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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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2.) solche, welche pension geben und wie bey uns im Hospital
leben, 3) im Kopf verrückte Manns-Personen, deren Quartier
einem kleinen Dorf mit ordentlichen Gaßen ähnlich siehet, 4) Mann[s]
und Weibs-Personen, welche mit dem mal de Naple behaftet
sind, und deren iedesmal 25 von iedwedem Geschlecht zu
gleicher Zeit in die Cur genommen werden. 5) ordentliche Ge-
fangene, welche auf ordre des Königs oder des Lieutenant
de Police
hier aufbehalten werden, und in einem eignen
mit besondern Mauern umgebenen Hause dergestalt ver-
schloßen sind, daß iedweder sein apartes Behältniß hat.
Wie man denn diese armen Leute häuffig an denen
mit starcken Gittern verwehrten Fenstern sahe, durch
welche sie zum Theil Hände und Füße heraus hängeten,
um frische Luft zu schöpfen. Die Capelle dieses Gefange-
nen=Hauses ist von besonderer Einrichtung, und formiret
einen Triangul, gehet auch der Höhe nach, durch alle 5 Stock-Wercke
des Hauses hinauf. Eine Seite dieses Triangels occupiret
der Altar. Auf denen 2 andern Seiten befinden sich die
Behältniße derer Gefangenen in 5 Etagen übereinander,
welche nach der Capelle zu mit eisernen Gittern von oben
bis unten dergestalt verwahret sind, daß der Priester
die Gefangenen vom Kopf bis auf die Füße sehen kan,
und sie hinwiederum den freyen Prospect auf den Altar
haben. Unter allen diesen Gefangenen ist keiner ge-
schloßen, weil die Behältniße wohl verwahret, und mit
einer Soldaten=Schildwache besetzet ist. Wie denn auf Bi-
certe
eine eigene in 55 Mann bestehende, und wohl mon-
tirte Besatzung gehalten wird. Die Anzahl der Einwohner
erstecket sich gegenwärtig auf 4000. [unleserliches Material]. Das curiosete Stück
dieses Orts ist der große Brunn, welcher vor 8 bis 10 Jahren
erst verfertiget worden, weil der Platz hoch lieget und
kein Waßer hat, der schon vorhandene und nach gangbare
Brunn auch zu einer so weitläuffigen Nothdurft nicht
hinlänglig gewesen. Es ist gedachter großer Brunnen
von Quader-Stücken in die Rundung gebauet, und bis
aufs Waßer 128 Fuß, das Waßer aber noch 20 Fuß tieff.
Uber der Fläche des Waßers gehet eine Gallerie rings
unten in dem Brunn herum, damit im Nothfall jemand
hinunter gelaßen werden; und desto commoder die untere

