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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Ursprung um die Zeit der erfundenen Buchdruckerei zu setzen,
auch wohl vielleicht 3) eher in Italien, als in Deutschland zu
suchen sey. Sonst erwehnte er beyläuffig, daß er mit dem
Printz Eugenio in großer Verkehrung gestanden, und ihm
eine der Seinigen fast gleiche Sammlung um 100/m Livres
verkauft habe. Die heutigen Visiten waren bey dem Päbstl:
Nuncio
, der wegen seines auf den 4ten Juni bevorstehenden
öffentl: Einzuges mit neuer Ausmeublirung seines Palais
sehr geschäftig war, und wegen des Italiänischen Kriegs
Hofnung machte, daß, wegen der Spanischen Schwäche [unleserliches Material]halben we-
nigstens dis Jahr nicht viel zu besorgen seyn dürfte.
Mr. de la Tournelle, welcher in seines verstorbenen Vaters
Stelle getreten, und der Engl: Minister Tompson wurden,
nicht zu Hause gefunden, und endl: der Tag mit Beschauung
des hier alle Woche üblichen Combats des animaux beschloßen.
Die Thiere, welche mit denen abgerichteten Hunden zu-
sammen gelaßen wurden, waren: ein Wolf, ein mittel-
mäßiger und ein sehr großer Bär, ein Ochse, ein sehr
großer Tieger, ein kleines Pferd und endl: ein kleiner
Esel. Doch blieben die kriegenden Theile alle beym Leben
und wusten die Th[unleserliches Material]ürwärter mit guter addresse bey Zeiten
Frieden zu machen. Bey der Rückkunft in unser Quartier
meldete der Portier, daß der Duc de Gesvres mit seiner
gewöhnl: großen Equipage vor dem Thor gewesen,
und Illmo Visite geben wollen.

Den 16 May.

Der Vormittag wurde zum Besuch des Architecti Mr. de
Vigny
und des Sculpteur Mr. Pinau, desgl: zu Einkauffung
verschiedener Bücher
vor Illlmum angewendet. Gegen Tisch-
Zeit besuchte uns der Abbe Coyer, praeceptor des prince
de Turenne
, und wurde vor der Frantzöl: Erziehung und
Lebens-Art viel nützliches gesprochen. Nachmittags besichtigten
wir die 2 ungemein große und sehens würdige Anstalten,
Bicestre und la Salpetriere oder l'hopital generale.
Jenes lieget eine gute viertel Stunde vor der Stadt und
hat einen überaus großen wohlvermauerten Umfang, weit-
läuffige Gebäude und verschiedene Plätze von differenter Größe.
Die Einwohner sind 1) Arme, welche umsonst ernähret werden,

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Ursprung um die Zeit der erfundenen Buchdruckerei zu setzen,
auch wohl vielleicht 3) eher in Italien, als in Deutschland zu
suchen sey. Sonst erwehnte er beyläuffig, daß er mit dem
Printz Eugenio in großer Verkehrung gestanden, und ihm
eine der Seinigen fast gleiche Sammlung um 100/m Livres
verkauft habe. Die heutigen Visiten waren bey dem Päbstl:
Nuncio
, der wegen seines auf den 4ten Juni bevorstehenden
öffentl: Einzuges mit neuer Ausmeublirung seines Palais
sehr geschäftig war, und wegen des Italiänischen Kriegs
Hofnung machte, daß, wegen der Spanischen Schwäche [unleserliches Material]halben we-
nigstens dis Jahr nicht viel zu besorgen seyn dürfte.
Mr. de la Tournelle, welcher in seines verstorbenen Vaters
Stelle getreten, und der Engl: Minister Tompson wurden,
nicht zu Hause gefunden, und endl: der Tag mit Beschauung
des hier alle Woche üblichen Combats des animaux beschloßen.
Die Thiere, welche mit denen abgerichteten Hunden zu-
sammen gelaßen wurden, waren: ein Wolf, ein mittel-
mäßiger und ein sehr großer Bär, ein Ochse, ein sehr
großer Tieger, ein kleines Pferd und endl: ein kleiner
Esel. Doch blieben die kriegenden Theile alle beym Leben
und wusten die Th[unleserliches Material]ürwärter mit guter addresse bey Zeiten
Frieden zu machen. Bey der Rückkunft in unser Quartier
meldete der Portier, daß der Duc de Gesvres mit seiner
gewöhnl: großen Equipage vor dem Thor gewesen,
und Illmo Visite geben wollen.

