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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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der Statue ist mit einer starcken moustache bedeckt, damit man
das Ende der im Munde liegenden Röhre, aus welcher der Wind in
die Flute traversiere geblasen wird, nicht gewahr werde. Wenn
die im postement verborgene Machine aufgezogen ist, bey der
sich nothwendig ein Blasebalg finden muß, welcher die Luft
durch obgedachte Mund-Röhre in die Flöte schicket, so spielet die statue
allerhand gantz wohl gesetzte Stücke, und fingert wie ein ordentlicher
Flötenist dergestalt, daß die Thone nicht etwa durch ein verdecktes
Orgel-Werck, sondern würcklich und wahrhaftig durch das Aufheben
und Niederlaßen derer Finger verursachet worden. Die Triller
sind so vollkommen und so scharff, als von einer Menschen-Hand:
der langsame oder geschwinde Tact, nach Unterschied derer musicalischen
Stücke, wird auf das genaueste beobachtet: und. da sowol zu gewißen
Thonen, als zu dem forte und piano auf der Flute traversiere, be-
kantermaßen, der Wind stärcker oder schwächer gegeben werden muß;
so ist es als eine besondere Vollkommenheit dieser Machine zu admi-
riren, daß an derselben sich alle die Effecte finden, welche durch
ietzgedachte diversitaet des Windes verursachet worden.

2.) Das Tambourin ist, wie vielleicht nicht unbewust, eine hier
übliche music, da der musicant eine hell klingende Pfeiffe mit
der lincken Hand im Munde hält, und mit denen 3. langen Fingern
oben, mit dem Daumen aber unten die Griffe formiret, dahingegen
er mit der rechten Hand die anhengen habende Trummel schläget,
und mittelst dieses Trummel-Schlags das Gepfiffene in gehörigen
cadance accompagniret. Welches alles denn diese ebenfals auf
theatralisch angezogene statue mit der grösten Fertigkeit und auf
das accurateste praestiret.

3.) Die Endte ist das allerwundersamste, daran der obbenannte
kunstreiche Erfinder ins 5te Jahr gearbeitet hat. Der Cörper hat
zwar die vollkommene Gestalt einer Endte, ist aber nicht mit
Federn bekleidet, damit man die Bewegung desto deutlicher sehen
könne, sondern stellet mehr eine carcasse vor, welche aus
Ringen, Rieben oder Stäben von Meßing und Stahl zusammen
gesetzet ist, doch befindet sich in dem durchbrochenen Halse die-
ses Gerippes ein Schlauch, welcher dem Leder nicht unähnlich
siehet, und zu desto natürlicherer Vorstellung des Halses viel
beyträget. Es machet diese machine alle Bewegungen einer
natürlichen Endte. Sie zittert mit dem Schwantz in horizonta-
ler Lage, setzet sich nieder, stehet wieder auf, und avanciret
dabey die Brust und den Kopf auf eben die Weise, wie diese
Thiere zu thun pflegen: sie schlägt mit den Flügeln auf
mancherley Art, putzet solche auch mit dem Schnabel oben, unter
und an denen extremitae[unleserliches Material]ten, wie es nach dem Untert[unleserliches Material]auchen zu

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der Statue ist mit einer starcken moustache bedeckt, damit man
das Ende der im Munde liegenden Röhre, aus welcher der Wind in
die Flute traversiere geblasen wird, nicht gewahr werde. Wenn
die im postement verborgene Machine aufgezogen ist, bey der
sich nothwendig ein Blasebalg finden muß, welcher die Luft
durch obgedachte Mund-Röhre in die Flöte schicket, so spielet die statue
allerhand gantz wohl gesetzte Stücke, und fingert wie ein ordentlicher
Flötenist dergestalt, daß die Thone nicht etwa durch ein verdecktes
Orgel-Werck, sondern würcklich und wahrhaftig durch das Aufheben
und Niederlaßen derer Finger verursachet worden. Die Triller
sind so vollkommen und so scharff, als von einer Menschen-Hand:
der langsame oder geschwinde Tact, nach Unterschied derer musicalischen
Stücke, wird auf das genaueste beobachtet: und. da sowol zu gewißen
Thonen, als zu dem forte und piano auf der Flute traversiere, be-
kantermaßen, der Wind stärcker oder schwächer gegeben werden muß;
so ist es als eine besondere Vollkommenheit dieser Machine zu admi-
riren, daß an derselben sich alle die Effecte finden, welche durch
ietzgedachte diversitaet des Windes verursachet worden.