2.) solche, welche pension geben und wie bey uns im Hospital
leben, 3) im Kopf verrückte Manns-Personen, deren Quartier
einem kleinen Dorf mit ordentlichen Gaßen ähnlich siehet, 4) Mann[s]
und Weibs-Personen, welche mit dem mal de Naple behaftet
sind, und deren iedesmal 25 von iedwedem Geschlecht zu
gleicher Zeit in die Cur genommen werden. 5) ordentliche Ge-
fangene, welche auf ordre des Königs oder des Lieutenant
de Police
hier aufbehalten werden, und in einem eignen
mit besondern Mauern umgebenen Hause dergestalt ver-
schloßen sind, daß iedweder sein apartes Behältniß hat.
Wie man denn diese armen Leute häuffig an denen
mit starcken Gittern verwehrten Fenstern sahe, durch
welche sie zum Theil Hände und Füße heraus hängeten,
um frische Luft zu schöpfen. Die Capelle dieses Gefange-
nen=Hauses ist von besonderer Einrichtung, und formiret
einen Triangul, gehet auch der Höhe nach, durch alle 5 Stock-Wercke
des Hauses hinauf. Eine Seite dieses Triangels occupiret
der Altar. Auf denen 2 andern Seiten befinden sich die
Behältniße derer Gefangenen in 5 Etagen übereinander,
welche nach der Capelle zu mit eisernen Gittern von oben
bis unten dergestalt verwahret sind, daß der Priester
die Gefangenen vom Kopf bis auf die Füße sehen kan,
und sie hinwiederum den freyen Prospect auf den Altar
haben. Unter allen diesen Gefangenen ist keiner ge-
schloßen, weil die Behältniße wohl verwahret, und mit
einer Soldaten=Schildwache besetzet ist. Wie denn auf Bi-
certe
eine eigene in 55 Mann bestehende, und wohl mon-
tirte Besatzung gehalten wird. Die Anzahl der Einwohner
erstecket sich gegenwärtig auf 4000. [unleserliches Material]. Das curiosete Stück
dieses Orts ist der große Brunn, welcher vor 8 bis 10 Jahren
erst verfertiget worden, weil der Platz hoch lieget und
kein Waßer hat, der schon vorhandene und nach gangbare
Brunn auch zu einer so weitläuffigen Nothdurft nicht
hinlänglig gewesen. Es ist gedachter großer Brunnen
von Quader-Stücken in die Rundung gebauet, und bis
aufs Waßer 128 Fuß, das Waßer aber noch 20 Fuß tieff.
Uber der Fläche des Waßers gehet eine Gallerie rings
unten in dem Brunn herum, damit im Nothfall jemand
hinunter gelaßen werden; und desto commoder die untere

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[0305] 2.) solche, welche pension geben und wie bey uns im Hospital leben, 3) im Kopf verrückte Manns-Personen, deren Quartier einem kleinen Dorf mit ordentln Gaßen ähnlich siehet, 4) Manns und Weibs-Personen, welche mit dem mal de Naple behaftet sind, und deren iedesmal 25 von iedwedem Geschlecht zu gleicher Zeit in die Cur genommen werden. 5) ordentl:e Ge- fangene, welche auf ordre des Königs oder des Lieutenant de Police hier aufbehalten werden, u. in einem eignen mit besondern Mauern umgebenen Hause dergestalt ver- schloßen sind, daß iedweder sein apartes Behältniß hat. Wie man denn diese armen Leute häuffig an denen mit starcken Gittern verwehrten Fenstern sahe, durch welche sie zum Theil Hände und Füße heraus hängeten, um frische Luft zu schöpfen. Die Capelle dieses Gefange- nen=Hauses ist von besonderer Einrichtung, und formiret einen Triangul, gehet auch der Höhe nach, durch alle 5 Stock-Wercke des Hauses hinauf. Eine Seite dieses Triangels occupiret der Altar. Auf denen 2 andern Seiten befinden sich die Behältniße derer Gefangenen in 5 Etagen übereinander, welche nach der Capelle zu mit eisernen Gittern von oben bis unten dergestalt verwahret sind, daß der Priester die Gefangenen vom Kopf bis auf die Füße sehen kan, und sie hinwiederum den freyen Prospect auf den Altar haben. Unter allen diesen Gefangenen ist keiner ge- schloßen, weil die Behältniße wohl verwahret, und mit einer Soldaten=Schildwache besetzet ist. Wie denn auf Bi- certe eine eigene in 55 Mann bestehende, und wohl mon- tirte Besatzung gehalten wird. Die Anzahl der Einwohner erstecket sich gegenwärtig auf 4000. Das curiosete Stück dieses Orts ist der große Brunn, welcher vor 8 bis 10 Jahren erst verfertiget worden, weil der Platz hoch lieget und kein Waßer hat, der schon vorhandene und nach gangbare Brunn auch zu einer so weitläuffigen Nothdurft nicht hinlänglig gewesen. Es ist gedachter großer Brunnen von Quader-Stücken in die Rundung gebauet, und bis aufs Waßer 128 Fuß, das Waßer aber noch 20 Fuß tieff. Uber der Fläche des Waßers gehet eine Gallerie rings unten in dem Brunn herum, damit im Nothfall jemand hinunter gelaßen werden; und desto commoder die untere

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/305>, abgerufen am 23.11.2024.