welche dem Patienten selbst oder denen
Seinigen in der Kranckheit behülfflich seyn und ihnen Ge-
sellschaft leisten wollen, nirgend anders hinkommen
dürffen, um die böse Luft nicht weiter zu bringen,
oder wenigstens denen, welche die Blattern noch nicht
gehabt, keine alteration zu verursachen. Indeßen
werden täglich von denen nicht mit eingeschloßenen
Bekannten, täglich domestiquen hingeschickt, oder man
führet selbst vor das Haus, um sich nach dem Befinden
des Patienten bey dem portier zu erkundigen, welchem
letztern zu diesem Ende der Medicus von Zeit zu Zeit
seine Relation zustellet. Wegen des Post-Tags kamen
wir heute weiter nicht aus, als zu einem Spatzier-Gang
aux Tuileries, woselbst der Duc d'Olaune, Duc d'Aumont,
prince Cantimir, geheimbde Rath Fritsch, Graf Knuth, Monsieur
Werneck
und andere es uns an Gelegenheit zum Entretien
nicht fehlen ließen.

und von ihm guten Unterricht einzunehmen, Gelegenheit hatten.
Wie denn auch der Würtembergische Minister gegen uns sich heraus
ließ, daß nunmehro nach der erlangten avantage der König
in Preußen
übler dran seyn, als wenn er eingebüßet
hätte, weil Holl= und Engelland nunmehro desto eher sich öffentlich wie-
der ihn zu declariren, nicht unrerlaßen würden. Daß
er aber noch vor der Schlesischen Unternehmung mit Franck-
reich
und Bayern d’accord gewesen, solches hielte er vor
unstreitig. Nachdem wir gegen Abend mit dem Herrn von Böhmer
noch einen Spatzier-Gang in den Garten gethan, in wel-
chem dismal die Haupt-Fontainen sprungen, begaben wir
uns mit demselben in unsern Wagen wiederum anhero
zurück, und erfuhren durch die hinterlaßene Carte, daß
der prince de Guise zur Visite vor unserm Hôtel gewesen.

Den 26 April.

Der Marquis de Montbrun that Illustrissimo schriftlich zu wißen, daß
die Duchesse de la Tremouille die Blattern bekommen habe, und
er sich also in ihr Haus einschließen, und in 6 Wochen
Niemand, als seine Gemahlin besuchen werde. Mit ge-
dachtem Einschließen hat es die Bewandniß, daß, wenn
jemand hier die Blattern bekommt, welche hier vor noch
gefährlicher als bey uns gehalten werden, alle Communica-
tion mit dem Hause des Patienten abgeschnitten wird,
auch diejenigen, welche dem Patienten selbst oder denen
Seinigen in der Kranckheit behülfflich seyn und ihnen Ge-
sellschaft leisten wollen, nirgend anders hinkommen
dürffen, um die böse Luft nicht weiter zu bringen,
oder wenigstens denen, welche die Blattern noch nicht
gehabt, keine alteration zu verursachen. Indeßen
werden täglich von denen nicht mit eingeschloßenen
Bekannten, täglich domestiquen hingeschickt, oder man
führet selbst vor das Haus, um sich nach dem Befinden
des Patienten bey dem portier zu erkundigen, welchem
letztern zu diesem Ende der Medicus von Zeit zu Zeit
seine Relation zustellet. Wegen des Post-Tags kamen
wir heute weiter nicht aus, als zu einem Spatzier-Gang
aux Tuileries, woselbst der Duc d’Olaune, Duc d’Aumont,
prince Cantimir, geheimbde Rath Fritsch, Graf Knuth, Monsieur
Werneck
und andere es uns an Gelegenheit zum Entretien
nicht fehlen ließen.

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[0279] und von ihm guten Unterricht einzunehmen, Gelegenheit hatten. Wie denn auch der Würtenbergl: Minister gegen uns sich heraus ließ, daß nunmehro nach der erlangten avantage der König in Preußen übler dran sey, als wenn er eingebüßet hätte, weil Holl= und Engelland nunmehro desto eher sich öffentl: wie- der ihn zu declariren, nicht unrerlaßen würden. Daß er aber noch vor der Schlesischen Unternehmung mit Franck- reich und Bayern d’accord gewesen, solches hielte er vor unstreitig. Nachdem wir gegen Abend mit dHl: von Böhmer noch einen Spatzier-Gang in den Garten gethan, in wel- chem dismal die Haupt-Fontainen sprungen, begaben wir uns mit demselben in unsern Wagen wiederum anhero zurück, und erfuhren durch die hinterlaßene Carte, daß der prince de Guise zur Visite vor unserm Hôtel gewesen. Den 26 April. Der Marquis de Montbrun that Illmo schriftl: zu wißen, daß die Duchesse de la Tremouille die Blattern bekommen habe, und er sich also in ihr Haus einschließen, und in 6 Wochen Niemand, als seine Gemahlin besuchen werde. Mit ge- dachtem Einschließen hat es die Bewandniß, daß, wenn jemand die Blattern bekommt, welche hier vor noch gefährlicher als bey uns gehalten werden, alle Communica- tion mit dem Hause des Patienten abgeschnitten wird, auch diejenigen, welche dem Patienten selbst oder denen Seinigen in der Kranckheit behülfflich seyn und ihnen Ge- sellschaft leisten wollen, nirgend anders hinkommen dürffen, um die böse Luft nicht weiter zu bringen, oder wenigstens denen, welche die Blattern noch nicht gehabt, keine alteration zu verursachen. Indeßen werden von denen nicht mit eingeschloßenen Bekannten, tägl: domestiquen hingeschickt, oder man führet selbst vor das Haus, um sich nach dem Befinden des Patienten bey dem portier zu erkundigen, welchem letztern zu diesem Ende der Medicus von Zeit zu Zeit seine Relation zustellet. Wegen des Post-Tags kamen wir heute weiter nicht aus, als zu einem Spatzier-Gang aux Tuileries, woselbst der Duc d’Olaune, Duc d’Aumont, prince Cantimir, geheimbde Rath Fritsch, Graf Knuth, Mr. Werneck u. andere es uns an Gelegenheit zum Entretien nicht fehlen ließen.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/279>, abgerufen am 25.11.2024.