Den 16 May.

Der Vormittag wurde zum Besuch des Architecti Mr. de
Vigny
und des Sculpteur Mr. Pinau, desgl: zu Einkauffung
verschiedener Bücher
vor Illlmum angewendet. Gegen Tisch-
Zeit besuchte uns der Abbé Coyer, praeceptor des prince
de Turenne
, und wurde vor der Frantzöl: Erziehung und
Lebens-Art viel nützliches gesprochen. Nachmittags besichtigten
wir die 2 ungemein große und sehens würdige Anstalten,
Bicestre und la Salpetriere oder l'hôpital generale.
Jenes lieget eine gute viertel Stunde vor der Stadt und
hat einen überaus großen wohlvermauerten Umfang, weit-
läuffige Gebäude und verschiedene Plätze von differenter Größe.
Die Einwohner sind 1) Arme, welche umsonst ernähret werden,

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[0304] 145 Ursprung um die Zeit der erfundenen Buchdruckerei zu setzen, auch wohl vielleicht 3) eher in Italien, als in Deutschland zu suchen sey. Sonst erwehnte er beyläuffig, daß er mit dem Printz Eugenio in großer Verkehrung gestanden, und ihm eine der Seinigen fast gleiche Sammlung um 100/m Livres verkauft habe. Die heutigen Visiten waren bey dem Päbstl: Nuncio, der wegen seines auf den 4ten Jun: bevorstehenden öffentl: Einzuges mit neuer Ausmeublirung seines Palais sehr geschäftig war, und wegen des Italiänischen Kriegs Hofnung machte, daß, der Spanischen Schwäche halben we- nigstens dis Jahr nicht viel zu besorgen seyn dürfte. Mr. de la Tournelle, welcher in seines verstorbenen Vaters Stelle getreten, und der Engl: Minister Tompson wurden, nicht zu Hause gefunden, und endl: der Tag mit Beschauung des hier alle Woche üblichen Combats des animaux beschloßen. Die Thiere, welche mit denen abgerichteten Hunden zu- sammen gelaßen wurden, waren: ein Wolf, ein mittel- mäßiger und ein sehr großer Bär, ein Ochse, ein sehr großer Tieger, ein kleines Pferd und endl: ein kleiner Esel. Doch blieben die kriegenden Theile alle beym Leben und wusten die Thürwärter mit guter addresse bey Zeiten Frieden zu machen. Bey der Rückkunft in unser Quartier meldete der Portier, daß der Duc de Gesvres mit seiner gewöhnl: großen Equipage vor dem Thor gewesen, und Illmo Visite geben wollen. Den 16 May. Der Vormittag wurde zum Besuch des Architecti Mr. de Vigny und des Sculpteur Mr. Pinau, desgl: zu Einkauffung verschiedener Bücher vor Illlmum angewendet. Gegen Tisch- Zeit besuchte uns der Abbé Coyer, praeceptor des prince de Turenne, und wurde vor der Frantzöl: Erziehung und Lebens-Art viel nützliches gesprochen. Nachmittags besichtigten wir die 2 ungemein große und sehens würdige Anstalten, Bicestre und la Salpetriere oder l'hôpital general. Jenes lieget eine gute viertel Stunde vor der Stadt und hat einen überaus großen wohlvermauerten Umfang, weit- läuffige Gebäude und verschiedene Plätze von differenter Größe. Die Einwohner sind 1) Arme, welche umsonst ernähret werden,

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/304>, abgerufen am 23.11.2024.