2.) Das Tambourin ist, wie vielleicht nicht unbewust, eine hier
übliche music, da der musicant eine hell klingende Pfeiffe mit
der lincken Hand im Munde hält, und mit denen 3. langen Fingern
oben, mit dem Daumen aber unten die Griffe formiret, dahingegen
er mit der rechten Hand die anhengen habende Trummel schläget,
und mittelst dieses Trummel-Schlags das Gepfiffene in gehörigen
cadance accompagniret. Welches alles denn diese ebenfals auf
theatralisch angezogene statue mit der grösten Fertigkeit und auf
das accurateste praestiret.

3.) Die Endte ist das allerwundersamste, daran der obbenannte
kunstreiche Erfinder ins 5te Jahr gearbeitet hat. Der Cörper hat
zwar die vollkommene Gestalt einer Endte, ist aber nicht mit
Federn bekleidet, damit man die Bewegung desto deutlicher sehen
könne, sondern stellet mehr eine carcasse vor, welche aus
Ringen, Rieben oder Stäben von Meßing und Stahl zusammen
gesetzet ist, doch befindet sich in dem durchbrochenen Halse die-
ses Gerippes ein Schlauch, welcher dem Leder nicht unähnlich
siehet, und zu desto natürlicherer Vorstellung des Halses viel
beyträget. Es machet diese machine alle Bewegungen einer
natürlichen Endte. Sie zittert mit dem Schwantz in horizonta-
ler Lage, setzet sich nieder, stehet wieder auf, und avanciret
dabey die Brust und den Kopf auf eben die Weise, wie diese
Thiere zu thun pflegen: sie schlägt mit den Flügeln auf
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[0282] 134 der Statue ist mit einer starcken moustache bedeckt, damit man das Ende der im Munde liegenden Röhre, aus welcher der Wind in die Flute traversiere geblasen wird, nicht gewahr werde. Wenn die im postement verborgene Machine aufgezogen ist, bey der sich nothwendig ein Blasebalg finden muß, welcher die Luft durch obgedachte Mund-Röhre in die Flöte schicket, so spielet die statue allerhand gantz wohl gesetzte Stücke, und fingert wie ein ordentlicher Flötenist dergestalt, daß die Thone nicht etwa durch ein verdecktes Orgel-Werck, sondern würcklich und wahrhaftig durch das Aufheben und Niederlaßen derer Finger verursachet worden. Die Triller sind so vollkommen und so scharff, als von einer Menschen-Hand: der langsame oder geschwinde Tact, nach Unterschied derer musicalischen Stücke, wird auf das genaueste beobachtet: u. da sowol zu gewißen Thonen, als zu dem forte und piano auf der Flute traversiere, be- kantermaßen, der Wind stärcker oder schwächer gegeben werden muß; so ist es als eine besondere Vollkommenheit dieser Machine zu admi- riren, daß an derselben sich alle die Effecte finden, welche durch ietzgedachte diversitaet des Windes verursachet worden. 2.) Das Tambourin ist, wie vielleicht nicht unbewust, eine hier übliche music, da der musicant eine hell klingende Pfeiffe mit der lincken Hand im Munde hält, und mit denen 3. langen Fingern oben, mit dem Daumen aber unten die Griffe formiret, dahingegen er mit der rechten Hand die anhengen habende Trummel schläget, und mittelst dieses Trummel-Schlags das Gepfiffene in gehörigen cadance accompagniret. Welches alles denn diese ebenfals auf theatralisch angezogene statue mit der grösten Fertigkeit und auf das accurateste praestiret. 3.) Die Endte ist das allerwundersamste, daran der obbenannte kunstreiche Erfinder ins 5te Jahr gearbeitet hat. Der Cörper hat zwar die vollkommene Gestalt einer Endte, ist aber nicht mit Federn bekleidet, damit man die Bewegung desto deutlicher sehen könne, sondern stellet mehr eine carcasse vor, welche aus Ringen, Rieben oder Stäben von Meßing und Stahl zusammen gesetzet ist, doch befindet sich in dem durchbrochenen Halse die- ses Gerippes ein Schlauch, welcher dem Leder nicht unähnlich siehet, und zu desto natürlicherer Vorstellung des Halses viel beyträget. Es machet diese machine alle Bewegungen einer natürlichen Endte. Sie zittert mit dem Schwantz in horizonta- ler Lage, setzet sich nieder, stehet wieder auf, und avanciret dabey die Brust und den Kopf auf eben die Weise, wie diese zu thun pflegen: sie schlägt mit den Flügeln auf mancherley Art, putzet solche auch mit dem Schnabel oben, unter und an denen extremitaeten, wie es nach dem Untertauchen zu

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/282>, abgerufen am 25.11.2024.