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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Den 27 April.

Mittags hatten wir Monsieur de Ferrus zu Gaste, und nachdem wir
denselben wieder in sein Quartier geführet, brachten wir
den Nachmittag und Abend an folgenden Orten zu 1) bey der
Marquise de Montbrun, welche noch immer kranck und im
Bette lieget, und über den Zufall ihrer Hertzens-Freundin
der Duchesse de la Tremouille höchst affligiret ist. Wie sie
uns denn umständlich und fast mit Thränen erzehlete,
daß die Duchesse, als sie Dienstag Abends bey ihr gewesen,
einen Frost gekriegt, auch auf ihr Zureden sich sogleich nach
Hause ins Bette begeben habe. Wir trösteten uns sie so
gut wir konten, und sie selbst sprach sich damit Trost zu,
daß die Duchesse von guter Constitution seyte, sagte aber
endlich gantz christlich: il faut ab[unleserliches Material]endonner. tout a la volonte
de Dieu, qui est toujours la mellieure. Der Comte de Cha-
bot
, welcher auch zum Besuch sich einfand, versicherte sie,
Nachricht zu haben, daß es mit der Patientin so gut gehe,
als es nur immer zu praetendiren und die Blattern sich schon häuffig
zeigeten. Er erzehlete dabey, daß sie gestern schon den bon
Dieu zu holen laßen und ihre Sacramenta ge-
nommen, ihrem Herrn dem Duc de la Tremouille auch zugerdet,
daß er sich darüber nicht allarmiren solle, weil sie des-
wegen nicht eher sterben werde, man aber doch den sichersten
Weg gehen müße, worauf er ihr geantwortet: vous
faites fort bien, Madame, et quoique je ne suis pas si
devot, que vous etes, je ferois pourtant de meme.
Es ist sonst dieser Duc mit unter der wenigen Anzahl
derjenigen Frantzösischen Herren die ihre Gemahlinnen lieben und
aestimiren. 2) Besuchten wir den Comte de Chabane
und sahen verschiedene mit der Feder von ihm selbst ge-
rißene vortreffliche Landschaften, auch andere schöne Ge-
mählde, wurden auch von ihm in seinem Hause, an deßen
Ausmeublirung er starck arbeiten läst, aller Orten herum
geführet, und auf den Sonntag, wie schon oben gedacht, noch-
mals eingeladen, wobey er Illustrissimo auch eines von seinen
Pferden offerirte, welches auf dem rechten Flügel bey der
Revüe vor dieselben mit einem Knecht parat stehen solte.

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Den 27 April.

Mittags hatten wir Monsieur de Ferrus zu Gaste, und nachdem wir
denselben wieder in sein Quartier geführet, brachten wir
den Nachmittag und Abend an folgenden Orten zu 1) bey der
Marquise de Montbrun, welche noch immer kranck und im
Bette lieget, und über den Zufall ihrer Hertzens-Freundin
der Duchesse de la Tremouille höchst affligiret ist. Wie sie
uns denn umständlich und fast mit Thränen erzehlete,
daß die Duchesse, als sie Dienstag Abends bey ihr gewesen,
einen Frost gekriegt, auch auf ihr Zureden sich sogleich nach
Hause ins Bette begeben habe. Wir trösteten uns sie so
gut wir konten, und sie selbst sprach sich damit Trost zu,
daß die Duchesse von guter Constitution seyte, sagte aber
endlich gantz christlich: il faut ab[unleserliches Material]endonner. tout à la volonté
de Dieu, qui est toujours la mellieure. Der Comte de Cha-
bot
, welcher auch zum Besuch sich einfand, versicherte sie,
Nachricht zu haben, daß es mit der Patientin so gut gehe,
als es nur immer zu praetendiren und die Blattern sich schon häuffig
zeigeten. Er erzehlete dabey, daß sie gestern schon den bon
Dieu zu holen laßen und ihre Sacramenta ge-
nommen, ihrem Herrn dem Duc de la Tremouille auch zugerdet,
daß er sich darüber nicht allarmiren solle, weil sie des-
wegen nicht eher sterben werde, man aber doch den sichersten
Weg gehen müße, worauf er ihr geantwortet: vous
faites fort bien, Madame, et quoique je ne suis pas si
devot, que vous etes, je ferois pourtant de même.
Es ist sonst dieser Duc mit unter der wenigen Anzahl 
derjenigen Frantzösischen Herren die ihre Gemahlinnen lieben und
aestimiren. 2) Besuchten wir den Comte de Chabane
und sahen verschiedene mit der Feder von ihm selbst ge-
rißene vortreffliche Landschaften, auch andere schöne Ge-
mählde, wurden auch von ihm in seinem Hause, an deßen
Ausmeublirung er starck arbeiten läst, aller Orten herum
geführet, und auf den Sonntag, wie schon oben gedacht, noch-
mals eingeladen, wobey er Illustrissimo auch eines von seinen
Pferden offerirte, welches auf dem rechten Flügel bey der
Revüe vor dieselben mit einem Knecht parat stehen solte.

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[0280] 133 Den 27 April. Mittags hatten wir Mr. de Ferrus zu Gaste, und nachdem wir denselben wieder in sein Quartier geführet, brachten wir den Nachmittag und Abend an folgenden Orten zu 1) bey der Marquise de Montbrun, welche noch immer kranck im Bette lieget, und über den Zufall ihrer Hertzens-Freundin der Duchesse de la Tremouille höchst affligiret ist. Wie sie uns denn umständlich und fast mit Thränen erzehlete, daß die Duchesse, als sie Dienstag Abends bey ihr gewesen, einen Frost gekriegt, auch auf ihr Zureden sich sogleich nach Hause ins Bette begeben habe. Wir trösteten sie so gut wir konten, und sie selbst sprach sich damit Trost zu, daß die Duchesse von guter Constitution sey, sagte aber endlich gantz christlich: il faut abendonner. tout à la volonté de Dieu, qui est toujours la mellieure. Der Comte de Cha- bot, welcher auch zum Besuch sich einfand, versicherte sie, Nachricht zu haben, daß es mit der Patientin so gut gehe, als es nur immer zu praetendiren u. die Blattern sich schon häuffig zeigeten. Er erzehlete dabey, daß sie gestern schon den bon Dieu zu holen laßen und ihre Sacramenta ge- nommen, ihrem Hln dem Duc de la Tremouille auch zugerdet, daß er sich darüber nicht allarmiren solle, weil sie des- wegen nicht eher sterben werde, man aber doch den sichersten Weg gehen müße, worauf er ihr geantwortet: vous faites fort bien, Madame, et quoique je ne suis pas si devot, que vous etes, je ferois pourtant de même. Es ist sonst dieser Duc mit unter der wenigen Anzahl  derjenigen Frantzöl: Hhln die ihre Gemahlinnen lieben und aestimiren. 2) Besuchten wir den Comte de Chabane und sahen verschiedene mit der Feder von ihm selbst ge- rißene vortrefl: Landschaften, auch andere schöne Ge- mählde, wurden auch von ihm in seinem Hause, an deßen Ausmeublirung er starck arbeiten läst, aller Orten herum geführet, und auf den Sonntag, wie schon oben gedacht, noch- mals eingeladen, wobey er Illmo auch eines von seinen Pferden offerirte, welches auf dem rechten Flügel bey der Revüe vor dieselben mit einem Knecht parat stehen solte.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/280>, abgerufen am 25.11.2024.